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germ. Korr.-Bl. II S. 26, Abb. 12) erscheint, und zwar ebenfalls durchbohrt,
wodurch der apotropâische Charakter auch dieses Gegenstandes erwiesen ist,
und die 3 silbernen Anhânger, die in Bd. 50 S. 433 zu Taf. V 11 als „Ohr-gehänge“
bezeichnet sind. Die obere Lunula dortiger Abbildung hat statt der Knaufe
Endspiralen; bei der unteren links ist das Ende des einen Horns etwas ver-
dickt, aber abgebrochen und angefeilt, das andere abgefeilt. Die dritte, rechts
unten, zeigt verjüngte und geriefelte Enden, die leicht übereinander gehen.
Bezüglich der Zeitstellung des Baues, in dem die Amulette gefunden wurden,
sei noch bemerkt, dass ein grosser Teil der dortigen Sigillata auf flavische
Zeit und weiter auf die Fabrikationstätigkeit des Tôpfers Cobnertus hinweist;
die jüngste der gefundenen Münzen ist ein Mittelerz des M. Aurelius.
3. Die anderen Gegenstânde der Abb. 14 sind das Inventar eines Mâdchen-
grabes, Nr. 1123 auf dem erwâhnten Friedhof: dünne,z.T. mitRost bedeckte
Armreife (3 u. 4), I Fingerglied mit einem Bronzebandring und einem wohl ver-
silberten Ring, in dessen grauweisslichen Stein ein Reh eingeschnitten ist (2).
An dem andern Fingerknochen (1) sieht man nochgrüne Patina; ausserdemfand
sich der Rest eines beinernen Armbandes (17) und ein Eisennagel (15)· Der
wichtigste Gegenstand aber ist ein in Gold gefasster blauer Halbedelstein von
leisovaler Form, mit einer grünlichen Perle oberhalb der Fassung (13) — ein
φυλακτήριον, welches das begrabene Kind am Halse trug. Bei çzwei Kinderzâhne.
4. Ueber ein gnostisches Amulett von demselben Begrâbnisplatz, am
Halse eines weiblichen Skeletts gefunden und seit einigen Jahren in den
Besitz des Hist. Vereines übergegangen, spricht ausführlich Dr. A. Ebner
im 45. Band, S. 162 ff. unserer Verh., auch Siebourg erwâhnt es in den
B. J. 103, 126 ff. Davon sei hier das Wesentlichste in Kürze wiederholt :
ein zylindrisches Büchschen von Silber, 25 mm lang, enthielt ineinander ge-
rollt 3 Plâttchen von Kupfer, Silber und Gold. Die beiden letzteren konnten
alsbald nach der Erhebung herausgezogen und entrollt werden, wurden aber
von dem Sauberkeit und Ordnung liebenden Besitzer geglâttet und dadurch
gingen die darauf eingeritzten meist griechischen Buchstaben verloren. Da
sich jedoch auf dem Silberplâttchen noch das apotropaeische Zeichen des
Stabes mit kleinen Kreisen an beiden Enden und die Worte cQCDT (= σωτήρ mit
liegendem S) X(D ΙΗΣΟΓ erkennen lassen, auf dem goldenen besonders der
Gottesname ΙΑω, dann ΑΔΟΟΝεΑΙ [sic] und ÀAGMONA (mit Uebergang ins Latei-
nische statt ΔΑΙΜΟΝΑ) zu lesen ist, so darf das Fundstück als eines jener
Amulette bezeichnet werden, wie sie in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung vielfach und besonders von Anhângern der gnostisch-basilidianischen
Sekten getragen wurden. Näheres s. bei F. X. Kraus, Die christl. Inschriften
der Rheinlande, I, 7, 13 und sein Reallexikon der christl. Altertümer.
Regensburg. Gg. Steinmetz.
Zur Zeitbestimmung der Sigillatagefâsse.
19. Zu den wichtigen Mitteilungen Reineckes (oben S. I u. 2) über die
Zeitbestimmung der Sigillataschüsseln seien hier ein paar kurze Bemerkungen
gemacht. Ich bin zwar nicht in der Lage, über das von ihm behandelte
Stück etwas Neues zu bringen, doch wird es auch für die Verhâltnisse in
Germanien nicht ohne Interesse sein, dass unsere Erfahrungen in England
auch darauf hindeuten, dass die gewôhnlich angenommenen Stufen der
Sigillata-Entwickelung in mehreren Punkten etwas zu früh gesetzt worden
sind. So ist es, z. B., aus verschiedenen Funden zu Corbridge, Cappuck,
Newstead, Camelon und anderen Agricola-Lagern jetzt klar geworden, dass
die süd-gallische resp. mittelgallische Herstellung der Schüssel Drag. 29 nicht
germ. Korr.-Bl. II S. 26, Abb. 12) erscheint, und zwar ebenfalls durchbohrt,
wodurch der apotropâische Charakter auch dieses Gegenstandes erwiesen ist,
und die 3 silbernen Anhânger, die in Bd. 50 S. 433 zu Taf. V 11 als „Ohr-gehänge“
bezeichnet sind. Die obere Lunula dortiger Abbildung hat statt der Knaufe
Endspiralen; bei der unteren links ist das Ende des einen Horns etwas ver-
dickt, aber abgebrochen und angefeilt, das andere abgefeilt. Die dritte, rechts
unten, zeigt verjüngte und geriefelte Enden, die leicht übereinander gehen.
