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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Trier / Hohenfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0073

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59

aus gen S.W. unter den obenerwahnten
Pfad, sodass der Arbeitsraum unter dem
anstossenden Hausgarten liegen muss. Der
Feuerungsraum war durch eine Zunge ge-
teilt. Der Boden des Brennraumes wurde
getragen von einem Doppelgewôlbe (oder
vielmehr einem paraliel geordneten System
von Brücken), das aus grossen keilfôrmig
geschnittenen Lehmziegeln in Lehm gebaut
und erst durch die Feuerung steinhart ge-
brannt worden war. Dieser Boden ist viel-
mals durchbohrt, jedoch waren die runden
Oeffnungen dieser in den Heizraum hinab
führenden Züge oben mit Lehmknollen oder
auch Scherben zugedeckt und dadurch das
direkte Feuer vom Brennraum abgesperrt.
Von dem Brennraum stand noch ein gutTeil
(bis —2,12 m unter Oberflâche) aufrecht;
Wandung und Boden waren mitLehmverputz
überstrichen. Darin befand sich eine gleich-
artige Füllmasse aus Lehm vom Gewôlbe
des Brennraums und aus Scherben der
üblichen gelbroten Tonware früher Kaiser-
zeit: Krüge, Urnen, Amphoren. Von dem
Ofen wurde an Ort und Stelle gleich ein
Modell im Massstab i : io hergestellt. —
Der zweite Ofen, der ebenfalls gleich mo-
delliert wurde, war kleiner, oval (1,62:1,16m)
und gut erhalten. Die Sohle lag — 3,06 m.
Die Bauweise war wie vor aus Lehm. Ein
kurzer, sehr enger Heizkanal führte von SW.
her in den durch eine Zunge geteilten, nie-
drigen Heizraum. Der war zugedeckt durch
oblonge, von der Zunge zur Wand radial ge-
legte Lehmplatten ; die dadurch entstandenen
Zwischenrâume zeigten sich künstlich ver-
stopft und zugedeckt, damit keine direkte
Flamme in den Brennraum eindringen
konnte. Der Brennraum war ebenfalls rings
an der Wandung mit Lehmverstrich be-
deckt; von S. her führte ein Zugang in ihn
hinein, dessen unterster Teil noch erkannt
werden konnte. — Ausserordentlich interes-
sant war die Feststellung, die alsbald ge-
macht wurde, dass dieser Ofen vorher ein
runder (Dm. 1,60 m) mit weiter geôffnetem
Heizkanal gewesen war, der durch Ver-
dickungen der Seiten zu einem ovalen
hergerichtet wurde. DieFüllmasse bestand
nebst Lehmbrocken vom Gewôlbe des
Brennraumes lediglich aus Scherben der
bekannten orangeroten, grauen und schwar-
zen sog. belgischen Teller. — In den sehr
engen Vorraum mündete dicht bei der
Oeffnung des Heizkanals ein anderer eines
ganz kleinen ovalen Neben-Ofens, derhôher
(Sohle —2,66 m) lag, und dessen Asche
den Vorraum ganz angefüllt hatte. Er war
ganz primitiv in den Lehm eingetieft mit
flach muldenfôrmigem, durch eine Zunge
geteiltem Heizraum, der mit Lehmplatten
gedeckt war. (Grôsse 1,08:0,74 m.) Auch

dieses Oefchen, das durch spâtere Anlagen
z. T. zerstôrt war, enthielt nichts anderes
als das vorige. — Die übrigen Versuchs-
grâben brachten Reste von Bauwerken zu
Tage, die aber durchweg spâterer Zeit an-
gehören. Die Töpferöfen, die hier ganz
unvermutet — so viel (ca. 300 m) weiter
nôrdlich von dem schon seit langem be-
kannten und 1893 von Lehner 1) und neuer-
dings (1907) vom Provinzial-Museum durch
ausgedehntere Grabungen im Südwestwinkel
der röm. Stadtmauer festgestellten Tôpferei-
gelânde — so dicht bei der jetzigen Stadt
entdeckt worden sind, gehôren ohne Frage
dem i. Jh. n. Chr., vielleicht der 2. Halfte an,
welcher Periode im Genaueren, das muss
erst die eingehende Betrachtung der Fund-
stücke ergeben. Es ergibt sich aus diesem
Befund auch- der Schluss, dass die südliche
Begrenzung der âltesten Stadtanlage weiter
nôrdlich zu suchen sein wird.

Trier. P. Steiner.

Hohenfels (Kr. Daun). Frânkisches37.
Grâberfeld. In den Tageszeitungen wer-
den über die Entdeckung und Ausgrabung
eines fränkischen Graberfeldes bei Hohen-
fels bestândig übertriebene Nachrichten
verbreitet, die der Richtigstellung bedürfen.
Von gânzlich unberufener Seite ist den
Funden «eine grosse historische Bedeutung»
zugesprochen worden; es seien besonders
wertvolle Funde gemacht worden. Das
Tatsâchliche ist vielmehr Folgendes: Beim
Abbau von vulkanischem Sand stiess man
auf fränkische Grâber. Der Unternehmer,
Herr Schwartz aus Niederprüm, machte
von dem Funde dem Provinzialmuseum
in Trier sogleich Mitteilung und gestat-
tete in dankenswerter Weise, dass die
weiteren Graber vom Museum ausgegra-
ben werden durften. Es sind im Ganzen
einige 80 Graber untersucht worden, die
meist mit der üblichen Steinsetzung um-
geben waren. Von Holzsargen konnten sich
in dem trockenen Boden nur schwache
Spuren erhalten. Leider erwies sich nahe-
zu die Hälfte der Grâber als bereits aus-
geraubt und der Inhalt der übrigen Iehrte,
dass die Bewohner jener hochgelegenen
Gegend auch im frühen Mittelalter dort
keine Schâtze zu erwerben vermochten.
Die Ausstattung der Gräber ist ungewôhn-
lich bescheiden und anspruchslos. Der
Wert des ganzen Fundes beruht darauf,
dass dank der rechtzeitigen Meldung vor
der endgültigen Beseitigung der Grâber
eine genaue wissenschaftliche Aufnahme
hat stattfinden kônnen. Kr.

‘) H. Lehner, die rôm. Stadtbefestigung von Trier.
Westd. Zeitschr. XV 1896 S. 241 ff.
 
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