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die Erklärung, hier hätten die Bajuwaren schon hestehende Grenzen beibehalten,
durchaus gezwungen. An der Hand geometrischer Aufnahmen und klarer feldbau-
technischer Ausführungen zeigt F., dass die Bewirtschaftung der Hochackergewanne
keineswegs Kommunalbesitz oder Latifundienhetrieb voraussetze, sondern im Gegenteil
auf Gemengelage und Flurzwang hinweise; das auf S. 76 gegebene Bild einer Hoch-
âckerflur mit vielen in willkürlichen Winkeln und.Zwickeln gegeneinander laufenden
Teilen kann man haufig heobachten, ebenso wie die „abnorm“ langen Hochbeete durch
Beohachtung mancher modernen Beete ihre Abnormitat verlieren.
Yon den Überackerungen einiger Strecken von Rômerstrassen durch Hochbeet-
pflüger wiederholt Frank z. T. Detailaufnahmen aus den Deutschen Gauen. Für einige
dieser Strassen macht er es durch Heranziehung urkundlicher Überlieferung und durch
treffiiche Terrainbeobachtungen wahrscheinlich, dass sie im Mittelalter noch benützt
wurden; so für die alte Salzstrasse von Salzburg nach Augsburg (iiber Pons Aeni—
Grünwald bei München), fiir die Strasse Augsburg—Weilheim—Partenkirchen (—Brenner
—Rom), die Karl d. Gr. und seine Nachfolger am raschesten nach Italien fiihrte u. a.
Dazu kommt noch die Lage von fränkischen Königshöfen. an grossen Romerstrassen ;
Gauting liegt sogar am Gabelpunkt der Strassen Salzburg—Kempten und Salzburg-—
Augsburg. Zu all diesen sicheren Indicien treten noch urkundliche Nachrichten, die
die Hochbautechnik im Mittelalter direkt bezeugen; z. B. das Tegernseeer Salbuch
erwâhnt 1454 „8 Hochäcker nach leng und auf den Zaun gen der Filzen“ u. a. m.
Den Schluss von F.s reichhaltigen Ausfülirungen, von denen wir nur einen Teil hier
andeuten konnten, bildet eine Hochäckertopographie, in der F. alle Gegenden aufzâhlt,
aus denen ihm rezente und verödete Hochacker durch eigene Anschauung, durch Mitteilung
von Freunden, vor allen Reineckes und Eberls und aus der Literatur bekannt geworden
sind. Es steht fest, dass Hochackerr.este nicht nur in Süddeutschland und Nordwest-
deutschland, sondern aucli in der Mehrzahl der übrigen europäischen Lânder vorkommen.
Von entscheidender Wichtigkeit erscheint auch die leicht zu beobachtende Tat-
sache, dass in manchen Gegenden die Batiern heute noch Hochacker anlegen, die von
den verôdeten Beet.en durchaus nicht wesensverschieden sind. Erst die verhesserte
Technik der Neuzeit, das siegreiche Yordringen von Maschinen auch in der Landwirt-
schaft. wird den Hochbeetbau wohl ganz ausrotten.
Durch die neuen Nachweise hat die Annahme der spatmittelalterlichen und neu-
zeitlichen Entstehung der Hochacker den Charakter einer Hypothese verloren und darf
als bewiesen gelten. F. hat das Verdienst, einer richtigen Einschatzung der Hoch-
äcker zum Durchbruch verholfen zu haben und das vielleicht noch grôssere Verdienst,
für die Geschichte der bayerischen und deutschen Feldwirtschaftsgeschichte grund-
Jegendes und fruchfbringendes Material beigebracht zu haben. Offen bleibt nur die
Frage, wie weit die ältesten Hochâckei' zurückreichen und hier ist zu betonen, dass
weder für die Existenz römischer noch vorrömischer Hochacker bis heute ein Beweis
erbracht ist. Im Gegenteil, überall wo eine sorgfâltige, sachkundige Prüfung des
Terrains stattfand, zeigte sich das gleiche Resultat: Hochäcker ziehen iiber rômische
Gebâude, iiber Grabhügel hinweg. In den zahlreicben, auch vom Referenten nach-
gepriiften Fâllen, weist der Bodenbefund niemals auf ein sehr bohes Alter der Hoch-
äcker hin. Daher bedarf die etwas unklare Aufnahme im Mannus Bd. III S. 1 5, wo
ein römisches Gebâude bei Niederberg im Neuwieder Becken in .Hochâcker eingescbnitten
erscheint, sorgfaltiger Nachprüfung.
NEUE FUNDE.
Ober-Grombach (Amt Bruchsal.) Rômische Niederlassung.
