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Meter lange Bohrer nur spâtere angefüllte Erde aufbrachte und nicht einmal
den gewachsenen Boden zu erreichen vermochte. Es war also klar, dass wo
jetzt das Landgut Hoekenburg am Ufer des Kanales liegt, in rômischer Zeit
Wasser gewesen, welches die Sandplatte, auf welcher das Rômerkastell lag,
bespülte, und dessen Bett von der allmahlich gegen den Sand ansteigenden
Tonschicht gebildet wurde.
Nun war es mir früher schon môglich gewesen, den alten Wasserstand
des Grundwassers in rômischer Zeit zu bestimmen. An verschiedenen Stellen
waren nâmlich im Kastell mit Holz verschalte Brunnen gefunden worden,
von denen das Holz im Sandboden natürlicherweise ganz vermodert war;
nur der untere Teil der Holzverschalung, der vom Grundwasser fortwâhrend
geschützt worden war, hatte sich erhalten. Bei allen diesen Brunnen nun
gingen genau bei einer Tiefe von 70 cm Amsterdamer Pegel die schwarzen
Spuren des vermoderten Holzes in wirkliche, gut konservierte Holzbretter
über. Es konnte also kein Zweifel sein, dass der Grundwasserstand, der
jetzt um einige Decimeter höher ist, in rômischer Zeit etwa 70 cm (A. P.)
gewesen wâre. In dieser Weise konnten wir uns also auch einigermassen
vorstellen, wie tief mindestens das Wasser in oben genanntem Bette gestanden
haben muss. Auf der Linié („Boringslyn“) 6 auf der Karte reichte das Wasser-
bett schon bis 60 cm unter dem alten Grundwasserstande und etwa 50 m
weiter dem „Vliet“ zu (bei der Linie 7 der Karte) hatte es schon eine Tiefe
bis zu 1.50 m erreicht (in den „Oudheidkundige Mededeelingen“ findet man
die verschiedenen Bohrungsprofile genau gezeichnet). Dass also Schiffe von
bedeutendem Tiefgang sich aus dem Kanale ,,de Vliet“ der Sandplatte, wo-
rauf das Kastell liegt, hatten nähern kônnen, war klar. Am merkwürdigsten
ist es nun aber, dass die westliche Kastellmauer nicht nur bis zum Rande
des alten Wasserbettes durchgeht, sondern weit in dasselbe hineinreicht bis
nahe an den Kanal ,,de Vliet“ hin. Die Karte in den „Mededeelingen“ zeigt, wie
weit wir die Mauer auf dem Landgute Hoekenburg haben verfolgenkônnen. Es
versteht sichaber, dass dieseMauer, nachdem sie den festen Sandboden verlassen,
nichtohneWeiteres ins Wasser hinein auf die schlaffe Tonschicht gebaut werden
konnte Wie es aber die Photographie (Abb. 33) deutlicher als jede Beschrei-
bung erkennen lâsst, ruht hier die Mauer auf in den Tonboden eingerammten
Pfâhlen. Es ist also klar, dass sich die Kastellmauer als eine Art Hafen-
haupt ins Wasser fortgesetzt hat, dass sie also einen an das Kastell anschlies-
senden Hafen mitumschlossen hat.
Am Wasser lagen offenbar einige kleine Gebâude aus Holz, deren unregel-
mässige Spuren etwa auf der Mitte der Karte in den „Mededeelingen“ gezeichnet
sind. Eben ihr unregelmâssiger Grundriss zeigt, dass sie nicht mehr zu der
eigentlichen Kastellanlage gehören. Es waren dies also die Gebâude, wie wir sie
ausserhalb des Kastells, am Strande des Hafens, erwarten konnten. So lieferten
unsere Ausgrabungen eine prachtvolle Illustration der bekannten Hafenbe-
schreibung Arrian’s (Periplus 9, 4) und brachten uns den ünwidersprechlichen
Beweis dafür, dass das Rômerkastell Arentsburg wirklich der Kriegshafen
gewesen, den wir hier vermuteten. Ein grosser Teil des Kastells liegt noch
unter der Erde. Seine Ausgrabung wird noch voraussichtlich drei Sommer
in Anspruch nehmen.
*
NEUE FUNDE.
Mainz. Rômische Grabsteine.
47. Bei Weisenau wurden neben der Weinbergstrasse (früher Radweg
genannt), unter der, wie Neeb neuerdings festgestellt hat, die rômische Strasse
liegt, neuerdings wieder einige bemerkenswerte Grabsteine gefunden.
