46
discher Schutthügel zu trennen von dem VERECVND und VERECVNDVS
signierenden Lampen- und Relieftôpfer von Windisch, und zwar so, dass der
Glattwarentöpfer der Vorläufer des Relieftôpfers, dieser sein Nachkomme ist.
Dieser spâtere Verecundus von Windisch steht nach Stil und Signatur in
zweifellosem und absolut gesichertem Zusammenhang mit dem von Itten-
weiler. Und dass er zeitlich herabzusetzen ist, wurde mir schon Sommer
1911 klar, als ich im Schweizer Landesmuseum zu Zürich eine bisher den
Sigillataforschern unbekannte Pressform von Windisch ausgestellt fand,
welche denlttenweiler Puttomit Stock (Forrer, Heiligenberg-Ittenweiler Fig. 139)
vereinigt mit dem Ittenweiler Eierstab (Fig. 157 oder 162, 163) und dem
Namensstempel COBNERTVS F trâgt. Verecundus von Windisch und Itten-
weiler rückt hier also nahe an den bekannten Rheinzaberner Cobnert heran.
Cobnert erweist sich hier als ehedem in Windisch tôpfernder Nachfolger des
Relieftôpfers Verecund von ebendort. Letzterer arbeitete aber auch in Itten-
weiler mit denselben Formen und dem gleichen Namensstempel, hier mit
Cibisus als Nachfolger. So ergibt sich für Windisch im Gegensatz zu meiner
früheren Annahme eine den Legionsabzug wesentlich überdauernde Sigillata-
tôpferei und wir sind damit auch für Verecundus von Heiligenberg nicht
mehr an jenes Datum gebunden. Wie aber das Studium der Cibisusschale
von Kempten erwiesen hat, ist es nicht angângig, Heiligenberg — so wenig
wie Ittenweiler — auf Grund jener Schale volle 50 Jahre herabzusetzen. Ein
bis zwei Jahrzehnte werden vollauf genügen, nachdem sich gezeigt hat, dass
Ittenweiler zu den spätzeitlichen Parallelstationen gehôrt.
Ueber die Frage, ob mit Ittenweiler nicht auch Heiligenberg zeitlich
herabzusetzen sei, habe ich schon früher mit Barthel und Drexel korrespondiert.
Barthel glaubte, dass man überhaupt ca. 20 Jahre zugeben müsse, Drexel,
dass die Fabrik ein bis zwei Jahrzehnte spâter angefangen, aber auch schon
ein bis zwei Jahrzehnte früher als ich annehme aufgehôrt habé. Die Erfah-
rungen der Herren Barthel und Drexel stützen sich auf das Vorkommen von
Heiligenberger Ware in dén Limeskastellen, also an vom Ursprungsorte der
Ware wesentlich entfernt liegenden Punkten. Bevor Heiligenberg bis dorthin
seine Ware lieferte, dürfte es sich die nâhere Umgegend als Konsumenten
gesichert haben. Unsere Funde in Heiligenberg selbst stammen aus den
Abfallhaufen der Ôfen, d. h. sind Abfallware, welche hier deponiert
wurde, bevor überhaupt noch die Verkaufsware die Fabrik ver-
lassen hatte. Die Funde in den Kastellen etc. sind dagegen Bruchware
nach mehr und minder langem Gebrauch. Wenn sich nun in einem
entfernten Kastell Heiligenberger Ware mit spâtzeitlichen Münzen zusammen-
findet, so ist das nach dem eben angedeuteten nicht befremdlich und es
braucht daraus nicht gleich auf eine spâtere Ursprungszeit jener Sigillata
geschlossen werden. Bevor im Verlaufe der zweiten Hâlfte .des 19. Jahrhun-
derts unsere Sammler die alten Siegburger und Raerener Krüge und Porzellane
aufkauften, enthielt fast jeder Haushalt Geschirrreste, deren Ursprung 50,
100 und mehr Jahre hinter der Neuzeit zurücklag. Die gleichen Verhâltnisse
werden wir auch im rômischen Haushalte annehmen und ganz besonders für
jene Stâdte und Kastelle etc. voraussetzen müssen, die weit abseits der
Fabrikationszentren lagen 3). Diese Verhâltnisse gelten natürlich nicht nur für
Heiligenberg und Ittenweiler, sondern auch für die andern germanischen und
erst recht für die helvetischen und gallischen Fabrikate. Aber die Cibisus-
schale von Kempten hebt doch hervor, dass wir in Zukunft unsere germanischen
und helvetischen Sigillaten stets eher herwärts, als rückwârts datieren müssen.
