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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 15.1924

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Knoblauch, Adolf: Gesangs-Gemeinschaft Rosebery d'Arguto
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https://doi.org/10.11588/diglit.47214#0259

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DER STURM / VIERTES VIERTELJAHRHEFT

GesangssGemeinschaft
ROSEBERY D’ARGUTO
Sturmabend! Proletarischer Kinderchor! Einführung der Gesangsgemeinschaft
Rosebery d’Arguto! Konzertsaal der Hochschule für Musik! Neunzehnteili-
ges Sanges-Programm! Selig die diesen Abend erlebten! Trauer denen, die nicht
gekommen waren! Eine kleine Verstimmung, daß der Saal nur zur Hälfte gefüllt
war, nicht des übervollen Saales hingerissene Beifallstürme den Kindern und Mäd-
chen auf dem Podium danken konnten!
* *
Nach der Revolution stiegen aus den Tiefen der arbeitenden Bevölkerung die pro-
letarischen Gesangschöre empor zum Licht der Freude. Festsäle‘ Aulen, öffent-
liche Marktplätze füllten diese riesigen, stürmischen Massenchöre mit ihren Ge-
sangsfeiern: Freiheitssinn, Frische, Unbekümmertheit, Kraft waren ihre Merkmale.
Aus diesen Chören Gestalten der Kunst zu bilden, den Massengeist zu bezwingen,
aus ihnen die einzig den Menschengeist sittigenden Tongebilde der Kunst zu er-
zaubern, welcher Kühne, Liebevolle, Geduldige wagfe das, vermochte das? Wer
konnte Freiheitssinn, Frische, Unbekümmertheit, Kraft zum Leben der neuen
Musik erlösen.
* *
Der große Schritt ist getan, ein Neues erschien: ein kundiger, geduldiger, liebe-
voller Meister (Komponist, Dirigent, Freier und Mensch in einem!) hat aus der
Masse den großen wegweisenden Volkschor der Zukunft zum Licht der Welt er-
hoben. Hat aus der Masse Form gebildet, individuelle, Form, individuellen Geist
der Musik. Vor diesem Chor schwinden die Erinnerungen an Kirchenmusik, In-
strumentalmusik ins Wesenlose. Vor diesen wogenden Hymnen der reinen Men-
stimme (verhundertfacht) wird das gesungene Wort überflüssig, und die Orgel
würde stören Nichts blieb, Nichts: als die reine Musik. Musik der Zukunft:
Musik von Tausenden tüchtiger Volksgenossen gesungen: nackt, freudestrahlend,
tiefernst, edel den Himmel bildend, den Himmel erfüllend!
Andächtige Chöre harmonischen Klanges, und nur noch diesem dienend, Wogen
reiner Stimmen von Männern, Frauen, Mädchen, Kindern: welch Bild, welche Ge-

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