13.
Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
März u. April. Jahrgang V, 1912. Nr. 2.
Inhalt: 13. Cambodunum. Von P. Reinecke*). — 14. Schurz. Mülfort. Juppitersäule.
15. Hildenbrand. Rheinzabern. 16. Keune. Königshofen, Mithreum. —
17. Keune. Goldringe mit Inschrift. i8. Steinmetz. Römische Amulette-
19. Haverfield. Zur Zeitbestimmung der Sigillatagefässe. — 20. Hertlein.
Die Juppitergigantensäulen (Koepp). 21. Doerrenberg. Römerspuren und
Römerkriege im nordwestlichen Deutschland (Langewiesche). -— 22. V. ar.
chäologisch-prähistorischer Kurs im bayrischen Donaugebiet.
Cambodunum.
Von
P. Reinecke in München.
Die bereits vor vielen Jahrzehnten begonnenen Grabungen in Brigantium-
Bregenz gaben in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Anlass zur
Erforschung der nächstgelegenen rätischen Stadt Cambodunum, über deren Reste
bis dahin einzelne Notizen bei Chronisten und wenige Funde nur zu dürftig unter-
richteten. Von dem brennenden Wunsche beseelt, in seiner Vaterstadt Kempten
die im Boden ruhenden Reste ihrer römischen Vergangenheit ans Licht zu ziehen,
hat Kaufmann Aug. Ullrich seit 1885 für den Altertums-(jetzt Historischen) Verein
Kempten, freilich mit einer grossen Unterbrechung von 16 Jahren und in der jüngsten
Zeit in gemeinsamer Arbeit mit dem Generalkonservatorium der Kunstdenkmale
und Altertümer Bayerns, Herbst für Herbst umfangreiche Ausgrabungen vorgenom-
men, die die Feststellung desGesamtbildesdieserrömischenProvinzialstadtbezwecken.
Ueber die bisher gewonnenen, in Deutschland wohl einzig in ihrer Art dastehenden
Resultate, welche eine energische Fortführung der Grabungsarbeiten dringend
erwünscht erscheinen lassen, unterrichten neben kleineren Aufsätzen drei mit exakten
Plänen ausgestattete Grabungsberichte (1888, 1891, 1910; Abdrücke aus der Zeit-
schrift des Vereins); ein vierter ist in Vorbereitung.
Die römische Stadt Cambodunum ist an die Stelle einer Siedelung der vinde-
likischen Estiones getreten. Greifbare Reste des von Strabo erwähnten keltischen
Cambodunum fanden sich noch nicht. Aber wir gehen kaum fehl, das Oppidum
im Bereich der zwischen zwei Iller-Talläufen am Südende von Kempten gelegenen,
allseits ziemlich steil aufragenden Burghalde zu suchen 1).
Schon früh in der Kaiserzeit muss die römische Stadt Cambodunum, über
deren Verfassung wir bei dem auffallenden Fehlen epigraphischer Denkmäler noch
immer nichts Genaueres wissen 2), eine gevvisse Bedeutung erlangt haben. Allein
schon ihre Lage im römischen Strassennetz von Nordwest-Raetien spricht dafür.
Hier kreuzten sich die frührömische Route, die von Gallien und dem Rhein über
Bregenz nach den Donauprovinzen (mit Gabelung über Epfach wie über Augsburg)
führte, und ein Strang der Via Claudia, die von Verona aus durch den Vintschgau
]) Auf der südbayerischen Hochebene werden wir entsprechende keltische Siede-
lungen auf den gleichfalls durch Talrinnen abgeschnürten Stadt- und Burghügeln von
Schongau, Lorenzberg bei Epfach - Abodiacum, Weihenstefan und Domberg-Freising,
Wasserburg a. Inn, Passau-Altstadt und Burghausen (von hier bereits Latène und ältere
Siedelungsspuren bekannt) zu erwarten haben, so wie wir solche auch von einigen aus
der Ebene sich erhebenden Rundhöckern (Rainberg bei Salzburg, Auhögl bei Hammerau)
speziell auch für die letzte vorrömische Zeit kennen. ·— 2) Mommsen, CIL III S. 709.
*) Fortan soll die erste Abteilung des Heftes, so oft Stoff vorliegt, eine kleinere
Abhandlung biiden. Kr.
Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
März u. April. Jahrgang V, 1912. Nr. 2.
Inhalt: 13. Cambodunum. Von P. Reinecke*). — 14. Schurz. Mülfort. Juppitersäule.
15. Hildenbrand. Rheinzabern. 16. Keune. Königshofen, Mithreum. —
17. Keune. Goldringe mit Inschrift. i8. Steinmetz. Römische Amulette-
19. Haverfield. Zur Zeitbestimmung der Sigillatagefässe. — 20. Hertlein.
Die Juppitergigantensäulen (Koepp). 21. Doerrenberg. Römerspuren und
Römerkriege im nordwestlichen Deutschland (Langewiesche). -— 22. V. ar.
chäologisch-prähistorischer Kurs im bayrischen Donaugebiet.
Cambodunum.
Von
P. Reinecke in München.
Die bereits vor vielen Jahrzehnten begonnenen Grabungen in Brigantium-
Bregenz gaben in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Anlass zur
Erforschung der nächstgelegenen rätischen Stadt Cambodunum, über deren Reste
bis dahin einzelne Notizen bei Chronisten und wenige Funde nur zu dürftig unter-
richteten. Von dem brennenden Wunsche beseelt, in seiner Vaterstadt Kempten
die im Boden ruhenden Reste ihrer römischen Vergangenheit ans Licht zu ziehen,
hat Kaufmann Aug. Ullrich seit 1885 für den Altertums-(jetzt Historischen) Verein
Kempten, freilich mit einer grossen Unterbrechung von 16 Jahren und in der jüngsten
Zeit in gemeinsamer Arbeit mit dem Generalkonservatorium der Kunstdenkmale
und Altertümer Bayerns, Herbst für Herbst umfangreiche Ausgrabungen vorgenom-
men, die die Feststellung desGesamtbildesdieserrömischenProvinzialstadtbezwecken.
Ueber die bisher gewonnenen, in Deutschland wohl einzig in ihrer Art dastehenden
Resultate, welche eine energische Fortführung der Grabungsarbeiten dringend
erwünscht erscheinen lassen, unterrichten neben kleineren Aufsätzen drei mit exakten
Plänen ausgestattete Grabungsberichte (1888, 1891, 1910; Abdrücke aus der Zeit-
schrift des Vereins); ein vierter ist in Vorbereitung.
Die römische Stadt Cambodunum ist an die Stelle einer Siedelung der vinde-
likischen Estiones getreten. Greifbare Reste des von Strabo erwähnten keltischen
Cambodunum fanden sich noch nicht. Aber wir gehen kaum fehl, das Oppidum
im Bereich der zwischen zwei Iller-Talläufen am Südende von Kempten gelegenen,
allseits ziemlich steil aufragenden Burghalde zu suchen 1).
Schon früh in der Kaiserzeit muss die römische Stadt Cambodunum, über
deren Verfassung wir bei dem auffallenden Fehlen epigraphischer Denkmäler noch
immer nichts Genaueres wissen 2), eine gevvisse Bedeutung erlangt haben. Allein
schon ihre Lage im römischen Strassennetz von Nordwest-Raetien spricht dafür.
Hier kreuzten sich die frührömische Route, die von Gallien und dem Rhein über
Bregenz nach den Donauprovinzen (mit Gabelung über Epfach wie über Augsburg)
führte, und ein Strang der Via Claudia, die von Verona aus durch den Vintschgau
]) Auf der südbayerischen Hochebene werden wir entsprechende keltische Siede-
lungen auf den gleichfalls durch Talrinnen abgeschnürten Stadt- und Burghügeln von
Schongau, Lorenzberg bei Epfach - Abodiacum, Weihenstefan und Domberg-Freising,
Wasserburg a. Inn, Passau-Altstadt und Burghausen (von hier bereits Latène und ältere
Siedelungsspuren bekannt) zu erwarten haben, so wie wir solche auch von einigen aus
der Ebene sich erhebenden Rundhöckern (Rainberg bei Salzburg, Auhögl bei Hammerau)
speziell auch für die letzte vorrömische Zeit kennen. ·— 2) Mommsen, CIL III S. 709.
*) Fortan soll die erste Abteilung des Heftes, so oft Stoff vorliegt, eine kleinere
Abhandlung biiden. Kr.