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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: Gemälde und Kunstblätter in der Beethovenausstellung der Stadt Wien: (Bildnisse Beethovens - Porträte aus seinem Kreis - Die Halmschen Beethovenlocken)
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0106

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schließen, die in der Ausstellungnebeneinanderhängen. Zum mindesten müssen
sie in der Entstehungszeit ganz nahe beieinander fallen Vom Brunsvikschen
Urbild (ich kenne es aus dem Besitz der Familie Brunsvik) ist eine ziemlich
gute Kopie in Ölmalerei erreichbar gewesen; vom Lichnowskyschen Beet-
hoven hat man eine gute Photographie zur Verfügung, die es deutlich er-
kennen läßt, daß seit 1892, damals befand sich das Bild in recht vernach-
lässigtem Zustand, manche Schäden gedeckt worden sind.
Von der wichtigen Gipsmaske F Kleins, die 1812 genommen
worden, ist ein guter alter Abguß aus dem Besitz des Museums der Stadt
Wien herbeigeschafft worden, der zur Betrachtung empfohlen sei als Gegen-
satz zu sehr vielen schlechten Abgüssen, die im Handel vorkommen. Die
Maske von 1812 unterrichtet uns in guten alten Abgüssen zuverlässig über
alle wichtigen Abmessungen an Beethovens Antlitz. 1812 konnte es noch
als gehundheitsstrotzend angesprochen werden, wie sehr man auch beachten
muß, daß sich wohl schon damals allerlei Übel vorbereiteten, die nach und
nach die Lebensfreude erstickten und den Lebensfaden endlich zum Reißen
brachten Daß die Schwerhörigkeit damals schon recht vorgeschritten war,
ist allbekannt.
Die Ausstellung bietet noch viele weitere Abbilder des großen Ton-
dichters, so den Stich von Blasius Höfel nach Louis Letronne, dabei
den Leipziger Nachstich von 1815 und den Steindruck von Kunike in Wien.
Es reiht sich an ein wertvolles Exemplar des zweiten Mählerschen Beet-
hovenporträts aus dem Besitz des Regierungsrates Dr. Ernst Karajan in
Salzburg. Nebstbei bemerkt, nähert sich Mähler*) in diesem Beethoven-
porträt merklich der Art des J. B. Reitter, so daß man an persönliche Be-
ziehungen der beiden Altwiener denken könnte. Andere Exemplare der
zweiten Beethovenaufnahme von Mähler befinden sich in der Gleichenstein-
schen Familie in Freiburg im Breisgau und in der Sonnleitnerschen Bildnis-
sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (über diese Sammlung
vgl. mein Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, Bd. II, Abschnitt: „Ge-
sellschaft der Musikfreunde“, und die dort angegebenen Schriften).
An das Klöbersche Bildnis erinnert die Steinzeichnung von Th. Neu
aus dem Besitz des Obermagistratsrates Dr Jakob Dont in Wien. Beigefügt
ist eine Stelle aus der Spenerschen Zeitung vom 23. Dezember 1841
(Nr. 306), worin der Wiener Cellist V. Dont als Vermittler der Sitzungen
Beethovens für den Maler Klöber genannt wird. Die weitere Literatur über
dieses Bildnis ist genannt und benutzt in meinen „Beethovenstudien“, Bd. I
(S. 70—81), wo auch durch Vergleichungen mit der Maske von 1812 fest-
gestellt ist, daß Klöber Beethovens Kopf nicht getroffen und in wesentlichen
Linien gänzlich verfehlt hat. Auch Schindler, der bekannte Biograph Beet-
hovens und einer der freuest ergebenen Zeitgenossen aus dem engsten
Kreise Beethovens, war dieser Meinung und das auch ohne genaue Ver-
gleichung mit der Maske.
Ferdinand Schimons Beethovenporträt, ungefähr aus derselben Zeit
stammend wie das Klöbersche, ist jedenfalls diesem weitaus vorzuziehen.
Schimons Bildnis ist durch eine Photographie in der Ausstellung betont.

*) Von diesem talentvollen Dilettanten war in den Studien und Skizzen schon
wiederholt die Rede.

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