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Alter mit Wahrscheinlichkeit, in einzelnen
Fâlien mit Bestimmtheit zuzuschreiben und
gelegentlich bis ins späte Palâolithikum
rückwârts zu verfolgen. Was nun die Art
der Verbreitung betrifft, so wird mit Much
keine solche langsam von Volk zu Volk,
sondern durch wandernde oder seefahrende
Vôlker angenommen, wodurch fehlende
Analogien in manchen Zwischenlücken und
verschiedenartige Besonderheiten in Toch-
terkolonien der ersten Erobereransiedlungen
bei übrigens gleichem Grundcharakter ihre
Erklärung fânden. Die ethnische Stellung
der Dolmenerbauer ist bisher lediglich durch
Annahme der Entstehung an der Peripherie
des Verbreitungsgebiets berührt Worden,
aber sie braucht gewiss nicht bloss im
âussersten Orient oder im hohen Norden
gesucht zu werden, sondern kann ebenso
gut von einer Gegend in der Mitte aus-
gegangen sein. Nun sind bisher nur die
nordischen Dolmenerbauer ziemlich sicher
als Nordindogermanen angesprochen, wo-
bei âhnliche Beobachtungen wie Deeckes
Vinetahypothese eine genauere Chronologie
ergeben würden, dagegen wâre im Falle
des höhern Alters der westeuropâischen
VEREINE, MUSEEN u. a.
51. Jahresbericht der Geselischaft fiir nütz-
liche Forschungen zu Trier. Vom i. April
1911 bis 31. Mârz 1912.
Es wurde eine Versammlung der ordent-
lichen Mitglieder abgehalten am 17. Juli.
Die Gesellschaft verlor durch den Tod die
ordentlichen Mitglieder Gymnasialdirektor
Dr. Jltgen, Generalvikar Dr. Eeuss und
das Vorstandsmitglied Friedr. Val. Lintz,
der seit 1897 die Kassengeschâfte der
Gesellschaft verwaltet hat. Ausserdem
verzog Herr Geheimrat v. Behr von Trier
nach Kôslin.
Die der Gesellschaft gehörige rômische
Ruine in Conz wurde mit einer Einfrie-
digung versehen, zu der die Kônigliche
Regierung einen Beitrag bewilligte. Die
im Roten Haus aufgestellte Trachten-
sammlung wurde gegen Feuersgefahr ver-
sichert. Im Herbst wurde der Jahrgang III
der „Trierer Jahresberichte“ ausgegeben.
Er ist dem Andenken des iangjâhrigen
I. Schriltführers der Gesellschaft, Felix
Hettner, gewidmet, und bringt eine An-
zahl von ihm nachgelassener Vortrâge und
Schriften, vor allem einen Nachtrag zu
seinem Werke: „Drei Tempelbezirke“, der
eine Übersicht über gallo-rômische Tempel-
anlagen gibt; dazu einen Vortrag des Archi-
tekten F. Boutron über die romischen
Bader in Trier mit Wiedergabe seiner
Rekonstruktionszeichnungen. Auf dem Ver-
bandstag der südwestdeutschen Altertums-
Megalithen die ethnische Zugehôrigkeit der
Erfinder und Trâger dieses Grabritus noch
unbestimmt; unbedingt wird aber wohl am
europäischen Ursprung des Steingrâberbaus
festzuhalten sein.
Soweit vorlaufig die klar durchdachte
und sicher fortschreitende Untersuchung,
deren Aufstellungen man sich schwer ver-
schliessen kann, deren noch hypothetische
Teile aber anerkennenswert vorsichtig ge-
fasst sind. Ohne Zweifel ist die ganze Frage
der Megalithkultur hier mit umfassender
Sachkenntnis auf eine neue Stufe gebracht,
und wenn schliesslich noch anhangsweise
'die gegen Ende der Steinzeit einsetzende
Reaktion des Ostens, die orientalische Be-
einflussung mancher Anschauungen, der
Import fremder Materialien, Kenntnis der
Metallbearbeitung, Bedeutung von Zinn und
Bernstein für den Tauschhandel, endlich
auch philologisch-historisch hôchst wichtige
Notizen über alte Traditionen von uralten
west-östiichen Beziehungen erôrtert werden,
so wird gewiss noch manche Anregung und
manche Einzeluntersuchung auf dem einmal
eingeschlagenen neuen Wege folgen.
