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Übrigens hat sich neuerdings ergeben, dass auch die Tôpferei 'in
Reichshofen, welche 1866 angegraben wurde, und welcher ich in meiner
Schrift p. 193 Erwâhnung getan habe, Sigillata und zwar Reliefsigillata
fabriziert hat. In einem inzwischen aufgefundenen Originalbriefe des Comte
de Leusse, der von der Aufdeckung des erwähnten Tôpferofens berichtet,
wird nâmlich gesagt, dass man dabei auch ,,un moule en terre orné d’arabesques“,
also eine Pressform für Reliefsigillata, gefunden habe. So tut sich
hier die sichere Aussicht auf eine weitere Fabrikationsstâtte auf, die am
Wege liegt von der „helvetisch-tribokischen“ zur „germanischen“ Linie der
deutschen Sigillatatôpfereien.
Strassburg i/E. R. Forrer.
Zur Juppitersâule von Mülfort (b. Odenkirchen).
28. In der vorigen Nummer ds. Bl. hat Prof. Schurz schon in einer Anmer-
kung S. 24 meine von seiner abweichende Deutung der Bekrônungsgruppe
der Mülforter Juppitersäule nach der »Gladbacher Zeitung« vom 16. Dezbr.
1911 erwâhnt. An dieser Deutung, die übrigens ohne mein Zutun aus einem
an den Herrn Bürgermeister von Odenkirchen gerichteten Brief in die Glad-
bacher und andere niederrheinische Zeitungen übergegangen ist, muss ich
aus verschiedenen Gründen unbedingt festhalten. Erstens kann es sich unter
keinen Umstânden um den Rest der bekannten Reitergruppe handfeln, denn
es müsste dann unbedingt wenigstens von den Hinterbeinen des Pferdes etwas
erhalten und zu sehen sein, was nicht derFall ist. Zweitens haben Giganten
keine »Schweifflossen«, sondern ihre Beine gehen in Schlangenkôpfe aus, und
ebenso ist es mit dem »Schlangenfüssler« der bekannten rheinischen Denk-
mâler. Drittens ist die vermeintliche »Schweifflosse« ein ganz unzweifelhafter
linker Menschenfuss, der auf dem Boden neben dem auf dem Bauch liegen-
den Fabelwesen auf dessen rechter Seite fest aufsteht.
Es kann sich also nur um eine rechts neben dem Schlangenfüssler
stehende Menschengestalt handeln. Damit bekommen wir ein neues Exemplar
der interessanten Variante des neben dem Giganten stehenden Jup-
piter, der dem links neben ihm liegenden Dâmon die linke Hand auf den
Kopf legt und mit der Rechten seinen Blitzstrahl zückt. Ein zweites Exem-
plar aus Merkenich im Landkreise Kôln habe ich Bonner Jahrb. 104, 1899,
S. 62 abgebildet und besprochen und dort auf weitere Parallelen hingewiesen.
Auf einer solchen mit 3 Gôtterfiguren geschmückten und geschuppten
Sâule begegnet uns der stehende Juppiter mit dem Giganten meines Wissens
hier zum ersten Mal; sonst pflegen diese Sâulen das Bild des thronenden
Juppiter in rômischer Auffassung zu tragen. Der Reiter über dem Giganten
dagegen ist auf diesen in Niedergermanien nicht seltenen Sâulen bisher noch
nicht nachgewiesen, er erscheint überhaupt erst ein einziges Mal in Nieder-
germanien in Kôln, der internationalen Grossstadt, wo eben alles zusammen-
strômte 1), die also bei einer Umschreibung des Verbreitungsgebietes mit
Vorsicht zu behandeln ist.
Ich beabsichtige auf diese interessanten niedergermanischen Juppiter-
säulen demnâchst ausführlicher zurückzukommen; hier wollte ich nur rasch
die Beschreibung und Deutung der Mülforter Sâule richtigstellen, bevor
allgemeinere Schlüsse an sie geknüpft werden, wie es z. B. in demselben
Korrespondenzblatt auf S. 31 Anm. 1 bereits zu geschehen drohte.
Bonn. H. Lehner.
J) Westd. Korrbl. XXV. 1906.40. In der Statistikbei Hertlein: »Die Juppitergigan-
tensäulen« sind S. 53 die Viergöttersteine mitgezählt, was m. E. bedenklich ist, wie H.
selbst S. 51 zugibt.
