Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (15.1924)

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DER STURM / ZWEITES VIERTELJAHRHEFT

Glasuhr
Glasäugige Gespenster ackern unsere Morgen
Mai 1922 legte vor uns die Jungfrauen mit ihren aufgeschlitzten Handflächen
O wer gibt O wer gibt Hanfsamen meinem krepierten Vogel: das Pech
klebte an meinen Knöcheln und ein brennender Zug von Leuten
ausgerotteten Wirbels ist darin aus ihrer Kehle blüht Guillotine
und sie gehen
Wohin denn? wohin??
singende Nonnen weinen in ihrem nach Rosen riechenden Blick
— — — — — — — — — — — — wohin?
Jede Kirche begossen sie mit den blauen Farben der Hölle
die Weizentafeln quacken
die Wiesen sind gelb
Gelb
die Menschen sind grünköpfig
Nägel knarren in ihrer Kniescheibe und sie sind
Grünköpfig
O Welt Welt
O weh weh weh
O weh weh wären nur keine Maskenbälle
wo die gefürchteten Schinken der Mädchen welken
O Arbeiter und Menschen und Ansichtskarten vor uns
mit ihren goldenen Reden ging die Sonne auf
Es wurde Abend
der Maulbeerbaum bläst Flöte
das Weib gebärt Kinder
Und rollt seine abgestumpfte Stirne auf die Gasse wo mit der Sanftmut
der Leichenkammer sitzen in Säulen Vater Tochter Arbeiter Neger
Holzlöffel Bürger
und ihr hinkendes Amen brennt über den Säulen.
(365-er Dichter)


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