Stettin. Prof. Dr. Walter.
vereine in Frankfurt a. M. vertrat Dr. Krüger,
auf dem Denkmalpflegetag in Salzburg
Geheimrat von Behr die Gesellschaft.
An Stelle eines Sommerausfluges wurde
am 24. Oktober eine Besichtigung der
St. Matthiaskirche und Abtei veranstaltet,
bei der Architekt P. Marx die Führung
und die Erlauterung der Bauten übernahm.
Pfarrer Treitz von St. Matthias zeigte den
Besuchern das berühmte Kreuz-Reliquiar
und gab die nötigen Erklârungen dazu.
Dr. Krüger erklärte die rômischen und
mittelalterlichen Grabkammern auf dem
Friedhofe.
Im Winter wurden folgende Vortrâge
gehalten :
14. November: Pfarrer Laven aus Lei-
wen, Das Stapelrecht der Stadt Trier.
5. Dezember: Domkapitular Dr. Lager,
Soziale Unruhen in Trier vor dem Ausbruch
der grossen franzôsischen Revolution. Mit-
teilung von Museumsdirektor Dr. Krüger
über neue Funde.
30. Januar: MuseumsdirektorDr.Krüger,
Romische Mosaiken (mit farbigen, nach der
Natur aufgenommenen Lichtbildern).
8. Mârz: Prof. Dr. Strack aus Giessen,
Deutschland in der Weitpolitik der ersten
Kaiser Roms.
26. März : Gymnasialdirektor Dr. P au I u s,
Die Gebäude der Trierer Universitât und
ilire Geschichte.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
Alter mit Wahrscheinlichkeit, in einzelnen
Fâlien mit Bestimmtheit zuzuschreiben und
gelegentlich bis ins späte Palâolithikum
rückwârts zu verfolgen. Was nun die Art
der Verbreitung betrifft, so wird mit Much
keine solche langsam von Volk zu Volk,
sondern durch wandernde oder seefahrende
Vôlker angenommen, wodurch fehlende
Analogien in manchen Zwischenlücken und
verschiedenartige Besonderheiten in Toch-
terkolonien der ersten Erobereransiedlungen
bei übrigens gleichem Grundcharakter ihre
Erklärung fânden. Die ethnische Stellung
der Dolmenerbauer ist bisher lediglich durch
Annahme der Entstehung an der Peripherie
des Verbreitungsgebiets berührt Worden,
aber sie braucht gewiss nicht bloss im
âussersten Orient oder im hohen Norden
gesucht zu werden, sondern kann ebenso
gut von einer Gegend in der Mitte aus-
gegangen sein. Nun sind bisher nur die
nordischen Dolmenerbauer ziemlich sicher
als Nordindogermanen angesprochen, wo-
bei âhnliche Beobachtungen wie Deeckes
Vinetahypothese eine genauere Chronologie
ergeben würden, dagegen wâre im Falle
des höhern Alters der westeuropâischen
VEREINE, MUSEEN u. a.
51. Jahresbericht der Geselischaft fiir nütz-
liche Forschungen zu Trier. Vom i. April
1911 bis 31. Mârz 1912.
Es wurde eine Versammlung der ordent-
lichen Mitglieder abgehalten am 17. Juli.
Die Gesellschaft verlor durch den Tod die
ordentlichen Mitglieder Gymnasialdirektor
Dr. Jltgen, Generalvikar Dr. Eeuss und
das Vorstandsmitglied Friedr. Val. Lintz,
der seit 1897 die Kassengeschâfte der
Gesellschaft verwaltet hat. Ausserdem
verzog Herr Geheimrat v. Behr von Trier
nach Kôslin.