3) Erst recht natürlich für die englischen Fundorte, wie sie im letzten Heft
des Korrespondenzblattes erwâhnt worden sind.
discher Schutthügel zu trennen von dem VERECVND und VERECVNDVS
signierenden Lampen- und Relieftôpfer von Windisch, und zwar so, dass der
Glattwarentöpfer der Vorläufer des Relieftôpfers, dieser sein Nachkomme ist.
Dieser spâtere Verecundus von Windisch steht nach Stil und Signatur in
zweifellosem und absolut gesichertem Zusammenhang mit dem von Itten-
weiler. Und dass er zeitlich herabzusetzen ist, wurde mir schon Sommer
1911 klar, als ich im Schweizer Landesmuseum zu Zürich eine bisher den
Sigillataforschern unbekannte Pressform von Windisch ausgestellt fand,
welche denlttenweiler Puttomit Stock (Forrer, Heiligenberg-Ittenweiler Fig. 139)
vereinigt mit dem Ittenweiler Eierstab (Fig. 157 oder 162, 163) und dem
Namensstempel COBNERTVS F trâgt. Verecundus von Windisch und Itten-
weiler rückt hier also nahe an den bekannten Rheinzaberner Cobnert heran.
Cobnert erweist sich hier als ehedem in Windisch tôpfernder Nachfolger des
Relieftôpfers Verecund von ebendort. Letzterer arbeitete aber auch in Itten-
weiler mit denselben Formen und dem gleichen Namensstempel, hier mit
Cibisus als Nachfolger. So ergibt sich für Windisch im Gegensatz zu meiner
früheren Annahme eine den Legionsabzug wesentlich überdauernde Sigillata-
tôpferei und wir sind damit auch für Verecundus von Heiligenberg nicht
mehr an jenes Datum gebunden. Wie aber das Studium der Cibisusschale
von Kempten erwiesen hat, ist es nicht angângig, Heiligenberg — so wenig
wie Ittenweiler — auf Grund jener Schale volle 50 Jahre herabzusetzen. Ein
bis zwei Jahrzehnte werden vollauf genügen, nachdem sich gezeigt hat, dass
Ittenweiler zu den spätzeitlichen Parallelstationen gehôrt.
Ueber die Frage, ob mit Ittenweiler nicht auch Heiligenberg zeitlich
herabzusetzen sei, habe ich schon früher mit Barthel und Drexel korrespondiert.
Barthel glaubte, dass man überhaupt ca. 20 Jahre zugeben müsse, Drexel,
dass die Fabrik ein bis zwei Jahrzehnte spâter angefangen, aber auch schon
ein bis zwei Jahrzehnte früher als ich annehme aufgehôrt habé. Die Erfah-
rungen der Herren Barthel und Drexel stützen sich auf das Vorkommen von
Heiligenberger Ware in dén Limeskastellen, also an vom Ursprungsorte der
Ware wesentlich entfernt liegenden Punkten. Bevor Heiligenberg bis dorthin
seine Ware lieferte, dürfte es sich die nâhere Umgegend als Konsumenten
gesichert haben. Unsere Funde in Heiligenberg selbst stammen aus den
Abfallhaufen der Ôfen, d. h. sind Abfallware, welche hier deponiert
wurde, bevor überhaupt noch die Verkaufsware die Fabrik ver-
lassen hatte. Die Funde in den Kastellen etc. sind dagegen Bruchware
nach mehr und minder langem Gebrauch. Wenn sich nun in einem
entfernten Kastell Heiligenberger Ware mit spâtzeitlichen Münzen zusammen-
findet, so ist das nach dem eben angedeuteten nicht befremdlich und es
braucht daraus nicht gleich auf eine spâtere Ursprungszeit jener Sigillata
geschlossen werden. Bevor im Verlaufe der zweiten Hâlfte .des 19. Jahrhun-
derts unsere Sammler die alten Siegburger und Raerener Krüge und Porzellane
aufkauften, enthielt fast jeder Haushalt Geschirrreste, deren Ursprung 50,
100 und mehr Jahre hinter der Neuzeit zurücklag. Die gleichen Verhâltnisse
werden wir auch im rômischen Haushalte annehmen und ganz besonders für
jene Stâdte und Kastelle etc. voraussetzen müssen, die weit abseits der
Fabrikationszentren lagen 3). Diese Verhâltnisse gelten natürlich nicht nur für
Heiligenberg und Ittenweiler, sondern auch für die andern germanischen und
erst recht für die helvetischen und gallischen Fabrikate. Aber die Cibisus-
schale von Kempten hebt doch hervor, dass wir in Zukunft unsere germanischen
und helvetischen Sigillaten stets eher herwärts, als rückwârts datieren müssen.
3) Erst recht natürlich für die englischen Fundorte, wie sie im letzten Heft
des Korrespondenzblattes erwâhnt worden sind.