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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 1 (Januar u. Februar)
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Wolf, Adolf: Oehringen: eine römische Wasserleitung
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Poppelreuter, Josef: Köln: zur Glasschale mit Circusrennen
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Köngen / Betteldorf / Schönbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0022

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8

Die Voranstellung von deabus und die Formel in h. d. d. spricht nach RieseT
Zur Gesch. des Götterkultus (Westd. Zeitschr. XVII S. I ff. nicht gegen die' obige
Zeitstellung.

Eine nähere Besprechung der Inschriften werde ich in den nächsten „Fund-
berichten aus Schwaben“ (XIX 1911) noch geben.

Oehringen. A d o 1 f W o 1 f.

Kôln. Zur Glasschale mit C ircusrennen.

3. Z11 der S. 70ff. erwälinten in Côln gefundenen Glasschale mit Darstellung eines

Circusrennens, welche ich inzwischen in der Festschrift des Wallraf-Richartz-Museums
publizierte, habe ich nachzutragen, dass das Mittel-Medaillon keinèn Kaiser darstellt,
wie ich in der Festschrift sagte, eine Vorstellung, in welche ich seit dem ersten
Augenblick der Auffindung bei der Roheit der Darstellung hineingeraten war, da
der Dargestellte alt und wegen der unförmlichen Grösse des Kinns bartig dargestellt
erschien. Es ist vielmehr Sol gemeint. In Wirklichkeit erscheint ja bei Sol im
IV. Jahrhundert weniger der kreisrunde um das ganze Haupt laufende Strahlenkreis,
sondern vereinzelte Zacken nach Art der Krone wie hier. Nach einer mündlichen
Anregung von Prof. Maionica aus Aquileja würden die Strahlen, welche sich grade auf
die Zahl 12 belaufen, die 12 Monate des Jahres darstellen. Ich môchte dieser An-
regung folgen und sie nur modificieren: es sind nicht die 12 Monate des Jahres,
sondern die 12 Stunden des Tages; dargestellt ist also niclit nur der Patron der
Peitschenschwinger, sondern zugleich — sehr pointiert! — die Rennuhr.

Côln. Poppelr euter.

4. Kôngen. Reste einer Jupiter-Gi-
ganten-Sâule undAltar mitlnschrift.
Beim Aushub des Grabens für den Wieder-
aufbau der Südostecke des Kôngener
Kastells, der vom schwâbischen Albverein
ausgeführt wird, stiess man am 6.0kt. 1911 in
2,20m Tiefe auf ein rômisches Bildwerk
aus Stubensandstein mit Inschrift. Der im
Querschnitt quadratische Steinblock von 63
cm, noch 58 cm hoch, lâsst, trotzdem er unten
zerstôrt ist, deutlich genug alles erkennen.
Auf 3 Seiten folgen von rechts nach links
Viktoria mit Kranz und Palrne, Diana
mit Köcher und Bogen, A p o 11 o mit
Leier und Schlagstabchen. Auf den in
gutem Relief gearbeiteten Figuren sitzen
noch deutliche Spuren des Ueberzugs von
weissem Stuck (Marmorimitation) und auf
der Einfassung des Bildes scheintnoch Rot
aufgemalt gewesen zu sein. Auch die In-
schriftseite ist noch jetzt mit einer starken
weissen Schicht überzogen. Die Inschrift
lautet: I(ovi) Ofpiimo). M(aximo) 1. N. II(ono-
rem) . D(omus) .H(ivinae) T(itws) . AELIVS
VICTOÈ V(otum) B(olvit) JL(aetus) L(ibens)
M(erito).

Ein unweit davon gefundener Rumpf
eines Mannes mit fliegendem Mantel ist als
Juppiter zu deuten und der ganze Fund als
der Rest einer Gigantensâule. Dessen
wesentlichste Teile, ein viereckiger Stein
mit 4 Gôttern oder 3 Gôttern und Inschrift,
ein über einen Giganten wegreitender Gott
auf einer Sâule, sind hier gefunden. Unser
Stein hat oben ein Dübelloch, also war eine
Fortsetzung nach oben in ihn eingelassen.

Interessant ist dabei, dass unter den
vielen Gruppen oder Gruppenresten dieses
Typus, die unser Land schon ergeben hat,
hier zum erstenmal ein Dreigôtterstein
mit Inschrift vorkommt; sodann die eigen-
artige Gôtterzusammenstellung. Wir kennen
aus Reliefs des Schônbuchs die Zusammen-
stellung von Diana und Victoria, und von
einem Viergôtterstein aus Wildberg im
Schwarzwald unsere Gôtterreihe zusammen
mit Silvanus : das kann kaum ohne Beziehung
auf die natürlichen Verhâltnisse des Bodens,
auf demderStifter diesesMonuments wohnte,
gedacht werden. Dieser Mann ist kein
Soldat; solche Darstellungen haben nichts
mit dem Militâr zu tun. Er heisst Aelius
mit dem Gentilnamen, der oft vorkommt
seit dem Kaiser Aelius Hadrianus ; Victor
ist ein haufiger Beiname, Victoria war seine
naheliegende Schutzpatronin. Da er aber
dem obersten Gott und dem Kaiser das
Seine gibt, so lasst erin seiner Dedikations-
inschri t auf den Namen des Gottes die
Formel „in honorem domus divinae“, d. h.
zu Ehren des gôttlichen Kaiserhauses folgen,
ein Gebrauch, der von etwa 170 n. Chr.
hâufig wurde, aber meist die Weihinschriften
beginnt. Damit ist unser Monument auch
datiert.

Wenige Tage darauf ergaben die Aus-
grabungen an der Südostecke des Kôngener
Rômerkastells wieder einen interessanten
Fund: Dicht an der sehr tief fundamen-
tierten Aussenmauer des Eckturms lag im
Graben in 1V2 m Tiefe ein Altar aus grob-
kornigem Sandstein (wohl aus den Mittel-
 
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