Mädel:
Der Gehrock sitzt schon drin. Wiedersehn.
Die Droschke fährt.
Der zweite Polizist:
Aiso hat er doch nicht umsonst gewartet. Und
der Wilhelm. immer hat er die feinste Nummer.
Ich muß mir mal die Straße sagen lassen.
Der Bürger in der Haustür:
Guten Morgen!
Pförtnern
Guten Morgen, Herr Direktor. Wieder zur Kur,
Herr Direktor?
Der Bürger:
Brunnen wirkt nur in der Frühe. Uebrigens
Portier, heute Nacht war ein Lärm auf der
Straße, wie es sich für eine anständige Straße
nicht gehört. Nicht einmal bei offenem Fenster
-kann man schlafen. Ich werde die Sache bei
der Polizei melden.
Pförtnern
Ich habe nichts gehört. Und hier der Herr
Wachtmeister
Der zweite Polizist:
Ich für meine Person habe nichts vernommen.
Es hat sich bisher auch niemand beklagt.
Die Frau Patin der Tür:
Moppel, Moppel!
Der Bürger geht über den Damm:
Guten Morgen, Frau Pat. Was macht Ihr Herz?
Die Frau Pat:
Guten Morgen, Herr Direktor. Moppel, Moppel!
Was einem die Hunde das Leben verbittern.
Der Bürger:
Es ist ein Hundeleben. Dieser Lärm heute Nacht
und mein Herz.
Die Frau Rat:
Was wollten Sie heute nacht sagen?
Der Bürger:
Ja, denken Sie nur, Frau Rat, dieser Portier
hat die Unverschämtheit zu behaupten
Sie gehen beide um die Ecke.
Pförtnern
Wie sich die beiden wichtig tun. Und dabei
langt es gerade nur zur Kur auf dem Kreuz-
berg. '
Der zweite Polizist:
Wasser am Morgen! Lieber werde ich Bota-
niken
Pförtnern
Was ist das, Herr Wachtmeister?
Der zweite Polizist:
Wenn man an Blumen klebt, nee, Blumen an-
klebt.
Der Pförtner lacht.
Die So-nne lacht.
Zimmer
Mädel:
War ich lieb?
DerMann im Gehrock:
Nun mußt du meine Frau werden, sonst finde ich
keinen Frieden mehr.
Mädel:
Ich heiße übrigens Friedei. Wie heißt Du?
Der Mann im Gehrock:
August Wilhelm.
Mädel:
Du bist ja gleich zwei Männer stark. Das sieht
man Dir nicht an. Dir fehlt nur die Uebung. Und
dann mußt Du Dir den feinen Quivive ange-
wöhnen. Keine schwarzen Hosen. Du bist doch
kein Sargträger.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, ich liebe Dich.
Mädel:
Das hat mir noch jedermann gesagt. Etwas an
Dir mag ich.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, Dich liebe ich.
Mädel:
Du bist stark, aber nicht grob. Noch etwas
schusselig, aber das kommt von der ewigen
Kleberei.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, wenn Du willst, gebe ich meinen Beruf
auf.
Mädel:
Sammle ruhig weiter. Ich lasse mich doch nicht
ankleben.
Der Mann im Gehrock:
Wie ich dich liebe, Friedei. Mein Name ist in
der Wissenschaft sehr geachtet. Ein großer Er-
folg ist mir beschieden. Ich stehe im der Mitte
des öffentlichen Interesses. Dir will ich alles
opfern, wenn Du mir bleibst.
Mädel:
Was hast Du denn für eine Blume gefunden?
Der Mann im Gehrock:
Linne hat sich völlig geirrt.
Mädel:
Den kenne ich nicht. Warum soll sich der arme
Mann nicht geirrt haben. Laß ihn doch. Sei doch
nicht so. Wie leicht kann sich der Mensch
irren.
Der M!ann im Gehrock:
Friede'], jedes Opfer bringe ich unserer Liebe.
Ist es zu spät. Die Wissenschaft, die Presse be-
schäftigt sich schon seit Tagen mit meiner Ent-
deckung
Mädel
Hat der Mann auch eine so- nette Villa wie Du?
Der Mann im Gehrock:
Friede), Linne ist schon lange tot und war der
größte Botaniker der Erde.
Mädel:
Und wenn Du ihn noch toter machst, bist Du
der größte. Denn man zu! Kommst Du auch in
die Zeitung?
Der Mann im Geh rock:
Die ganze Presse beschäftigt sich mit mir.