Übrigens hat sich neuerdings ergeben, dass auch die Tôpferei 'in
Reichshofen, welche 1866 angegraben wurde, und welcher ich in meiner
Schrift p. 193 Erwâhnung getan habe, Sigillata und zwar Reliefsigillata
fabriziert hat. In einem inzwischen aufgefundenen Originalbriefe des Comte
de Leusse, der von der Aufdeckung des erwähnten Tôpferofens berichtet,
wird nâmlich gesagt, dass man dabei auch ,,un moule en terre orné d’arabesques“,
also eine Pressform für Reliefsigillata, gefunden habe. So tut sich
hier die sichere Aussicht auf eine weitere Fabrikationsstâtte auf, die am
Wege liegt von der „helvetisch-tribokischen“ zur „germanischen“ Linie der
deutschen Sigillatatôpfereien.
Strassburg i/E. R. Forrer.
Zur Juppitersâule von Mülfort (b. Odenkirchen).
28. In der vorigen Nummer ds. Bl. hat Prof. Schurz schon in einer Anmer-
kung S. 24 meine von seiner abweichende Deutung der Bekrônungsgruppe
der Mülforter Juppitersäule nach der »Gladbacher Zeitung« vom 16. Dezbr.
1911 erwâhnt. An dieser Deutung, die übrigens ohne mein Zutun aus einem
an den Herrn Bürgermeister von Odenkirchen gerichteten Brief in die Glad-
bacher und andere niederrheinische Zeitungen übergegangen ist, muss ich
aus verschiedenen Gründen unbedingt festhalten. Erstens kann es sich unter
keinen Umstânden um den Rest der bekannten Reitergruppe handfeln, denn
es müsste dann unbedingt wenigstens von den Hinterbeinen des Pferdes etwas
erhalten und zu sehen sein, was nicht derFall ist. Zweitens haben Giganten
keine »Schweifflossen«, sondern ihre Beine gehen in Schlangenkôpfe aus, und
ebenso ist es mit dem »Schlangenfüssler« der bekannten rheinischen Denk-
mâler. Drittens ist die vermeintliche »Schweifflosse« ein ganz unzweifelhafter
linker Menschenfuss, der auf dem Boden neben dem auf dem Bauch liegen-
den Fabelwesen auf dessen rechter Seite fest aufsteht.
Es kann sich also nur um eine rechts neben dem Schlangenfüssler
stehende Menschengestalt handeln. Damit bekommen wir ein neues Exemplar
der interessanten Variante des neben dem Giganten stehenden Jup-
piter, der dem links neben ihm liegenden Dâmon die linke Hand auf den
Kopf legt und mit der Rechten seinen Blitzstrahl zückt. Ein zweites Exem-
plar aus Merkenich im Landkreise Kôln habe ich Bonner Jahrb. 104, 1899,
S. 62 abgebildet und besprochen und dort auf weitere Parallelen hingewiesen.
Auf einer solchen mit 3 Gôtterfiguren geschmückten und geschuppten
Sâule begegnet uns der stehende Juppiter mit dem Giganten meines Wissens
hier zum ersten Mal; sonst pflegen diese Sâulen das Bild des thronenden
Juppiter in rômischer Auffassung zu tragen. Der Reiter über dem Giganten
dagegen ist auf diesen in Niedergermanien nicht seltenen Sâulen bisher noch
nicht nachgewiesen, er erscheint überhaupt erst ein einziges Mal in Nieder-
germanien in Kôln, der internationalen Grossstadt, wo eben alles zusammen-
strômte 1), die also bei einer Umschreibung des Verbreitungsgebietes mit
Vorsicht zu behandeln ist.
Ich beabsichtige auf diese interessanten niedergermanischen Juppiter-
säulen demnâchst ausführlicher zurückzukommen; hier wollte ich nur rasch
die Beschreibung und Deutung der Mülforter Sâule richtigstellen, bevor
allgemeinere Schlüsse an sie geknüpft werden, wie es z. B. in demselben
Korrespondenzblatt auf S. 31 Anm. 1 bereits zu geschehen drohte.
Bonn. H. Lehner.
J) Westd. Korrbl. XXV. 1906.40. In der Statistikbei Hertlein: »Die Juppitergigan-
tensäulen« sind S. 53 die Viergöttersteine mitgezählt, was m. E. bedenklich ist, wie H.
selbst S. 51 zugibt.