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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Wagner, Ernst: Ober-Grombach (Amt Bruchsal): Römische Niederlassung
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Helmke, Paul: Neue Funde auf dem Goldstein bei Bad Nauheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0054

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Fachwerkbau erhoben haben mag, dessen Lehmbewurf noch die Abdrücke
der Holzriegel zeigte. Das Mauerwerk von E und F erschien wenig mehr
deutlich; etwas weiter ôstlich lagen Tonscherben, darunter solche von einer
grossen Amphora, und Eisenteile von einem Schloss. Südlich davon lehnte
sich bei B an die Umfassungsmauer, aber nicht im Verband mit ihr stehend,
ein rechteckiger (16 : iom) Bau an, mit noch bis zu i m anfgehendem
Mauerwerk und Resten von Fachwerkbau über oder innerhalb der massiven
Umfassungsmauern, auch Leistenziegeln vom Dach. Der Eingang war nicht
mehr festzustellen. Nördlich war ein gegen O. offener Schuppen, wahr-
scheinlich in ursprünglichem Holzbau auf leichtem Fundament angefügt.

Die von C aus ostwârts abgehende grosse Mauer fand sich in ca. 40 m
Entfernung unterbrochen durch einen rechteckigen (8:7 m) 2,20 m tief in
den gewachsenen Boden senkrecht abwärts gestochenen Raum C, in welchem
ein Kalkofen mit zwei Feuerrâumen, der eine 80:70:90, der andere
70 : 65 : 80 cm stand. Beide Râume waren aus Kalksteinen im Mortelverband
Tonnengewölben âhnlich aufgebaut. Über und vor dem Ofen erschienen bis
in i m Tiefe Massen von rohgebrannter Ziegelerde, sonst in den Feuerungen
und an den Umfassungswänden, besonders in der südôstlichen Ecke, lag
noch viel weisser gebrannter Kalk. Vor den westlichen und ôstlichen Ab-
stichen zeigten sich Reste von Mauerrampen. Wenig südlich davon bei Z>
wurden dann noch Reste eines auf lockeren Mauern errichteten kleinen
rechteckigen (4:6m) Holzbaus, und in dessen Nâhe eine gegen 2 m tiefe
Senkgrube mit vielen Tonscherbenresten gefunden.

Die Ausbeute an Kleinfunden war nicht sehr bedeutend; viele Ton-
scherben von grossen Amphoren, Reibschalen, grauen Schüsseln, Falten-
bechern, Sigillaten der mittleren nnd spâteren Zeit aus Rheinzabern, darunter
Stücke von Bildschüsseln, Tassen etc., 9 Stempel, einige Sgraffiti (einer mit
grossen Buchstaben IVVENIS), Scherben mit innerer Verzierung etc.; Glas-
scherben, die eiserne Klinge eines Beils, Knochenwerkzeuge (Pfriemen etc ),
Formen und Werkzeugstücke aus Stein, besonders ein schôner Schaber aus
Feuerstein, aus dem Norden oder aus Gallien importiert, der beweist, dass
solches Werkzeug auch noch in rômischer Zeit Verwendung fand.

Die ganze Anlage ist, wie eine Reihe verwandter in der Gegend, in
die zweite Hälfte des II. Jahrhunderts zu setzen; bedauerlich bleibt ihre
starke Zerstôrung, die wohl Einsicht in ihre bauliche Ausdehnung gestattet,
aber wenig mehr über die Art und Bedeutung der Bauten über dem Boden,
ihren Zweck und ihre Einrichtung erkennen lâsst.

Karlsruhe. E. Wagner.

Neue Funde auf dem Goldstein bei Bad Nauheim.

25. Bei der Bahnhofserweiterung in Bad Nauheim wurde im September und
Oktober 1910 eine Reihe von Brandgräbern aufgedeckt, die eine Ergânzung
der Dieffenbachschen Grabungen bedeuten. Die Fundstelle bildet die Fort-
setzung des von Dieffenbach aufgeschlossenen Grabfeldes in südlicher Rich-
tung; sie liegt auf dem sog. Goldstein und enthielt 25 Grâber, deren Inhalt
zum grôssten Teil geborgen werden konnte. Erst die Inbetriebnahme eines
Löffelbaggers zur schnelleren Bewâltigung der Erdarbeiten machte weitere
Untersuchungen unmôglich, doch scheint es nach den Beobachtungen des
Grossh. Bauinspektors Sprengel in Bad Nauheim, der die Fundumstânde
in ausserordentlich gewissenhafter Weise kontrolliert und die Gegenstânde
für die staatliche Sammlung in Bad Nauheim gerettet hat, dass die Grâber
 
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