Mädel:
Ich meine als Bild.
Der Mann im Gehrock:
ilch soll auch gemalt werden.
Mädel:
Laß Dir aber vorher den Vollbart abnehmen. Auf
Bildern sieht so was immer so gruselig aus.
Kanirst Du mich nicht auch in die Zeitung
bringen?
Der Mann im Gehrock:
Die Presse wird sich freuen, das Bild meiner
Frau bringen zu dürfen.
M ä -d e 1:
Ich bin nämlich Künstlerin, mußt Du wissen, das
andere mache ich nebenbei. Ich habe eine sehr
schöne Stimme, hat neulich ein Versicherungs-
dokto-r zu mir gesagt. Er hat sich auch meinet-
wegen den Vollbart abnehmen lassen.
Der Mann im Gehrock:
Wie ich Dich liebe, Friedei. Werde meine Frau.
Du sollst an die große Oper kommen, alle Welt
wird Dich bewundern, Dich, meine Frau.
Mädel:
Ich gehe lieber an ein erstklassiges Variete.
Ohne Verhältnis ist das nicht möglich, wenn
man nur ein bischen Stimme hat. Aber wenn
Du mit der Presse gut stehst, können ja die
Leute über meine Kunst schreiben.
Der Mann im Gehrock:
Alles, Friedei, alles was Du willst. Mein Gehilfe
kennt einen Theaterkritiker.
Der Gehilfe:
Ein Herr von der Tagespresse wünscht den
Herrn Professor zu sprechen.
Mädel:
Ein hübscher junger Mann. Guten Morgen, Herr.
Der Mann im Gehrock:
Ich tasse bitten.
Mädel:
Jetzt wirst Du mich wegschicken. Ich lasse mir
mein Recht nicht nehmen. Ich werde kein Wort
sprechen, vielleicht kann der Herr gleich über
mich schreiben.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, Friedei, Du bist meine Verlobte.
Mädel:
Darauf soll es mir nicht ankommen. Ist der junge
Mann immer bei Dir?
Der Mann im Gehrock:
Mein Gehilfe.
Mädel:
Einen hübschen Schnurrbart hat er. Keck sieht
er aus.
Der Herr der Tagespresse:
Guten Morgen, Herr Professor. Ich komme wohl
ungelegen, Sie haben Besuch.
Der Mann im Gehrock:
Meine Verlobte.
Der Herr der Tagespresse:
Sehr interessant. Ich werde darüber eine kleine
Notiz geben, wenn Sie gestatten.
Mädel:
Schreiben Sie nur eine große, wir nehmen das
nicht übel. Sie können auch mein Bild gleich
bringen, ich bin nämlich Künstlerin.
Der Herr der Tagespresse:
Sehr interessant. Wo sind gnädiges Fräulein
aufgetreten, wenn man fragen darf?
Mädel:
In Neu York. Schreiben Sie es nur gleich in die
Zeitung. Ich bin dort riesig beliebt.
Der Mann im Gehrock:
Sie wollten etwas über meine Schrift gegen
Linne wissen?
Mädel:
Lassen wir doch den alten Knaben. Wer inter-
- essiert sich für den? Hast Du Sherry zu Hause,
August Wilhelm. Der Herr Redakteur trinkt
sicher gern ein Gläschen.
Der Herr der Tagespresse:
Gnädiges Fräulein sind zu gütig. Man bekommt
schon Durst, wenn man soviel Papierstaub
schluckt. Ist es nicht eigentlich sehr gefährlich,
Herr Professor, immer so zwischen trockenen
Blumen zu leben?
DerMann im Gehrock:
Linne hat sich grundsätzlich darin geirrt
Der Herr der Tagespresse:
Herr Professor, das versteht das Publikum doch
nicht. Die Hauptsache bleibt, daß Linne sich ge-
irrt hat. Und ein Mann von Ihrer Autorität
Mädel:
Er soll sich den Vollbart abnehmen lassen. Fin-
den Sie das nicht auch, Herr Redakteur? Wir
können übrigens gleich zum Photographieren
gehen.
Der Mann im Gehrock:
Ich glaube doch, daß das Publikum ein Recht
hat
Der Herr der Tagespresse:
Glauben Sie mir, Herr Professor, das Publikum
hat gar kein Recht. Das Publikum hat sich nach
der öffentlichen Meinung zu richten, die ich zu
vertreten die Ehre habe. Das Publikum will No-
124
Der Gehrock sitzt schon drin. Wiedersehn.
