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Das Urbild ist mit Schindlers Nachlaß in die Berliner Bibliothek und von
dort ins Beethovenhaus nach Bonn gewandert. Von dort her war es be-
greiflicherweise gerade jetzt nicht zu haben.
Auch das Urbild des Stiel ersehen Beethoven konnte nicht beschafft
werden, und wir müssen uns mit der alten Kopie aus dem Besitz des Wiener
Männergesangvereins begnügen. Die Dürcksche und die Kriehubersche Litho-
graphie nach Stielers Bild sind daneben zu sehen. Von Stieler ist mehrmals
in den Gesprächsheften Beethovens von 1819 die Rede. Auch hat sich ein
Briefchen des Meisters an diesen Künstler erhalten. Da es bei Nohl nicht
genau wiedergegeben und danach wiederholt unrichtig nachgedruckt worden
war, setze ich es nochmals her, wie ich es nach der Urschrift gelesen habe.
Beethoven schrieb: „Werthester Stieler! Heute ist es unmöglich, mich zu
ihnen zu begeben, Morgen werde ich aber punkt Eilf bej ihnen sein —
Sie verzeihen schon — In Eil ihr mit Hochachtung ergebenster Beethoven.“
Das Briefchen und Stielers Ölgemälde befinden sich jetzt im Besitz der
Firma C. F. Peters in Leipzig. Man hatte dort die große Freundlichkeit, mir
die Urschrift zur Einsicht zu senden.
Über den Büsten von Anton Dietrich, welche Beethoven darstellen,
findet sich das Wesentliche im „Beethovenjahrbuch“ (Bd. I, S. 191 ff.), wo
auch die Büste bei Ludwig Dux in Wien abgebildet ist.
Waldmüllers Beethovenbrustbild ist nur in Heliogravüre vertreten.
Es ist, wie das auch vom Stielerschen bekannt ist, nicht ganz nach der
Natur fertig gemalt. (Nähere Mitteilungen in den „Studien und Skizzen zur
Gemäldekunde“, Bd. II, S. 102 ff.)
Im Schaukasten IV sind die verschiedenen kleinen Beethovenbildnisse
von Jos. Dan. Boehm vereinigt. (Zwei Aufnahmen des Medaillons, das in
Wachs bossiert war, finden sich in den „Blättern für Gemäldekunde“, II. Bd.,
Heft 4, S. 80f.)
Aus den letzten Jahren des Meisters stammt die Zeichnung von Stefan
Decker, die ebenfalls in die Beethovenschau eingefügt ist. Sie gehört dem
bekannten Wiener Sammler Dr. August Heymann, der auch eine überaus
seltene Lithographie nach dem Deckerschen Beethovenbrustbild beigefügt
hat. Es ist laut Inschrift ein Blatt aus dem Lithographischen Institut in Wien.
Der Steinzeichner ist nicht genannt, nur auf Decker ist hingewiesen. Decker
selbst ist es gewiß nicht, der das Blatt auf Stein gezeichnet und seinen Namen
darauf vermerkt hat. Denn dieser hätte sicher gewußt, wie er seinen Namen
schreibt. Auf dem Steindruck steht aber „Deker“ ohne c vor dem k. Da-
neben eine Jahreszahl, von der die ersten drei Ziffern sicher 182 zu lesen
sind, wogegen die vierte Ziffer eine Kreuzung von 4 und einer 7 mit Quer-
strich in der Mitte ist, also eine sichere Deutung nicht erlaubt. Der unbe-
kannte Lithograph, der jene Jahreszahl und den Künstlernamen des Urhebers
hingesetzt hat, war über diese offenbar im unklaren, wonach der Inschrift
keine Beweiskraft in bezug auf die Entstehungszeit der Deckerschen Zeich-
nung beizumessen ist. Nach der Überlieferung, die ich bei Deckers Sohn
noch erfragt habe, ist die Zeichnung Stefan Deckers im Schwarzspanierhaus
entstanden. Dorthin war Beethoven erst im Herbst 1825 gezogen, wodurch
eine Zeitgrenze, der Terminus a quo, gewonnen ist. Die andere Grenze
Terminus ad quem, ergibt sich aus dem Ableben des Meisters am 26. März
1827, beziehungsweise aus dem Krankheitsverlauf mit mehrtägigem Todes-
Das Urbild ist mit Schindlers Nachlaß in die Berliner Bibliothek und von
dort ins Beethovenhaus nach Bonn gewandert. Von dort her war es be-
greiflicherweise gerade jetzt nicht zu haben.
