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kampf. In dem traurigen Zustand des Hinscheidens ist der Tonkünstler nicht
von Decker gezeichnet worden. Dagegen hat Teltscher, der talentvolle
junge Künstler, den Sterbenden gezeichnet, skizziert, und zwar zweimal.
Jene flüchtigen Entwürfe finden sich in einem Skizzenbuch, das jetzt Herrn
Dr. August Heymann gehört. Dieser hatte die große Freundlichkeit, mir die
Erstveröffentlichung in den „Blättern für Gemäldekunde“ zu gestatten (Bd. V,
Heft 3 vom Mai 1909). In der Beethovenausstellung ist die eine Teltschersche
Zeichnung im Schaukasten XIX als Nr. 413 zu finden zusammen mit der
Totenmaske, mit einem Haarbüschel und der Photographie nach dem Schädel.
Im Schaukasten IV sind dann einige Bildnisse in ganzer Figur zusam-
mengestellt, darunter auch J. P. Lysers allbekannte schreitende Figur. In
dieser möchte ich anmerken, daß sie so gut wie sicher nach einer Zeichnung
gemacht ist, die nicht von Lyser selbst herrührt. Denn nach den eingehen-
den Studien, die in neuester Zeit über Lysers Lebensgang gemacht worden
sind, läßt sich annehmen, daß Lyser und Beethoven niemals zu gleicher
Zeit an demselben Ort sich aufgehalten haben.*) Die große Lithographie von
Martin Tejcek: Beethoven in ganzer Figur, die ebenfalls ausgestellt ist,
hat mehr Anspruch darauf, daß sie der Künstler dem Anblick Beethovens
selbst verdankt.
Der kleine Beethoven in ganzer Figur und im Regenmantel war wohl
nicht zugänglich, sonst hätte man ihn sicher ebenfalls ausgelegt. Dieses
Blättchen kam bei der Prager Versteigerung Donebauer 1915 zum Vorschein
als Werk des geschickten J. Höch le. Dieser begabte Künstler scheint ein
Verehrer Beethovens gewesen zu sein. Zeichnete er doch Beethovens Klavier-
zimmer im Schwarzspanierhaus kurz nach dem Tod des Meisters. (Aus-
stellungs-Nr. 245.) Dieses Blatt ist von Leybold gestochen. (Ausstellungs-
Nr. 276 mit den Inschriften „J. Höchle del ad Nat“ und „G. Leybold
sculp“.) Das Figürchen Beethovens von Höchle und das folgende sind ab-
gebildet in den „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde“, Bd: III, Liefe-
rung 1 und 2, wo auch die nötigen Angaben über die Funde und Besitzer
geboten werden.
Bald nach dem Höchleschen Beethovenfigürchen kam auch ein kleiner
Beethoven in ganzer Figur von Jos. Weidner zum Vorschein. Auch dieses
Blättchen dürfte nicht für die Ausstellung zu haben gewesen sein.
Die Beethovenschau umfaßt auch mehrere hundert Bildnisse von Per-
sönlichkeiten, die irgendwie mit dem Meister Zusammenhängen. In mehr-
facher Beziehung bedeutungsvoll ist das Porträt des Großvaters Beethoven
von Radoux (im Besitz der Nachkommen des Neffen Karl, jetzt bei Herrn
Dr. Herrn. Weidinger). Einer der wichtigsten Lehrer Beethovens, Christ.
Gottlob Neefe, erscheint in dem bekannten Stich von Liebe nach Rosen-
berg. Es ist das einzige Bildnis des merkwürdigen Musikers, das bisher
aufzufinden war. Kurfürst Maximilian Franz von Köln mußte als wichtiger
Förderer Beethovens in die Reihe aufgenommen werden (Stich von J. E.
Mansfeld).
Der Bonner Kreis wird besonders betont durch die vielen Beethoven
erinnerungen aus dem Besitz der Familie Breuning, unter denen sich auch
*) Näheres in den „Blättern für Gemäldekunde“ von 1906 und 1912 und im
Beethovenjahrbuch.
kampf. In dem traurigen Zustand des Hinscheidens ist der Tonkünstler nicht
von Decker gezeichnet worden. Dagegen hat Teltscher, der talentvolle
junge Künstler, den Sterbenden gezeichnet, skizziert, und zwar zweimal.
