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Denn durch diese Ausstellung ist die Donaustadt mit einem Schlag
wieder in den Vordergrund allgemeiner kunstgeschichtlicher Bedeutung ge-
rückt worden, nachdem sie jahrelang trotz heißen Bemühens sich immer
nur in engstem eigenen Kreise winden und drehen konnte.
Wien. Eine Reihe großer Versteigerungen wurde im Kunstauktionshaus
Leo Schidlof abgehalten, bei denen jedesmal mehrere bedeutende Gemälde
und gewöhnlich viele gute Miniaturen zum Verkauf kamen. Die Verzeichnisse
waren alle ungewöhnlich reich ausgestattet. Die letzte Auktion war die der
Sammlung Wolkenstein im Juni (1920). Jedesmal wurden gute Preise erzielt.
— Bei C. J. Wawra mehrere bemerkenswerte Versteigerungen, für die
prächtig ausgestattete Verzeichnisse hergestellt wurden.
— Albert Kende, das Dorotheum, das Kunsthaus S. Kende, Ignaz
Schwarz, Gilhofer & Ranschburg entwickelten alle eine lebhafte Tätig-
keit, die zum Teil auch in Versteigerungen von Gemälden und Kunstblättern
zum Ausdruck kam.
Winterthur. Im Museum eine Bildnisausstellung mit Werken aus der
Zeit von 1800 bis 1860. (M. N. N.)
NOTIZEN.
Einen Beitrag zur Kunde von der Erhaltung der Gemälde, die ja in
den Studien und Skizzen ganz besonders beachtet wurde*), lieferte unlängst
das Pariser Tagesblatt „Le Matin“ (vom 23. August 1920). Es erzählt davon,
daß viele Bilder aus dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Tomy-Thierry
stark gelitten haben. Das Nachdunkeln und die auffallende Rißbildung sei
nun schon störend geworden**). Die Th. Rousseau seien schwarz geworden,
ein Ricard ist kaum mehr zu unterscheiden. Millets Heubinder (Les Botteleurs)
haben ihre Frische eingebüßt. Besser haben sich die Daubigny erhalten,
besonders die auf Holz gemalten. In der Sammlung Chauchard (sie befindet
sich bekanntlich im Louvre ebenso wie die Kollektion Tomy-Thierry) sieht
Millets „Angelus“ entfärbt aus, wozu noch die störende Sprungbildung
kommt. Ich bemerke dazu, daß der Angelus von Millet schon längst ver-
dorben ist, so schwer erkrankt, daß man ihn wohl kaum mehr retten kann.
Am besten haben die sorgsam gemalten Bildchen von Meissonier (vom
„maitre du tableautin“) standgehalten. Fr.
Die „Technischen Mitteilungen für Malerei“ veröffentlichen Prof.
Dr. A. Eibners inhaltsreiche „Volkstümliche Vorträge an der Versuchs-
anstalt für Maltechnik der Technischen Hochschule in München“. Diese Vor-
träge behandeln auch die Rißbildung an Gemälden und Anstrichen.
In Dresden ist eine deutsche Werkstatt für Farbenkunde begründet
worden (L. Briegers „Der Sammler“).
Das Entwenden von Kunstgegenständen und Bildern will kein Ende
nehmen. Im Mai (1920) wurden wieder durch Einbrecher mehrere wertvolle
Gemälde aus der Rosenburg am Kamp gestohlen.
*) Vgl. die Reihe von Mitteilungen über Sprungbildungen an Gemälden im
IV. Band.
**) 1904 fand ich bei den Millets der Sammlung Tomy-Thierry eine noch ganz
gute Erhaltung vor. (Siehe Handbuch der Gemäldekunde, 2. Aufl. S. 121, 3. Aufl. S. 146.)
Denn durch diese Ausstellung ist die Donaustadt mit einem Schlag
wieder in den Vordergrund allgemeiner kunstgeschichtlicher Bedeutung ge-
rückt worden, nachdem sie jahrelang trotz heißen Bemühens sich immer
nur in engstem eigenen Kreise winden und drehen konnte.
Wien. Eine Reihe großer Versteigerungen wurde im Kunstauktionshaus
Leo Schidlof abgehalten, bei denen jedesmal mehrere bedeutende Gemälde
und gewöhnlich viele gute Miniaturen zum Verkauf kamen. Die Verzeichnisse
waren alle ungewöhnlich reich ausgestattet. Die letzte Auktion war die der
Sammlung Wolkenstein im Juni (1920). Jedesmal wurden gute Preise erzielt.
— Bei C. J. Wawra mehrere bemerkenswerte Versteigerungen, für die
prächtig ausgestattete Verzeichnisse hergestellt wurden.
— Albert Kende, das Dorotheum, das Kunsthaus S. Kende, Ignaz
Schwarz, Gilhofer & Ranschburg entwickelten alle eine lebhafte Tätig-
keit, die zum Teil auch in Versteigerungen von Gemälden und Kunstblättern
zum Ausdruck kam.
Winterthur. Im Museum eine Bildnisausstellung mit Werken aus der
Zeit von 1800 bis 1860. (M. N. N.)
NOTIZEN.
Einen Beitrag zur Kunde von der Erhaltung der Gemälde, die ja in
den Studien und Skizzen ganz besonders beachtet wurde*), lieferte unlängst
das Pariser Tagesblatt „Le Matin“ (vom 23. August 1920). Es erzählt davon,
daß viele Bilder aus dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Tomy-Thierry
stark gelitten haben. Das Nachdunkeln und die auffallende Rißbildung sei
nun schon störend geworden**). Die Th. Rousseau seien schwarz geworden,
ein Ricard ist kaum mehr zu unterscheiden. Millets Heubinder (Les Botteleurs)
haben ihre Frische eingebüßt. Besser haben sich die Daubigny erhalten,
besonders die auf Holz gemalten. In der Sammlung Chauchard (sie befindet
sich bekanntlich im Louvre ebenso wie die Kollektion Tomy-Thierry) sieht
Millets „Angelus“ entfärbt aus, wozu noch die störende Sprungbildung
kommt. Ich bemerke dazu, daß der Angelus von Millet schon längst ver-
dorben ist, so schwer erkrankt, daß man ihn wohl kaum mehr retten kann.
Am besten haben die sorgsam gemalten Bildchen von Meissonier (vom
„maitre du tableautin“) standgehalten. Fr.
Die „Technischen Mitteilungen für Malerei“ veröffentlichen Prof.
Dr. A. Eibners inhaltsreiche „Volkstümliche Vorträge an der Versuchs-
anstalt für Maltechnik der Technischen Hochschule in München“. Diese Vor-
träge behandeln auch die Rißbildung an Gemälden und Anstrichen.
In Dresden ist eine deutsche Werkstatt für Farbenkunde begründet
worden (L. Briegers „Der Sammler“).
Das Entwenden von Kunstgegenständen und Bildern will kein Ende
nehmen. Im Mai (1920) wurden wieder durch Einbrecher mehrere wertvolle
Gemälde aus der Rosenburg am Kamp gestohlen.
*) Vgl. die Reihe von Mitteilungen über Sprungbildungen an Gemälden im
IV. Band.
**) 1904 fand ich bei den Millets der Sammlung Tomy-Thierry eine noch ganz
gute Erhaltung vor. (Siehe Handbuch der Gemäldekunde, 2. Aufl. S. 121, 3. Aufl. S. 146.)