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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Pagenstecher, Rudolf: Einsatzstück eines Kandelabers
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0076

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62

hier voraussetzen. Um den unteren Teil des Stückes sind drei Lampen
herumgeordnet, welche auf plumpen von dem runden Tellerchen ausgehenden
Zungen aufliegen. Erhalten ist von diesen dreien nur die auf der Abbildung
sichtbare; sie ist kreisrund und in der Mitte, aus der sich der kleine Conus
erhebt, offen. Die Tülle ist ziemlich lang und unverziert wie das ganze Stück.

Dieses Einsatzstück endet unten ebenso wie jene Räucherschälchen in
einen Zapfen, der beweist, dass unser ganzer kleiner Lichttrâger bestimmt
war, auf einen Untersatz gesetzt zu werden, der in der Form dem der Râucher-
schalen zweifellos sehr âhnlich gewesen sein muss. War er aus Ton, so wird
sich Hierhergehôriges anderweitig erhalten haben, doch ist mir nichts Ent-
sprechendes bekannt geworden ’).

Die Höhe des Erhaltenen betrâgt iok'a cm, die grösste Lânge der
Lampe 7> ihr Durchmesser 5 SU- Der schlechten Arbeit nach ist das Stück
lokal und jedenfalls rômisch. Die Reste des schwarzen Firnisses sprechen

mcht dagegen (Mainzer Zeitschrift VI
Heidelberg.

LITERATUR.

40. E. Espérandieu, Recueil général des bas-
reliefs, statues et bustes de la Gaule
Romaine. TomelII: Lyonnaise, pre-
mière partie. Paris 1910. 476 S. 4 0.

Der dritte Band des grossen Werks, dessen
frühere Bände in diesen Blättern (I S. 81 f.
und III S. 13 f.) besprochen worden sind,
trâgt die Jahreszahl 1910, ist aber dem
Referenten erst im Sommer 1911 zuge-
gangen. Dass seine Ankündigung sich
dann noch bis in das folgende Jahr ver-
zögert hat, lâsst sich freilich auch mit dem
Hinw>eis auf andere Verpflichtungen kaum
entschuldigen, da sie sich auf wenige Worte
beschrânken darf und soll. Nun kann man
hoffen, dass dieser Anzeige der vierte
Band bereits auf den Fersen ist oder gar
noch zuvorkommt.

Das Werk bedarf hier keiner Empfeh-
lung mehr, bedarf ihrer um so weniger,
als es nun Plan undTitel erweitert hat :
es will sich gar nicht mehr auf die Reliefs
beschränken, und auf S. 335—468 dieses
Bands werden die dadurch bedingten Nach-
trâge zu den beiden ersten Bânden geboten.

Der Band bringt imUebrigen den ersten
Teil der Denkmâler der Provincia, Lugu-
dunensis.

Man ist erstaunt, darunter so wenige
aus der Hauptstadt selbst zu finden, die
uns Inschriften in so grosser Zahl gespen-
det hat — unter dem Wenigen aber viel-
leicht einen Rest von dem Altar der Roma
und des Augustus (Nr. 1758).

Erstaunt ist man auch wieder, im Ganzen
so wenig dem Auge Erfreuliches zu sehen,
so viel geradezu Abstossendes. Die Er-
weiterung des Plans verschaffte freilich doch

191 I S. 20 f.).

Rudolf Pagenstecher.

manchem beachtenswerten Bildnis Zutritt
(wie Nr. 1748, 2374, 2450 f., 2461 ff., 2502,
2614, 2641 u. a.j, auch einigen Statuen,
die in der Kunstgeschichte einen Namen
haben oder zu haben verdienten, die aller-
dings nur der Zufall in alter oder gar in
neuer Zeit in diese rômischen Provinzen
verschlagen hat, wie die berühmten Statuen
von Fréjus, Arles, Vaison, Vienne, die ich
nicht zu nennen brauche, wie ferner den
weiblichen Kopf (1817) in Autun, die Jüng-
lingsstatue (2019) ebenda, den vorzüghchen
Torso einer Porphyrstatuette in Aix (2481),
den griechischen Jünglingskopf ebendort
(2499), den weiblichen Kopf in Arles (2530),
die nach England verschleppte Statue aus
Apt (2557), den bei Vienne gefundenen
Bronzekopf einer Gôttin im Museum zu
Lyon (2593) und manches andere Stück.
Aber es ware verkehrt, hier vornehmlich
den Spuren griechischer Kunst nachzugehen
oder die Freude über das riistig voran-
schreitende Werk, das ein so reiches und
grossenteils wenig gekanntes Material vor
uns ausbreitet, nach der Freude an den
hier versammelten Denkmalern selbst zu
bemessen. Wir wollen ja nicht „Liebhaber“
sein, sondern Plistoriker.

Und trotz der Fülle des Gebotenen ist
der Eindruck auch hier vom Zufall nicht
unabhängig: Wollten wir aus der viel grôsse-
ren Zahl eigenartiger und in ihrer Weise
trefflicher, ja grossartiger Denkmaler, die
das Museum zu Trier birgt, im Vergleich
zu diesen Funden des gallischen Kernlands,
den Schluss ziehen, dass es doch nicht,
wie man gemeint hat, ein Mitwirken gal-
lischen Wesens sein kann, das die Kunst

Arch. Jahrb. XXVII 1912 S. 56 1 erwähnt E. Pfuhl aegyptische Lampen auf
Fayenceleuchtern (nach Borchardt, Sahure I 133 f.), welche in derselben Art auf ihren
Untersätzen stehen, wie »später die griechischen und etruskischen Lampen auf den
bronzenen oder eisernen Kandelabern«.
 
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