Die Droschke fährt.
Der zweite Polizist:
Aiso hat er doch nicht umsonst gewartet. Und
der Wilhelm. immer hat er die feinste Nummer.
Ich muß mir mal die Straße sagen lassen.
Der Bürger in der Haustür:
Guten Morgen!
Pförtnern
Guten Morgen, Herr Direktor. Wieder zur Kur,
Herr Direktor?
Der Bürger:
Brunnen wirkt nur in der Frühe. Uebrigens
Portier, heute Nacht war ein Lärm auf der
Straße, wie es sich für eine anständige Straße
nicht gehört. Nicht einmal bei offenem Fenster
-kann man schlafen. Ich werde die Sache bei
der Polizei melden.
Pförtnern
Ich habe nichts gehört. Und hier der Herr
Wachtmeister
Der zweite Polizist:
Ich für meine Person habe nichts vernommen.
Es hat sich bisher auch niemand beklagt.
Die Frau Patin der Tür:
Moppel, Moppel!
Der Bürger geht über den Damm:
Guten Morgen, Frau Pat. Was macht Ihr Herz?
Die Frau Pat:
Guten Morgen, Herr Direktor. Moppel, Moppel!
Was einem die Hunde das Leben verbittern.
Der Bürger:
Es ist ein Hundeleben. Dieser Lärm heute Nacht
und mein Herz.
Die Frau Rat:
Was wollten Sie heute nacht sagen?
Der Bürger:
Ja, denken Sie nur, Frau Rat, dieser Portier
hat die Unverschämtheit zu behaupten
Sie gehen beide um die Ecke.
Pförtnern
Wie sich die beiden wichtig tun. Und dabei
langt es gerade nur zur Kur auf dem Kreuz-
berg. '
Der zweite Polizist:
Wasser am Morgen! Lieber werde ich Bota-
niken
Pförtnern
Was ist das, Herr Wachtmeister?
Der zweite Polizist:
Wenn man an Blumen klebt, nee, Blumen an-
klebt.
Der Pförtner lacht.
Die So-nne lacht.
Zimmer
Mädel:
War ich lieb?
DerMann im Gehrock:
Nun mußt du meine Frau werden, sonst finde ich
keinen Frieden mehr.
Mädel:
Ich heiße übrigens Friedei. Wie heißt Du?
Der Mann im Gehrock:
August Wilhelm.
Mädel:
Du bist ja gleich zwei Männer stark. Das sieht
man Dir nicht an. Dir fehlt nur die Uebung. Und
dann mußt Du Dir den feinen Quivive ange-
wöhnen. Keine schwarzen Hosen. Du bist doch
kein Sargträger.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, ich liebe Dich.
Mädel:
Das hat mir noch jedermann gesagt. Etwas an
Dir mag ich.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, Dich liebe ich.
Mädel:
Du bist stark, aber nicht grob. Noch etwas
schusselig, aber das kommt von der ewigen
Kleberei.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, wenn Du willst, gebe ich meinen Beruf
auf.
Mädel:
Sammle ruhig weiter. Ich lasse mich doch nicht
ankleben.
Der Mann im Gehrock:
Wie ich dich liebe, Friedei. Mein Name ist in
der Wissenschaft sehr geachtet. Ein großer Er-
folg ist mir beschieden. Ich stehe im der Mitte
des öffentlichen Interesses. Dir will ich alles
opfern, wenn Du mir bleibst.
Mädel:
Was hast Du denn für eine Blume gefunden?
Der Mann im Gehrock:
Linne hat sich völlig geirrt.
Mädel:
Den kenne ich nicht. Warum soll sich der arme
Mann nicht geirrt haben. Laß ihn doch. Sei doch
nicht so. Wie leicht kann sich der Mensch
irren.
Der M!ann im Gehrock:
Friede'], jedes Opfer bringe ich unserer Liebe.
Ist es zu spät. Die Wissenschaft, die Presse be-
schäftigt sich schon seit Tagen mit meiner Ent-
deckung
Mädel
Hat der Mann auch eine so- nette Villa wie Du?
Der Mann im Gehrock:
Friede), Linne ist schon lange tot und war der
größte Botaniker der Erde.
Mädel:
Und wenn Du ihn noch toter machst, bist Du
der größte. Denn man zu! Kommst Du auch in
die Zeitung?
Der Mann im Geh rock:
Die ganze Presse beschäftigt sich mit mir.
