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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 7.1916-1917

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Drittes Heft (Juni 1916)
DOI Artikel:
Behrens, Franz Richard: Gedichte
DOI Artikel:
Leer, Francisca van: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37112#0034

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Wickeln lose Wunden
Stürzen krönen StraMen
Spiegel krallen Mittagsstrudel
Wissen heimen Himmel
Heere Hände pflüciken Flammen.
Taniientod
Warten wagen maien Wellenwagen
Beile keilen Keulen Goldschaum
Golden bluten grüne Tode
Beile keuchen kraftlos lange locke Strähnen
Blonde Saiten reißen bitterheiß Wachholderweine
Beile geilen Trotz und Treten
Sande beten
Sande leben
Sande heben
Sande herrschen
Weihen sonnen
Weihen binden
Weihen kränzen
Weihen ketten
Rote Tanne irren rote Tode.

Gedichte
Sophie TM Leer
Maehtiieder
i
Verlangen dringt in meine Nächte
und haucht mit heißem Atem meine Träume
Dein Sehnen kreist um meine Stunden
Dein Flehen hascht nach meinem Blut
Auf meiner Schwelle tasten deine Sohlen
Augen blinden durch das Dunkel
Im glühen Mondlicht atmen deine Schultern
Dein Lachen streut glitzernde Strahlen
II
Mein Weinen weint
Du küßest meine Schmerzen
Dein Knieen beugt
und kühlt mein Blut
Einsamkeit inselt das Haus
III
Um Deine Hände spinnt der Schlaf
und Deine Träume rauschen
Mein Wachen seufzt
Warten duldet wehes Warten
Mein Blutstrom gleitet auf und nieder
tastet
webt die Hände
kreuzt die Finger
senkt die Stirn
Dein Angesicht ist eine weiße Knospe
Mein Friihlingsatem
wirbt
um Deine Blätter
Die Purpurwiese Deines Bluts
wandeln meine Gedanken
Silber sinkt die Sonne
sät die Sterne meiner Sehnsucht aus
s
Meine Blicke schlingen ihre Aeste
Bebend hält mein Hauch die Stimme

An das Ufer meiner Seele
schlagen
zag
Sekunden
Auf dem Rande meines Herzens
sitzen Tage
falten müde Schwingen
Stunden spinnen Netze
tanzen Gitterreigen
zerren scheue Blicke
hinauf
hinab
Stein der Zeit
eist
meine Tränen

Meiner Toten
i
Sonne strahlt Kränze um deine Bahre
Deine Finger ranken das Kreuz
Dein Gewand weint.
Meine Trauer deckt matte Rosen
auf dein Gesicht
Der Tod ist ein weißes Kleid
um deine Glieder
II
Ich lehne an meinen Schoß
und küße meine Haare
ich streiche meine weinende Hand
und trinke meine Tränen
Mein Sehnen irrt und lauscht nach dir
Mein Beten flackert
Wimmern klagt
Dein Tod verblutet mich
III
Meine Tränen weiden am Saume Deines Schlafs
In meinem Schoß zerbrechen die Gedanken
W
Mein Schmerz sät zärtlichdunkle Tropfen
Aus meinem Blute keimt ein Taugestirn
Mein Lachen weint zu Deinen Füßen
Weiß iließen meine Wangen durch die Nacht
Mein Herz umklammert qualgebeugt die Sterne
IV
Nacht wandelt auf weinenden Sohlen
welk wühlen die Augen im Nichts
Weiße Mondeshand
deckt verwaiste Blicke
Stunden tragen schwere Stunden
die warten in das Dunkel
Das Lager wirft mich ab
Die Wände lachen
Sturm stürmt das Fenster
zerbricht den Spiegel meines Gebets
Wiege mein wundes Herz
Bette mein Blut in Träume
Besänge
i
loh darf mit zarten Fingern deinen Arm nicht
streicheln
mit meinem Kleide deine Glieder nicht berühren
Ich darf nicht aus dem Kelche deines Mundes
trinken

Du sichst meine Adern zerbrechen
und mein gequältes Blut nach dir zerfließen
Deine Seele zagt an mir vorüber
Dein Lächeln in Fernen
kennt mich nicht
Ich zerhauche die Hülle deiner Augen
dahinter
stehen Tränen
nach Ihr
II
Für Frau Nell Waiden
Deine blonde Nähe kühlt mein Ungestüm
Das Lächeln deiner kleinen Finger
bespült den dunklen Glutstrom
meines Blutes
Deine Blicke necken mein zitterndes Schweigen
Verlangen quält mein Denken
Ich will Kind sein
mich Mutter sagen hören
III
Für Wilhelm Runge
Dein Wort ist Blut
Sein Sinn erblüht in Deiner Hand
Die Zeilen säumen leuchtende Gärten
die jauchzen in den Tag
Aus jedem Waldbach murmelt* das Märchea
In jedem Baum glänzt ein Gestirn
Die Nacht trägt eine Säule
Der Tempel Deines Herzens tönt
Die Lieder taumeln sonneschwer
und trinken den Quell Deiner Träume
IV
Mit meiner Stirne spielen Deine Finger
Hände wühlen in glühem Gelock
Worte raunen stummen Sinn
überplätschern tausend Stunden
Drohend wirft die Uhr die Schläge
Herz seufzt qualgequält
Blut zertropft
und atmet siedeheiß
Wellenträumendes Kinderlachen
übertänzelt bebende Glut
V
Die Tage winken mit spielen Händchen
und lächeln sonnbetaut
Das Blut streut seine Blüten
allerwege
Silbervögel zwitschern die Gedanken
Zweige necken Knospen
Der Himmel sprüht Licht
und sprengt den Sarg
VI
Meine Augen sind schlaflose Nächte
Dein Schritt schreitet
Die Schläge meines Herzens beten Glut
Zu Deinen Füßen kniet mein. Traum
Die Sonne splittert Sterne
Nacht weint Licht

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