24. A. Bonnet hatte 1902 darauf hingewiesen, dass sich auf der vom Michels-
berg gegen Osten verlaufenden hochgelegenen Ebene 1 km nôrdlich von
Ober-Grombach im Gewann »Steinhaufen« auf den Äckern rômische Ton-
scherben, auch eine Münze des Gordian, vorfanden, die auf das Vorhandensein
die Erklärung, hier hätten die Bajuwaren schon hestehende Grenzen beibehalten,
durchaus gezwungen. An der Hand geometrischer Aufnahmen und klarer feldbau-
technischer Ausführungen zeigt F., dass die Bewirtschaftung der Hochackergewanne
keineswegs Kommunalbesitz oder Latifundienhetrieb voraussetze, sondern im Gegenteil
auf Gemengelage und Flurzwang hinweise; das auf S. 76 gegebene Bild einer Hoch-
âckerflur mit vielen in willkürlichen Winkeln und.Zwickeln gegeneinander laufenden
Teilen kann man haufig heobachten, ebenso wie die „abnorm“ langen Hochbeete durch
Beohachtung mancher modernen Beete ihre Abnormitat verlieren.
Yon den Überackerungen einiger Strecken von Rômerstrassen durch Hochbeet-
pflüger wiederholt Frank z. T. Detailaufnahmen aus den Deutschen Gauen. Für einige
dieser Strassen macht er es durch Heranziehung urkundlicher Überlieferung und durch
treffiiche Terrainbeobachtungen wahrscheinlich, dass sie im Mittelalter noch benützt
wurden; so für die alte Salzstrasse von Salzburg nach Augsburg (iiber Pons Aeni—
Grünwald bei München), fiir die Strasse Augsburg—Weilheim—Partenkirchen (—Brenner
—Rom), die Karl d. Gr. und seine Nachfolger am raschesten nach Italien fiihrte u. a.
Dazu kommt noch die Lage von fränkischen Königshöfen. an grossen Romerstrassen ;
Gauting liegt sogar am Gabelpunkt der Strassen Salzburg—Kempten und Salzburg-—
Augsburg. Zu all diesen sicheren Indicien treten noch urkundliche Nachrichten, die
die Hochbautechnik im Mittelalter direkt bezeugen; z. B. das Tegernseeer Salbuch
erwâhnt 1454 „8 Hochäcker nach leng und auf den Zaun gen der Filzen“ u. a. m.
Den Schluss von F.s reichhaltigen Ausfülirungen, von denen wir nur einen Teil hier
andeuten konnten, bildet eine Hochäckertopographie, in der F. alle Gegenden aufzâhlt,
aus denen ihm rezente und verödete Hochacker durch eigene Anschauung, durch Mitteilung
von Freunden, vor allen Reineckes und Eberls und aus der Literatur bekannt geworden
sind. Es steht fest, dass Hochackerr.este nicht nur in Süddeutschland und Nordwest-
deutschland, sondern aucli in der Mehrzahl der übrigen europäischen Lânder vorkommen.
Von entscheidender Wichtigkeit erscheint auch die leicht zu beobachtende Tat-
sache, dass in manchen Gegenden die Batiern heute noch Hochacker anlegen, die von
den verôdeten Beet.en durchaus nicht wesensverschieden sind. Erst die verhesserte
Technik der Neuzeit, das siegreiche Yordringen von Maschinen auch in der Landwirt-
schaft. wird den Hochbeetbau wohl ganz ausrotten.
Durch die neuen Nachweise hat die Annahme der spatmittelalterlichen und neu-
zeitlichen Entstehung der Hochacker den Charakter einer Hypothese verloren und darf
als bewiesen gelten. F. hat das Verdienst, einer richtigen Einschatzung der Hoch-
äcker zum Durchbruch verholfen zu haben und das vielleicht noch grôssere Verdienst,
für die Geschichte der bayerischen und deutschen Feldwirtschaftsgeschichte grund-
Jegendes und fruchfbringendes Material beigebracht zu haben. Offen bleibt nur die
Frage, wie weit die ältesten Hochâckei' zurückreichen und hier ist zu betonen, dass
weder für die Existenz römischer noch vorrömischer Hochacker bis heute ein Beweis
erbracht ist. Im Gegenteil, überall wo eine sorgfâltige, sachkundige Prüfung des
Terrains stattfand, zeigte sich das gleiche Resultat: Hochäcker ziehen iiber rômische
Gebâude, iiber Grabhügel hinweg. In den zahlreicben, auch vom Referenten nach-
gepriiften Fâllen, weist der Bodenbefund niemals auf ein sehr bohes Alter der Hoch-
äcker hin. Daher bedarf die etwas unklare Aufnahme im Mannus Bd. III S. 1 5, wo
ein römisches Gebâude bei Niederberg im Neuwieder Becken in .Hochâcker eingescbnitten
erscheint, sorgfaltiger Nachprüfung.
NEUE FUNDE.
Ober-Grombach (Amt Bruchsal.) Rômische Niederlassung.
24. A. Bonnet hatte 1902 darauf hingewiesen, dass sich auf der vom Michels-
berg gegen Osten verlaufenden hochgelegenen Ebene 1 km nôrdlich von
Ober-Grombach im Gewann »Steinhaufen« auf den Äckern rômische Ton-
scherben, auch eine Münze des Gordian, vorfanden, die auf das Vorhandensein