Mädel:
Ich meine als Bild.
Der Mann im Gehrock:
ilch soll auch gemalt werden.
Mädel:
Laß Dir aber vorher den Vollbart abnehmen. Auf
Bildern sieht so was immer so gruselig aus.
Kanirst Du mich nicht auch in die Zeitung
bringen?
Der Mann im Gehrock:
Die Presse wird sich freuen, das Bild meiner
Frau bringen zu dürfen.
M ä -d e 1:
Ich bin nämlich Künstlerin, mußt Du wissen, das
andere mache ich nebenbei. Ich habe eine sehr
schöne Stimme, hat neulich ein Versicherungs-
dokto-r zu mir gesagt. Er hat sich auch meinet-
wegen den Vollbart abnehmen lassen.
Der Mann im Gehrock:
Wie ich Dich liebe, Friedei. Werde meine Frau.
Du sollst an die große Oper kommen, alle Welt
wird Dich bewundern, Dich, meine Frau.
Mädel:
Ich gehe lieber an ein erstklassiges Variete.
Ohne Verhältnis ist das nicht möglich, wenn
man nur ein bischen Stimme hat. Aber wenn
Du mit der Presse gut stehst, können ja die
Leute über meine Kunst schreiben.
Der Mann im Gehrock:
Alles, Friedei, alles was Du willst. Mein Gehilfe
kennt einen Theaterkritiker.
Der Gehilfe:
Ein Herr von der Tagespresse wünscht den
Herrn Professor zu sprechen.
Mädel:
Ein hübscher junger Mann. Guten Morgen, Herr.
Der Mann im Gehrock:
Ich tasse bitten.
Mädel:
Jetzt wirst Du mich wegschicken. Ich lasse mir
mein Recht nicht nehmen. Ich werde kein Wort
sprechen, vielleicht kann der Herr gleich über
mich schreiben.
Der Mann im Gehrock:
Friedei, Friedei, Du bist meine Verlobte.
Mädel:
Darauf soll es mir nicht ankommen. Ist der junge
Mann immer bei Dir?
Der Mann im Gehrock:
Mein Gehilfe.
Mädel:
Einen hübschen Schnurrbart hat er. Keck sieht
er aus.
Der Herr der Tagespresse:
Guten Morgen, Herr Professor. Ich komme wohl
ungelegen, Sie haben Besuch.
Der Mann im Gehrock:
Meine Verlobte.
Der Herr der Tagespresse:
Sehr interessant. Ich werde darüber eine kleine
Notiz geben, wenn Sie gestatten.
Mädel:
Schreiben Sie nur eine große, wir nehmen das
nicht übel. Sie können auch mein Bild gleich
bringen, ich bin nämlich Künstlerin.
Der Herr der Tagespresse:
Sehr interessant. Wo sind gnädiges Fräulein
aufgetreten, wenn man fragen darf?
Mädel:
In Neu York. Schreiben Sie es nur gleich in die
Zeitung. Ich bin dort riesig beliebt.
Der Mann im Gehrock:
Sie wollten etwas über meine Schrift gegen
Linne wissen?
Mädel:
Lassen wir doch den alten Knaben. Wer inter-
- essiert sich für den? Hast Du Sherry zu Hause,
August Wilhelm. Der Herr Redakteur trinkt
sicher gern ein Gläschen.
Der Herr der Tagespresse:
Gnädiges Fräulein sind zu gütig. Man bekommt
schon Durst, wenn man soviel Papierstaub
schluckt. Ist es nicht eigentlich sehr gefährlich,
Herr Professor, immer so zwischen trockenen
Blumen zu leben?
DerMann im Gehrock:
Linne hat sich grundsätzlich darin geirrt
Der Herr der Tagespresse:
Herr Professor, das versteht das Publikum doch
nicht. Die Hauptsache bleibt, daß Linne sich ge-
irrt hat. Und ein Mann von Ihrer Autorität
Mädel:
Er soll sich den Vollbart abnehmen lassen. Fin-
den Sie das nicht auch, Herr Redakteur? Wir
können übrigens gleich zum Photographieren
gehen.
Der Mann im Gehrock:
Ich glaube doch, daß das Publikum ein Recht
hat
Der Herr der Tagespresse:
Glauben Sie mir, Herr Professor, das Publikum
hat gar kein Recht. Das Publikum hat sich nach
der öffentlichen Meinung zu richten, die ich zu
vertreten die Ehre habe. Das Publikum will No-
124