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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Aus der Literatur
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Frimmel, Theodor von: [Rezension von: Ernst Konrad Stahl, Die Legende vom heil. Riesen Christophorus in der Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts, ein entwicklungsgeschichtlicher Versuch]
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0032

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29

an den weithin sichtbaren Wänden von allerlei Bergkirchen beachtet. Die
vielen Einzeldrucke mit Christophbildern können wenigstens in vielen Bei-
spielen kaum dem kunstliebenden Laien entgangen sein. Werke der Plastik
und der Buchmalerei reihen sich an. Etwa die Darstellungen Sebastians und
Georgs mögen in ähnlicher Häufigkeit vorkommen. Um allgemeine Gesichts-
punkte zu gewinnen und groß angelegte Linien zu ziehen, ist denn auch
die lange Reihe der Christophorusdarstellungen ganz geeignet. Manche Vor-
arbeiten liegen vor über die Legende und die Darstellungen Christophs.
Der Verfasser des neuen Buches kennt sie und führt sie auch an, vielleicht
mit Ausnahme der Mitteilungen im „Organ für christliche Kunst“ von 1858,
1862 und 1869, wenn ich nicht etwa unter den vielen Literaturangaben den
ausdrücklichen Hinweis übersehen habe. Auf keinen Fall wäre dieses Zitat
von großer Bedeutung, da Stahl in seiner neuen Arbeit die älteren Aus-
führungen weit überholt. Mit Stahls neuem Christophbuch ist ein kräftiger
Schritt nach vorwärts getan. Hat sich doch Stahl augenscheinlich mit Ge-
schick und Beharrlichkeit in den weitverzweigten Stoff vertieft. Hauptsächlich
galt diese Vertiefung zunächst der Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts.
Es fehlt aber in dem Buch keineswegs an einem Zusammenhang mit höheren
Gesichtspunkten. Den Fachgenossen wird bald die Woelfflinsche Schule auf-
fallen, und danach dürften die Beurteilungen der Auffassung und Ausdrucks-
weise merklich verschieden ausfallen. Aber jeder Leser, er mag welcher
Schule immer angehören, wird aus dem Buch reiche Anregung schöpfen.
Die einzelnen Typen der Darstellungen sind herausgearbeitet und in Gruppen
gebracht. Stahl rückt dem Stoff tüchtig zuleibe und hält sich nach der Richt-
schnur, die er im Schlußwort (S. 224) selbst kennzeichnet, indem er sagt: „Ein
ästhetisches Herumstochern allein, wie es jetzt vielfach Mode wird, bedeutet noch
nicht,Kunstgeschichte schreiben“ [gewiß nicht! Fr.]. „Allerdings soviel scheint
mir sicher, daß sich die fortschrittlich gesinnte kunsthistorische Forschung
nicht lange mehr gegen psychologische Induktionsmethoden wird sträuben
dürfen, wenn sie nicht in den Vorhöfen dessen, was man zu allen Zeiten als
Kunst verstand, stehenbleiben will.“ In der Tat ist es gewiß wünschens-
wert, daß sich die Geschichtsforschung der Kunst nicht vor allen Ange-
legenheiten der Kunstphilosophie Augen und Ohren verschließe. Denn auch
die Psychologie des Kunstschaffens hat ihre geschichtliche Entwicklung. Der
Standpunkt der Unduldsamkeit wäre in solchen Angelegenheiten übel gewählt.
Der Tafelband bildet eine wichtige und wertvolle Ergänzung des Textes
mit seinen nahezu hundert Abbildungen auf 62 Tafeln. Eine ganze Menge
großer und kleiner Meister, nicht zuletzt die großen deutschen sogenannten
Kleinmeister, kommen darin vor, auch allbekannte und seltene Italiener.
Um die rasche Verbreitung des Buches in der Kunstwelt braucht einem
nicht bange zu sein. Fr.

RUNDSCHAU.
Berlin. Die Sammlung Markus Kappel, bekannt durch ihre vorzüglichen
Holländer, wird nach dem Tod des Besitzers (Kappel ist im Jänner ver-
storben) im Kaiser-Friedrich-Museum ausgestellt. (Berl. Tagebl., 23. Jan. 1920.)
Budapest. Im Ernst-Museum hat vor kurzem eine große Versteigerung,
es ist die zehnte der jungen Anstalt, stattgefunden. (Reich illustr. Katalog.)
 
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