Bezüglich der Zeitstellung des Baues, in dem die Amulette gefunden wurden,
sei noch bemerkt, dass ein grosser Teil der dortigen Sigillata auf flavische
Zeit und weiter auf die Fabrikationstätigkeit des Tôpfers Cobnertus hinweist;
die jüngste der gefundenen Münzen ist ein Mittelerz des M. Aurelius.
3. Die anderen Gegenstânde der Abb. 14 sind das Inventar eines Mâdchen-
grabes, Nr. 1123 auf dem erwâhnten Friedhof: dünne,z.T. mitRost bedeckte
Armreife (3 u. 4), I Fingerglied mit einem Bronzebandring und einem wohl ver-
silberten Ring, in dessen grauweisslichen Stein ein Reh eingeschnitten ist (2).
An dem andern Fingerknochen (1) sieht man nochgrüne Patina; ausserdemfand
sich der Rest eines beinernen Armbandes (17) und ein Eisennagel (15)· Der
wichtigste Gegenstand aber ist ein in Gold gefasster blauer Halbedelstein von
leisovaler Form, mit einer grünlichen Perle oberhalb der Fassung (13) — ein
φυλακτήριον, welches das begrabene Kind am Halse trug. Bei çzwei Kinderzâhne.
4. Ueber ein gnostisches Amulett von demselben Begrâbnisplatz, am
Halse eines weiblichen Skeletts gefunden und seit einigen Jahren in den
Besitz des Hist. Vereines übergegangen, spricht ausführlich Dr. A. Ebner
im 45. Band, S. 162 ff. unserer Verh., auch Siebourg erwâhnt es in den
B. J. 103, 126 ff. Davon sei hier das Wesentlichste in Kürze wiederholt :
ein zylindrisches Büchschen von Silber, 25 mm lang, enthielt ineinander ge-
rollt 3 Plâttchen von Kupfer, Silber und Gold. Die beiden letzteren konnten
alsbald nach der Erhebung herausgezogen und entrollt werden, wurden aber
von dem Sauberkeit und Ordnung liebenden Besitzer geglâttet und dadurch
gingen die darauf eingeritzten meist griechischen Buchstaben verloren. Da
sich jedoch auf dem Silberplâttchen noch das apotropaeische Zeichen des
Stabes mit kleinen Kreisen an beiden Enden und die Worte cQCDT (= σωτήρ mit
liegendem S) X(D ΙΗΣΟΓ erkennen lassen, auf dem goldenen besonders der
Gottesname ΙΑω, dann ΑΔΟΟΝεΑΙ [sic] und ÀAGMONA (mit Uebergang ins Latei-
nische statt ΔΑΙΜΟΝΑ) zu lesen ist, so darf das Fundstück als eines jener
Amulette bezeichnet werden, wie sie in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung vielfach und besonders von Anhângern der gnostisch-basilidianischen
Sekten getragen wurden. Näheres s. bei F. X. Kraus, Die christl. Inschriften
der Rheinlande, I, 7, 13 und sein Reallexikon der christl. Altertümer.
Regensburg. Gg. Steinmetz.
Zur Zeitbestimmung der Sigillatagefâsse.
19. Zu den wichtigen Mitteilungen Reineckes (oben S. I u. 2) über die
Zeitbestimmung der Sigillataschüsseln seien hier ein paar kurze Bemerkungen
gemacht. Ich bin zwar nicht in der Lage, über das von ihm behandelte
Stück etwas Neues zu bringen, doch wird es auch für die Verhâltnisse in
Germanien nicht ohne Interesse sein, dass unsere Erfahrungen in England
auch darauf hindeuten, dass die gewôhnlich angenommenen Stufen der
Sigillata-Entwickelung in mehreren Punkten etwas zu früh gesetzt worden
sind. So ist es, z. B., aus verschiedenen Funden zu Corbridge, Cappuck,
Newstead, Camelon und anderen Agricola-Lagern jetzt klar geworden, dass
die süd-gallische resp. mittelgallische Herstellung der Schüssel Drag. 29 nicht