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einem alemannischen Grabe bei Kaiseraugst 4). Aus den drei ersten Nummern
kann man den vorerst nur hypothetischen Schluss ziehen, dass Rheinhessen von
einer bestimmten Töpferei aus z. T. versorgt wurde. Die Grâber von Trebur und
Kaiseraugst erhielten, wenn sie nicht durch die anderen Beigaben schon genauer
zeitlich fixiert wâren, durch das Vorkommen desselben Radchens in Alzei eine
obere Grenze ihrer Datierung. Da Alzei in der spâteren Regierungszeit Constan-
tinus I. erbaut wurde, wären die Grâber nicht vor 325 n. Chr. anzusetzen. —
Lângere Zeit war ich der Ansicht, dass sämtliche Alzeier Gefâsse dieser Art in
Trier angefertigt worden seien. Bei Durchsicht der Sigillatastempel aber ergab
sich, dass Alzei viel Geschirr von Süden her, aus Ostgallien bezog. So scheint
es auch für die Spätzeit nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der spâten Sigillata
mehr aus dem Süden, etwa aus der Gegend von Metz stammt, zumal das Gefâss
von Kaiseraugst auch in Alzei vertreten ist.
Es lag nicht in meiner Absicht, hier eine erschôpfende Darstellung zu geben,
sondern nur einmal auf den Wert dieser so unscheinbaren Keramik für die Spât-
zeit der Rômerherrschaft in Nord- und Ostgallien und am Rhein hinzuweisen.
Alle im Vorhergehenden nur skizzenhaft angedeuteten, nutzbringenden Folgerungen
werden viel klarer und deutlicher werden, wenn erst einmal eine Stoffsammlung
und die Ausgrabungen vonTôpfereien dieser Zeit vorliegen. Um die Typensamm-
lung ins Werk zu setzen, bitte ich die Herrn Museumsdirektoren,
Konservatoren, Vorsteher von Ortssammlungen usw. mir die in ihren
Sammlungen vorhandenen Rädchen môglichst mit genauer Fundangabe
zeichnen und in das „Landesmuseum nassauischer Altertümer“ in
Wiesbaden zugehen zu lassen.
Wiesbaden. Wilhelm Unverzagt.
NEUE FUNDE
Plaidt an der Nette. Prahistorische Ansiedlungen.
32. Die Ausgrabung der steinzeitlichen und der La Tène-Ansiedlung hei
Plaidt an der Nette, tvelche schon im vorigen Jahre hegonnen und von so schônem
Erfolge hegleitet war, wurde im Septemher und Oktoher 1911 fortgesetzt und zu vor-
läufigem Ahschluss gehracht. Konnte im vorigen Bericht (vgl. Rôm.-germ. Korres-
pondenzhlatt 1Y, 1911, S. 33 ff.) mitgeteilt werden, dass die handkeramische
Ansiedlung von einem elliptischen Grahen umgehen \var, der dort als Pfahl-
grahen für einen hôlzernen Zaun gedeutet wurde, so konnten wir diesmal nicht nur
diesen Grahen noch weiter untersuchen, sondern fanden noch einen zweiten solchen
Grahen, der den ersten umschliesst und in einer grösseren Elipse von 100X140 m
das ganze Anwesen umfriedigt. Yerschiedene Anzeichen deuteten darauf hin, dass er
etwas jünger ist als der erste Graben, ihn also bei einer Gehietserweiterung ersetzt
hat. Ferner liess sich mit Sicherheit feststellen, dass dieser aussere Grahen strecken-
weise sicher ein Pfahlgrahen war, denn die Spuren der verhi’annten Zaunpfahle
fanden sich noch in seiner Füllung vor. Wahrend er aber auf dieser Stecke sehr
scbmal und seicht ist und fast gar keine Scherben enthielt, erweitert und vertieft er
sich auf anderen Strecken erhehlich und enthielt hier nicht nur grosse Massen von
Scherhen und dgl., sondern fast ganze Tôpfe, die nur auseinander gebrochen sich
leicht wieder zusammensetzen liessen. Ausserdem fand sich auf diesen Strecken eine
sinterartige Schicht auf der Grahensohle, die sich nur in einpm offenen Graben hilden
kann. Daraus folgt also, dass der aussere jüngere Grahen streckenweise Pfalilgrahen,
streckenweise aber offener Umfassungsgrahen vermutlich mit begleitenden Erdwâllen
war. Ehenso muss es aber auch hei dem inneren, alteren Grahen gewesen sein, denn
er wies dieselben ohen geschilderten Merkmale auf und vor allem fanden wir hei
seiner Weiteruntersuchung im Süden eine Stelle, wo er offenbar überbrückt gewesen
war. Dort waren namlich auf den beiden Grahenrändern je zwei eingeschnittene
4) S. Wd. Z. IX, Taf. 9, Nr. 48 und S. 160, Gr. 41.