Die der Gesellschaft gehörige rômische
Ruine in Conz wurde mit einer Einfrie-
digung versehen, zu der die Kônigliche
Regierung einen Beitrag bewilligte. Die
im Roten Haus aufgestellte Trachten-
sammlung wurde gegen Feuersgefahr ver-
sichert. Im Herbst wurde der Jahrgang III
der „Trierer Jahresberichte“ ausgegeben.
Er ist dem Andenken des iangjâhrigen
I. Schriltführers der Gesellschaft, Felix
Hettner, gewidmet, und bringt eine An-
zahl von ihm nachgelassener Vortrâge und
Schriften, vor allem einen Nachtrag zu
seinem Werke: „Drei Tempelbezirke“, der
eine Übersicht über gallo-rômische Tempel-
anlagen gibt; dazu einen Vortrag des Archi-
tekten F. Boutron über die romischen
Bader in Trier mit Wiedergabe seiner
Rekonstruktionszeichnungen. Auf dem Ver-
bandstag der südwestdeutschen Altertums-
Megalithen die ethnische Zugehôrigkeit der
Erfinder und Trâger dieses Grabritus noch
unbestimmt; unbedingt wird aber wohl am
europäischen Ursprung des Steingrâberbaus
festzuhalten sein.
Soweit vorlaufig die klar durchdachte
und sicher fortschreitende Untersuchung,
deren Aufstellungen man sich schwer ver-
schliessen kann, deren noch hypothetische
Teile aber anerkennenswert vorsichtig ge-
fasst sind. Ohne Zweifel ist die ganze Frage
der Megalithkultur hier mit umfassender
Sachkenntnis auf eine neue Stufe gebracht,
und wenn schliesslich noch anhangsweise
'die gegen Ende der Steinzeit einsetzende
Reaktion des Ostens, die orientalische Be-
einflussung mancher Anschauungen, der
Import fremder Materialien, Kenntnis der
Metallbearbeitung, Bedeutung von Zinn und
Bernstein für den Tauschhandel, endlich
auch philologisch-historisch hôchst wichtige
Notizen über alte Traditionen von uralten
west-östiichen Beziehungen erôrtert werden,
so wird gewiss noch manche Anregung und
manche Einzeluntersuchung auf dem einmal
eingeschlagenen neuen Wege folgen.
Stettin. Prof. Dr. Walter.
vereine in Frankfurt a. M. vertrat Dr. Krüger,
auf dem Denkmalpflegetag in Salzburg
Geheimrat von Behr die Gesellschaft.
An Stelle eines Sommerausfluges wurde
am 24. Oktober eine Besichtigung der
St. Matthiaskirche und Abtei veranstaltet,
bei der Architekt P. Marx die Führung
und die Erlauterung der Bauten übernahm.
Pfarrer Treitz von St. Matthias zeigte den
Besuchern das berühmte Kreuz-Reliquiar
und gab die nötigen Erklârungen dazu.
Dr. Krüger erklärte die rômischen und
mittelalterlichen Grabkammern auf dem
Friedhofe.
Im Winter wurden folgende Vortrâge
gehalten :
14. November: Pfarrer Laven aus Lei-
wen, Das Stapelrecht der Stadt Trier.
5. Dezember: Domkapitular Dr. Lager,
Soziale Unruhen in Trier vor dem Ausbruch
der grossen franzôsischen Revolution. Mit-
teilung von Museumsdirektor Dr. Krüger
über neue Funde.
30. Januar: MuseumsdirektorDr.Krüger,
Romische Mosaiken (mit farbigen, nach der
Natur aufgenommenen Lichtbildern).
8. Mârz: Prof. Dr. Strack aus Giessen,
Deutschland in der Weitpolitik der ersten
Kaiser Roms.
26. März : Gymnasialdirektor Dr. P au I u s,
Die Gebäude der Trierer Universitât und
ilire Geschichte.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.