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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 15.1924

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Mitzitch, Lioubomir: No made in Serbia: Zenitosophie oder Energetik des schöpferischen Zenitismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.47214#0247

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DER STURM

/ VIERTES VIERTELJAHRHEFT

NO MADE IN SERBIA
ZENITOSOPHIE
ODER ENERGETIK DES SCHÖPFERISCHEN ZENITISMUS
Nie können Tote unsere Gefährten sein. Nur das lebende Leben des Lebens!
Unser Gefährte ist der künftige ZenifaMensch, der zentrale Transformator
unserer lebenden und revoltierenden Funken, unserer wilden und barbarischen
Energien.
Und das Leben? Oft erscheint mir dieses armselige Leben als eine metokos*
mische Fabrik, in der Tausende Tausender Neuronen und Millionen von
Millionen Elektronen unermüdlich arbeiten. Noch ist die Zahl jener unermeßlich,
die nicht arbeiten und faulenzen.
Diese Erscheinung ist weder kosmisch noch tierisch erdhaft. Tiere wissen ja nicht
um das System der spekulativen Philosophie, noch weniger kennen sie das indische
Opium — Buddhismus. Diese Erscheinung ist ganz menschlich, demnach ganz
banal.
Privilegierten Menschen ist es erlaubt und süß dem Herrgott die Tage zu stehlen
— hej!
Erst nach den Sünden entsteht die Philosophie. Wir sind noch nicht aus dem
Ring der Sünden herausgetreten. Darum haben wir Serben keine Philosophie.
Schlagt mich doch wieder auf den verrückten Schädel. Ich tauche die alte Feder
ein, um das neue Märchen von der Geburt des Gotteskalbes zu schreiben.
Geburt des Gotteskalbes! Gotteskalb!
Herrlich ist der phänomenale Tänzer auf blutigem Seil — in naher Vergangenheit
für uns errichteter Galgen.
Ehre den Galgen! Wir stürzten sie mit den Zähnen nieder, zielend in das Maul
des Todes. Nicht einen einzigen Zahn schlugen wir ihm aus — trotzdem unsere
Geburt todbringend war wie die Geburt des Gotteskalbes oder der Aufruhr der
zenitistischen Bewegung.*
Ehre den Galgen auf der Höhe!
*) Zenitismus wurde am i. Februar 1921 mit der Zeitschrift „ZENIT“ durch den Dichter Lioubomir
Mitzitch, als internationale Bewegung gegründet.
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