Meter lange Bohrer nur spâtere angefüllte Erde aufbrachte und nicht einmal
den gewachsenen Boden zu erreichen vermochte. Es war also klar, dass wo
jetzt das Landgut Hoekenburg am Ufer des Kanales liegt, in rômischer Zeit
Wasser gewesen, welches die Sandplatte, auf welcher das Rômerkastell lag,
bespülte, und dessen Bett von der allmahlich gegen den Sand ansteigenden
Tonschicht gebildet wurde.
Nun war es mir früher schon môglich gewesen, den alten Wasserstand
des Grundwassers in rômischer Zeit zu bestimmen. An verschiedenen Stellen
waren nâmlich im Kastell mit Holz verschalte Brunnen gefunden worden,
von denen das Holz im Sandboden natürlicherweise ganz vermodert war;
nur der untere Teil der Holzverschalung, der vom Grundwasser fortwâhrend
geschützt worden war, hatte sich erhalten. Bei allen diesen Brunnen nun
gingen genau bei einer Tiefe von 70 cm Amsterdamer Pegel die schwarzen
Spuren des vermoderten Holzes in wirkliche, gut konservierte Holzbretter
über. Es konnte also kein Zweifel sein, dass der Grundwasserstand, der
jetzt um einige Decimeter höher ist, in rômischer Zeit etwa 70 cm (A. P.)
gewesen wâre. In dieser Weise konnten wir uns also auch einigermassen
vorstellen, wie tief mindestens das Wasser in oben genanntem Bette gestanden
haben muss. Auf der Linié („Boringslyn“) 6 auf der Karte reichte das Wasser-
bett schon bis 60 cm unter dem alten Grundwasserstande und etwa 50 m
weiter dem „Vliet“ zu (bei der Linie 7 der Karte) hatte es schon eine Tiefe
bis zu 1.50 m erreicht (in den „Oudheidkundige Mededeelingen“ findet man
die verschiedenen Bohrungsprofile genau gezeichnet). Dass also Schiffe von
bedeutendem Tiefgang sich aus dem Kanale ,,de Vliet“ der Sandplatte, wo-
rauf das Kastell liegt, hatten nähern kônnen, war klar. Am merkwürdigsten
ist es nun aber, dass die westliche Kastellmauer nicht nur bis zum Rande
des alten Wasserbettes durchgeht, sondern weit in dasselbe hineinreicht bis
nahe an den Kanal ,,de Vliet“ hin. Die Karte in den „Mededeelingen“ zeigt, wie
weit wir die Mauer auf dem Landgute Hoekenburg haben verfolgenkônnen. Es
versteht sichaber, dass dieseMauer, nachdem sie den festen Sandboden verlassen,
nichtohneWeiteres ins Wasser hinein auf die schlaffe Tonschicht gebaut werden
konnte Wie es aber die Photographie (Abb. 33) deutlicher als jede Beschrei-
bung erkennen lâsst, ruht hier die Mauer auf in den Tonboden eingerammten
Pfâhlen. Es ist also klar, dass sich die Kastellmauer als eine Art Hafen-
haupt ins Wasser fortgesetzt hat, dass sie also einen an das Kastell anschlies-
senden Hafen mitumschlossen hat.
Am Wasser lagen offenbar einige kleine Gebâude aus Holz, deren unregel-
mässige Spuren etwa auf der Mitte der Karte in den „Mededeelingen“ gezeichnet
sind. Eben ihr unregelmâssiger Grundriss zeigt, dass sie nicht mehr zu der
eigentlichen Kastellanlage gehören. Es waren dies also die Gebâude, wie wir sie
ausserhalb des Kastells, am Strande des Hafens, erwarten konnten. So lieferten
unsere Ausgrabungen eine prachtvolle Illustration der bekannten Hafenbe-
schreibung Arrian’s (Periplus 9, 4) und brachten uns den ünwidersprechlichen
Beweis dafür, dass das Rômerkastell Arentsburg wirklich der Kriegshafen
gewesen, den wir hier vermuteten. Ein grosser Teil des Kastells liegt noch
unter der Erde. Seine Ausgrabung wird noch voraussichtlich drei Sommer
in Anspruch nehmen.
*
NEUE FUNDE.
Mainz. Rômische Grabsteine.
47. Bei Weisenau wurden neben der Weinbergstrasse (früher Radweg
genannt), unter der, wie Neeb neuerdings festgestellt hat, die rômische Strasse
liegt, neuerdings wieder einige bemerkenswerte Grabsteine gefunden.