einem alemannischen Grabe bei Kaiseraugst 4). Aus den drei ersten Nummern
kann man den vorerst nur hypothetischen Schluss ziehen, dass Rheinhessen von
einer bestimmten Töpferei aus z. T. versorgt wurde. Die Grâber von Trebur und
Kaiseraugst erhielten, wenn sie nicht durch die anderen Beigaben schon genauer
zeitlich fixiert wâren, durch das Vorkommen desselben Radchens in Alzei eine
obere Grenze ihrer Datierung. Da Alzei in der spâteren Regierungszeit Constan-
tinus I. erbaut wurde, wären die Grâber nicht vor 325 n. Chr. anzusetzen. —
Lângere Zeit war ich der Ansicht, dass sämtliche Alzeier Gefâsse dieser Art in
Trier angefertigt worden seien. Bei Durchsicht der Sigillatastempel aber ergab
sich, dass Alzei viel Geschirr von Süden her, aus Ostgallien bezog. So scheint
es auch für die Spätzeit nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der spâten Sigillata
mehr aus dem Süden, etwa aus der Gegend von Metz stammt, zumal das Gefâss
von Kaiseraugst auch in Alzei vertreten ist.
Es lag nicht in meiner Absicht, hier eine erschôpfende Darstellung zu geben,
sondern nur einmal auf den Wert dieser so unscheinbaren Keramik für die Spât-
zeit der Rômerherrschaft in Nord- und Ostgallien und am Rhein hinzuweisen.
Alle im Vorhergehenden nur skizzenhaft angedeuteten, nutzbringenden Folgerungen
werden viel klarer und deutlicher werden, wenn erst einmal eine Stoffsammlung
und die Ausgrabungen vonTôpfereien dieser Zeit vorliegen. Um die Typensamm-
lung ins Werk zu setzen, bitte ich die Herrn Museumsdirektoren,
Konservatoren, Vorsteher von Ortssammlungen usw. mir die in ihren
Sammlungen vorhandenen Rädchen môglichst mit genauer Fundangabe
zeichnen und in das „Landesmuseum nassauischer Altertümer“ in
Wiesbaden zugehen zu lassen.
Wiesbaden. Wilhelm Unverzagt.
NEUE FUNDE
Plaidt an der Nette. Prahistorische Ansiedlungen.
32. Die Ausgrabung der steinzeitlichen und der La Tène-Ansiedlung hei
Plaidt an der Nette, tvelche schon im vorigen Jahre hegonnen und von so schônem
Erfolge hegleitet war, wurde im Septemher und Oktoher 1911 fortgesetzt und zu vor-
läufigem Ahschluss gehracht. Konnte im vorigen Bericht (vgl. Rôm.-germ. Korres-
pondenzhlatt 1Y, 1911, S. 33 ff.) mitgeteilt werden, dass die handkeramische
Ansiedlung von einem elliptischen Grahen umgehen \var, der dort als Pfahl-
grahen für einen hôlzernen Zaun gedeutet wurde, so konnten wir diesmal nicht nur
diesen Grahen noch weiter untersuchen, sondern fanden noch einen zweiten solchen
Grahen, der den ersten umschliesst und in einer grösseren Elipse von 100X140 m
das ganze Anwesen umfriedigt. Yerschiedene Anzeichen deuteten darauf hin, dass er
etwas jünger ist als der erste Graben, ihn also bei einer Gehietserweiterung ersetzt
hat. Ferner liess sich mit Sicherheit feststellen, dass dieser aussere Grahen strecken-
weise sicher ein Pfahlgrahen war, denn die Spuren der verhi’annten Zaunpfahle
fanden sich noch in seiner Füllung vor. Wahrend er aber auf dieser Stecke sehr
scbmal und seicht ist und fast gar keine Scherben enthielt, erweitert und vertieft er
sich auf anderen Strecken erhehlich und enthielt hier nicht nur grosse Massen von
Scherhen und dgl., sondern fast ganze Tôpfe, die nur auseinander gebrochen sich
leicht wieder zusammensetzen liessen. Ausserdem fand sich auf diesen Strecken eine
sinterartige Schicht auf der Grahensohle, die sich nur in einpm offenen Graben hilden
kann. Daraus folgt also, dass der aussere jüngere Grahen streckenweise Pfalilgrahen,
streckenweise aber offener Umfassungsgrahen vermutlich mit begleitenden Erdwâllen
war. Ehenso muss es aber auch hei dem inneren, alteren Grahen gewesen sein, denn
er wies dieselben ohen geschilderten Merkmale auf und vor allem fanden wir hei
seiner Weiteruntersuchung im Süden eine Stelle, wo er offenbar überbrückt gewesen
war. Dort waren namlich auf den beiden Grahenrändern je zwei eingeschnittene
4) S. Wd. Z. IX, Taf. 9, Nr. 48 und S. 160, Gr. 41.