Auch das Urbild des Stiel ersehen Beethoven konnte nicht beschafft
werden, und wir müssen uns mit der alten Kopie aus dem Besitz des Wiener
Männergesangvereins begnügen. Die Dürcksche und die Kriehubersche Litho-
graphie nach Stielers Bild sind daneben zu sehen. Von Stieler ist mehrmals
in den Gesprächsheften Beethovens von 1819 die Rede. Auch hat sich ein
Briefchen des Meisters an diesen Künstler erhalten. Da es bei Nohl nicht
genau wiedergegeben und danach wiederholt unrichtig nachgedruckt worden
war, setze ich es nochmals her, wie ich es nach der Urschrift gelesen habe.
Beethoven schrieb: „Werthester Stieler! Heute ist es unmöglich, mich zu
ihnen zu begeben, Morgen werde ich aber punkt Eilf bej ihnen sein —
Sie verzeihen schon — In Eil ihr mit Hochachtung ergebenster Beethoven.“
Das Briefchen und Stielers Ölgemälde befinden sich jetzt im Besitz der
Firma C. F. Peters in Leipzig. Man hatte dort die große Freundlichkeit, mir
die Urschrift zur Einsicht zu senden.
Über den Büsten von Anton Dietrich, welche Beethoven darstellen,
findet sich das Wesentliche im „Beethovenjahrbuch“ (Bd. I, S. 191 ff.), wo
auch die Büste bei Ludwig Dux in Wien abgebildet ist.
Waldmüllers Beethovenbrustbild ist nur in Heliogravüre vertreten.
Es ist, wie das auch vom Stielerschen bekannt ist, nicht ganz nach der
Natur fertig gemalt. (Nähere Mitteilungen in den „Studien und Skizzen zur
Gemäldekunde“, Bd. II, S. 102 ff.)
Im Schaukasten IV sind die verschiedenen kleinen Beethovenbildnisse
von Jos. Dan. Boehm vereinigt. (Zwei Aufnahmen des Medaillons, das in
Wachs bossiert war, finden sich in den „Blättern für Gemäldekunde“, II. Bd.,
Heft 4, S. 80f.)
Aus den letzten Jahren des Meisters stammt die Zeichnung von Stefan
Decker, die ebenfalls in die Beethovenschau eingefügt ist. Sie gehört dem
bekannten Wiener Sammler Dr. August Heymann, der auch eine überaus
seltene Lithographie nach dem Deckerschen Beethovenbrustbild beigefügt
hat. Es ist laut Inschrift ein Blatt aus dem Lithographischen Institut in Wien.
Der Steinzeichner ist nicht genannt, nur auf Decker ist hingewiesen. Decker
selbst ist es gewiß nicht, der das Blatt auf Stein gezeichnet und seinen Namen
darauf vermerkt hat. Denn dieser hätte sicher gewußt, wie er seinen Namen
schreibt. Auf dem Steindruck steht aber „Deker“ ohne c vor dem k. Da-
neben eine Jahreszahl, von der die ersten drei Ziffern sicher 182 zu lesen
sind, wogegen die vierte Ziffer eine Kreuzung von 4 und einer 7 mit Quer-
strich in der Mitte ist, also eine sichere Deutung nicht erlaubt. Der unbe-
kannte Lithograph, der jene Jahreszahl und den Künstlernamen des Urhebers
hingesetzt hat, war über diese offenbar im unklaren, wonach der Inschrift
keine Beweiskraft in bezug auf die Entstehungszeit der Deckerschen Zeich-
nung beizumessen ist. Nach der Überlieferung, die ich bei Deckers Sohn
noch erfragt habe, ist die Zeichnung Stefan Deckers im Schwarzspanierhaus
entstanden. Dorthin war Beethoven erst im Herbst 1825 gezogen, wodurch
eine Zeitgrenze, der Terminus a quo, gewonnen ist. Die andere Grenze
Terminus ad quem, ergibt sich aus dem Ableben des Meisters am 26. März
1827, beziehungsweise aus dem Krankheitsverlauf mit mehrtägigem Todes-