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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: Gemälde und Kunstblätter in der Beethovenausstellung der Stadt Wien: (Bildnisse Beethovens - Porträte aus seinem Kreis - Die Halmschen Beethovenlocken)
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0111

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Noch ist eine lange Reihe gleichzeitiger Persönlichkeiten aus ver-
schiedenen Kreisen zu beachten. Mehr oder weniger bekannt sind darunter
die Ölgemälde, sicher zum Teil von Mählers Hand, die aus dem Museum
der Gesellschaft der Musikfreunde in die Beethovenschau gelangt sind, die
ungefähr lebensgroßen Brustbilder des Direktors Ig. Fr. v. Mosel (der Mosel
könnte von Mähler gemalt sein), des Musikers Ignaz Umlauf (von welchem
Maler?), des Kapellmeisters Seyfried (wohl von J. W. Mählers Hand), des
Kapellmeisters Gyrowetz und des Cellisten Jos. Valentin Dont (beide von
unbekannten Künstlern oder Dilettanten), ferner das Brustbild des Ton-
künstlers J N. Hummel (dieses vermutlich von Mähler), des Abbe Stadler
von anderer Hand, des Musikers Vinzenz Hauschka, des Kapellmeisters Jos.
Drechsler, des Geigers Jos. Meyseder, des Theoretikers Kiesewetter und
des Kapellmeisters Wenzel Müller (diese alle von anderer Hand). Jos. v.
Eyblers Brustbild könnte wieder ein Werk Mählers sein.
Im letzten Saal der Beethovenschau gibt es der zeitgenössischen Bild-
nisse noch eine Menge. Zumeist sind es Kunstwerke von bekannten Alt-
wiener Künstlern. Auch einige Ansichten beachtenswerter Beethovenstätten
sind eingestreut.
In anderen Räumen wären für unsere Zwecke noch erwähnenswert
der nette Stich von F. John nach L. Letronne, der den Opernsänger
Franz Wild darstellt (Nr. 296), und ein Bildnis des Klavierspielers Ant. Halm
(Nr. 300). Es ist nur eine Photographie aus den alten Tagen des Künstlers,
doch werden wir bald sehen, daß sie in den Zusammenhang gehört.
An verschiedenen Stellen der Beethovenschau sind Haarbüschel des
Meisters zu finden. Ich widme ihnen eine kritische Ausführung, da sie
immerhin für die Bildniskunde von Belang sind. Drei verschiedene Haar-
büschel sind ausgestellt: eines (Nr. 411) schwarz und stark grau unter-
mischt, das aus der Familie Beethoven stammt und jetzt einem Urgroß-
neffen des Meisters, Herrn Rechtsanwalt Dr. Hermann Weidinger, gehört.
Ein zweites Büschel (Nr. 391), bräunlich, ist nach guter Überlieferung vom
Maler Teltscher dem toten Beethoven abgeschnitten worden. Es gehört dem
Wiener Männergesangverein. Das dritte (Nr. 278), wieder braun und grau
untermischt, hat sich in der Familie Halm vererbt und wurde vom Oberst-
leutnant Hugo Halm in Wien ausgestellt. Es ist mit einer Beglaubigung
Anton Halms versehen, die folgendes besagt: „den 25len*) April 826 aus
Beethovens eigenen Händen erhalten.“ Zur braunen Farbe merke ich so-
gleich an, daß sie jenem Braun entspricht, das dem alternden, ursprünglich
„schwarzen“ Haar zukommt. Denselben Farbenton zeigen auch andere
Büschel Beethovenscher Haare, die in den späten Lebensjahren Beethovens
oder von der Leiche abgeschnitten worden sind. Ich besitze selbst ein
Büschelchen, das diese Farbe aufweist, nur ist es etwas mehr mit grau-
lichen Haaren untermischt. Wer sich an die allbekannte Tatsache erinnert,
daß der Kopf nicht an allen Stellen zugleich ergraut, wird in den Unter-
schieden vom „Schwarz“ der erstgenannten Locke und dem „Braun“ der
anderen keine verdächtige Erscheinung erblicken. Er wird die Farben auch
zu vereinigen wissen mit dem nahezu rabenschwarzen großen Büschel, das
*) Ich lese unbedingt 25. und nicht 26., wie der Führer durch die Ausstellung
angibt.
 
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