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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Holwerda, J. H.: Ausgrabung des Römerkastells Arentsburg in Vorburg beim Haag
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0085

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71

Ausgrabung des Römerkastells Arentsburg in Vorburg

beim Haag.

Von J. H. Holwerda in Leiden.

46. In meinem Aufsatz „die Römer in Holland“ im Bericht der Rôm. Germ.
Kommission 1908 habe ich schon diese von Reuvens um 1830 teilweise auf-
gedeckte Römische Ruine in der Nâhe vom Haag auf Grund der vielen Ziegel
CGPF als Flottenstation gedeutet, welche, am jetzigen Kanal „de Vliet“
(demnach die alte Fossa Corbulonis) errichtet, mit dem Praetorium Agrippinae
der Peutingerkarte zu identifizieren sei. Am Schluss konnte ich schon den
erfreulichen Nachricht bringen, dass Ausgrabungen dieses interessanten Rômer-
ortes in Angriff genommen werden sollten.

Im Auftrag des Vereins „Arentsburg“ habe ich jetzt schon zwei Jahre
dort gegraben. In den „Oudheidkundige Mededeelingen van het Ryksmuseum
van Oudheden te Leiden“ V und VI liegen ausführliche Ausgrabungsberichte
mit vielen Karten und Photographien vor. Weil diese in hollândischer Sprache
geschriebenen Berichte dem ausländischen Fachmann weniger verstândlich
sein dürften, môchte ich hier die bisherigen Resultate kurz zusammenfassen.

Die beigegebene Karte (Abb. 31) wird dieselben am besten veranschau-
lichen. Auf dem oberen Teil derselben ist das Landgut („buitenplaats“) Arents-
burg belegen, wo Reuvens die vielen Gebâudereste fand, welche jedoch nur
zum Teil auf unserer Karte eingetragen sind. Ganz links ist dort das schwere
(1,30 m starke) Mauerfundament gezeichnet und in zwei Querschnitten der
doppelte Spitzgraben, über dessen Auffindung ich schon im obengenannten
Aufsatz berichtete. Das Terrain unserer Arbeit liegt aber auf dem westlich
angrenzenden Grundstück. Die Karte zeigt, wie ich dort die Ringmauer und
den Doppelgraben habe verfolgen kônnen, wie dieselben nach Süden um-
biegen und sich dann in südlicher Richtung über die ganze Lânge des
Grundstücks fortsetzen. Eine viereckige Substruktion von etwa 7,60X4 m
ergab sich als das Fundament eines Tores; setzt doch der Doppelgraben
gerade vor demselben aus, um über eine Erdbrücke Zutritt zu dem Tore zu
verleihen.

Weil ich schon früher bei einer kleinen Versuchsgrabung in 1908 auch in
der NO-Ecke von Arentsburg die Umbiegung der Mauer meinte feststellen
zu können, liess sich die wahrscheinliche Lânge der Nordfront messen (etwa
163 m). Es ergab sich, dass das Nordtor dann gerade noch in dem für
unsere Grabungen nicht zugänglichen Garten des Landguts zu suchen wâre.

Innerhalb der Mauer wurden in der NW-Ecke des Kastells, in der Nâhe
des Westtores, neben Brunnen, Abzugsgraben usw., von denen nachher noch
die Rede sein wird, auch die Balkenspuren und Pfostertlocher von mehreren
Kasernengebâuden freigelegt, welche hier offenbar aus Holz und Fachwérk-
bau angelegt worden sind. Die Photographie (Abb. 32) zeigt einen Teil dieser
sehr deutlichen Spuren, und der auf der Karte gezeichnete Grundriss derselben
beweist genügend, dass es Kasernen gewesen, welche hier standen. Sehr
merkwürdig ist es aber, dass, wie es auf der Karte angegeben, und auch die
Photographie es erkennen lässt, der grösste Teil dieser Gebâudespuren zwei
Bauperioden aufweist. In etwas verschiedener Richtung liegen hier offenbar
zwei Komplexe von Balkenspuren durcheinander, der eine vom andern durch-
schnitten, 'und jederfür sich die viereckigen Grundrisse von Kasernengebâuden
zu erkennen gebend.

Es hat hier also ein vôlliger Neubau der meisten Kasernen stattgefun-
den und die in den späteren Balkenspuren und den zu diesen gehôrigen
Pfostenlôchern, Abzugsgraben usw. gefundenen Scherben lassen keinen Zweifel
übrig, dass das um die Mitte des zweiten Jahrhunderts geschehen sein muss.
 
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