Jene flüchtigen Entwürfe finden sich in einem Skizzenbuch, das jetzt Herrn
Dr. August Heymann gehört. Dieser hatte die große Freundlichkeit, mir die
Erstveröffentlichung in den „Blättern für Gemäldekunde“ zu gestatten (Bd. V,
Heft 3 vom Mai 1909). In der Beethovenausstellung ist die eine Teltschersche
Zeichnung im Schaukasten XIX als Nr. 413 zu finden zusammen mit der
Totenmaske, mit einem Haarbüschel und der Photographie nach dem Schädel.
Im Schaukasten IV sind dann einige Bildnisse in ganzer Figur zusam-
mengestellt, darunter auch J. P. Lysers allbekannte schreitende Figur. In
dieser möchte ich anmerken, daß sie so gut wie sicher nach einer Zeichnung
gemacht ist, die nicht von Lyser selbst herrührt. Denn nach den eingehen-
den Studien, die in neuester Zeit über Lysers Lebensgang gemacht worden
sind, läßt sich annehmen, daß Lyser und Beethoven niemals zu gleicher
Zeit an demselben Ort sich aufgehalten haben.*) Die große Lithographie von
Martin Tejcek: Beethoven in ganzer Figur, die ebenfalls ausgestellt ist,
hat mehr Anspruch darauf, daß sie der Künstler dem Anblick Beethovens
selbst verdankt.
Der kleine Beethoven in ganzer Figur und im Regenmantel war wohl
nicht zugänglich, sonst hätte man ihn sicher ebenfalls ausgelegt. Dieses
Blättchen kam bei der Prager Versteigerung Donebauer 1915 zum Vorschein
als Werk des geschickten J. Höch le. Dieser begabte Künstler scheint ein
Verehrer Beethovens gewesen zu sein. Zeichnete er doch Beethovens Klavier-
zimmer im Schwarzspanierhaus kurz nach dem Tod des Meisters. (Aus-
stellungs-Nr. 245.) Dieses Blatt ist von Leybold gestochen. (Ausstellungs-
Nr. 276 mit den Inschriften „J. Höchle del ad Nat“ und „G. Leybold
sculp“.) Das Figürchen Beethovens von Höchle und das folgende sind ab-
gebildet in den „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde“, Bd: III, Liefe-
rung 1 und 2, wo auch die nötigen Angaben über die Funde und Besitzer
geboten werden.
Bald nach dem Höchleschen Beethovenfigürchen kam auch ein kleiner
Beethoven in ganzer Figur von Jos. Weidner zum Vorschein. Auch dieses
Blättchen dürfte nicht für die Ausstellung zu haben gewesen sein.
Die Beethovenschau umfaßt auch mehrere hundert Bildnisse von Per-
sönlichkeiten, die irgendwie mit dem Meister Zusammenhängen. In mehr-
facher Beziehung bedeutungsvoll ist das Porträt des Großvaters Beethoven
von Radoux (im Besitz der Nachkommen des Neffen Karl, jetzt bei Herrn
Dr. Herrn. Weidinger). Einer der wichtigsten Lehrer Beethovens, Christ.
Gottlob Neefe, erscheint in dem bekannten Stich von Liebe nach Rosen-
berg. Es ist das einzige Bildnis des merkwürdigen Musikers, das bisher
aufzufinden war. Kurfürst Maximilian Franz von Köln mußte als wichtiger
Förderer Beethovens in die Reihe aufgenommen werden (Stich von J. E.
Mansfeld).
Der Bonner Kreis wird besonders betont durch die vielen Beethoven
erinnerungen aus dem Besitz der Familie Breuning, unter denen sich auch
*) Näheres in den „Blättern für Gemäldekunde“ von 1906 und 1912 und im
Beethovenjahrbuch.