54
Balkenlager für zwei horizontal tiber den Graben liegende Balken, die 1,50 m von
einander entfernt offenbar die Unterlage für einen hôlzernen Steg gebildet hatten.
Im Westen war der aussere Graben, ebenso wie der innere, durch einen dammartigen
Eingang nnterbrochen, der von starken Balken flankiert offenbar mit einer gatter-
artigen Vorrichtung verschliessbar war. So gewannen wir also dort das merkwürdige
Ergebnis, dass ein bandkeramisches Gehoft in zwei aufeinanderfolgenden Perioden mit
je einem Graben von eliptischem Umriss umgeben war, der streckenweise offener
Umfassungsgraben war, streckenweise zur Aufnahme der Pfahle eines Holzzaunes gedient
hat. Die Ausbeute an linearer Bandkeramik war wieder sehr reichlich. Zwei grosse Ge-
fasse liessen sich wieder ganz zusammensetzen. Einen Überblick über die wichtigsten kera-
mischen Funde gibt die hier beigefügte Textabbildung (Abb. 23). Auch zahlreiche Stein-
und Knochengeräte fanden sich wieder, und endlich zwei defekte Menschenschadel in der
Grabenfüllung des ausseren Grabens ohne weitere Skelettreste. — Von der ebenfalls
Abb. 23. Neolithische Keramik aus Plaidt.
schon im vorigen Bericht beschriebenen La Tène-Ansiedlung, welche über der
neolithischen in spâterer Zeit entstand, wurde wieder eine grosse Anzahl bienenkorb-
formiger Wohn- und Vorratsgruben aufgedeckt, so dass jetzt im Ganzen 70 solcher
Gruben genau bekannt sind, die die Oberflâche des Hügels dicht besetzten. Ihre Unter-
suchung fü'gte dem schon früher Ermittelten nichts Neues hinzu. Durch die Feldbe-
stellung im Herbst wurden wir übrigens verhindert, die Oberflache des Hügels voll-
standig zu untersuchen, einige Stellen nahmen wir daher für eine genauere Unter-
suchung im nachsten Jahre in Aussicht. Bedauerlicher Weise wurden diese bereits
eingesaeten Stellen dann alsbald von einem bekannten Altertumssammler aus Nieder-
breisig gepachtet und von seinen Arbeitern verstandnislos durchwühlt, so dass sie
leider für die noch ausstehenden feineren topographischen Untersuchungen unbrauchbar
geworden sind. Es ist hochste Zeit, dass diesem planlosen Durchwühlen und Aus-
beuten alter Kulturstatten im Rheinlande durch private Sportleute endlich ein Ende
gemacht wird. Eine eingehende reich illustrierte Publikation der Gesamtergebnisse
unserer Plaidter Ausgrabungen wird in Heft 122 der Bonner Jahrbücher in diesem
Jahre erfolgen.
Bo n n , im Mai 1912.
H. Lehner.
Balkenlager für zwei horizontal tiber den Graben liegende Balken, die 1,50 m von
einander entfernt offenbar die Unterlage für einen hôlzernen Steg gebildet hatten.
Im Westen war der aussere Graben, ebenso wie der innere, durch einen dammartigen
Eingang nnterbrochen, der von starken Balken flankiert offenbar mit einer gatter-
artigen Vorrichtung verschliessbar war. So gewannen wir also dort das merkwürdige
Ergebnis, dass ein bandkeramisches Gehoft in zwei aufeinanderfolgenden Perioden mit
je einem Graben von eliptischem Umriss umgeben war, der streckenweise offener
Umfassungsgraben war, streckenweise zur Aufnahme der Pfahle eines Holzzaunes gedient
hat. Die Ausbeute an linearer Bandkeramik war wieder sehr reichlich. Zwei grosse Ge-
fasse liessen sich wieder ganz zusammensetzen. Einen Überblick über die wichtigsten kera-
mischen Funde gibt die hier beigefügte Textabbildung (Abb. 23). Auch zahlreiche Stein-
und Knochengeräte fanden sich wieder, und endlich zwei defekte Menschenschadel in der
Grabenfüllung des ausseren Grabens ohne weitere Skelettreste. — Von der ebenfalls
Abb. 23. Neolithische Keramik aus Plaidt.
schon im vorigen Bericht beschriebenen La Tène-Ansiedlung, welche über der
neolithischen in spâterer Zeit entstand, wurde wieder eine grosse Anzahl bienenkorb-
formiger Wohn- und Vorratsgruben aufgedeckt, so dass jetzt im Ganzen 70 solcher
Gruben genau bekannt sind, die die Oberflâche des Hügels dicht besetzten. Ihre Unter-
suchung fü'gte dem schon früher Ermittelten nichts Neues hinzu. Durch die Feldbe-
stellung im Herbst wurden wir übrigens verhindert, die Oberflache des Hügels voll-
standig zu untersuchen, einige Stellen nahmen wir daher für eine genauere Unter-
suchung im nachsten Jahre in Aussicht. Bedauerlicher Weise wurden diese bereits
eingesaeten Stellen dann alsbald von einem bekannten Altertumssammler aus Nieder-
breisig gepachtet und von seinen Arbeitern verstandnislos durchwühlt, so dass sie
leider für die noch ausstehenden feineren topographischen Untersuchungen unbrauchbar
geworden sind. Es ist hochste Zeit, dass diesem planlosen Durchwühlen und Aus-
beuten alter Kulturstatten im Rheinlande durch private Sportleute endlich ein Ende
gemacht wird. Eine eingehende reich illustrierte Publikation der Gesamtergebnisse
unserer Plaidter Ausgrabungen wird in Heft 122 der Bonner Jahrbücher in diesem
Jahre erfolgen.
Bo n n , im Mai 1912.
H. Lehner.