die Herren Pfarrer, Pastoren
und Seelborger in Stadt und
Land, zu Wasser und zu Pfer¬
de, die Nachkommen und Anhäng¬
sel der Literatur, und was
sonst noch in Deutsch und
Kitsch macht, obtrotz es
schon noch beiderlei Geschlechts
zu sein scheint, zahlen
sachgemäß das Gedoppelte,
in Worten: fünf Mark.
In logischer Folge werden
dann auch die beiden anderen
Hauptstücke der Reinschrift:
2. Lichter
3. Urlicht
leider der Öffentlichkeit aus¬
geliefert werden müssen.
Aber das hat zum Glück noch
Zeit.
Arbeit ist der Mühe Lohn.
Den Inhalt des Buches erfährt
man durch mehrfaches Lesen.
Herzliche Grüße an ALLE
Otto* Nebel
Expression des Lebens
Eindruck als Ausdruck
Gespräche
Zwischen Autozwischenhändlern
Sechsundsiebzig Mark fuffzig
Achtzig. Is gut.
Danke, Herr Direktor, danke vielmals.
Eine Ohrfeige.
Was gestatten Sie sich, Herr Direktor?
Seien Sie ganz still, Herr Direktor. Das dulde ich
nicht. Meine Frau ist mein Heiligtum. Die lasse
ich nicht schubsen.
Zwischen hohen Beamtengattinnen
Mein Mann hat sich nun endlich an die Socken-
halter gewöhnt. Er vergißt sie nicht mehr. Er
macht sie aber nur um und nicht an.
So etwas würde ich nun von meinem Mann gar-
nicht verlangen, Frau Geheimrat. Das sind solche
modernen Ideen. Aber Sie haben ja bolsche-
wistische Neigungen.
H. W.
Bettbezügliches
i
Ernst Lissauer
Du derbgewerktes Bohlenholz, mein Wicking!
(Der Täte sprach oft in dich: Schlafe Dicking!)
Du Kissen-Gaurisankar satter Schauung,
Du hegtest bass des harschen Bauchs Verdauung.
Aus Dir quoll Bach-Musik in Schwall und
Schwaden,
Rohrdommeln, Bärmeklössen, Kohl, Kornraden.
Ich schiffte in dich ein, traumbunter Bunker,
e Was Acker gab dem Hass- und Liebe-Funker,
n
Kasimir Edschmid
Was innerst mir mein Bett — o fragt mich nicht!
— bedeute?
Daß ich in ihm ein Sarazenen-Mädchen häute!
Daß ich in ihm der Sklavin Hände, Füße nagle
Und den Samum derTimur-Peitsche auf sie hagle.
O, mehr als fürchterlich zu werden quasi mir
Fing längst schon an der Knabe Schmid,
Vorname: Kasimir!
Betulichkeit wird oft im Bett Bettulichkeit.
„Ekstasi mir!“ das Bett desKatersTi-Murrschreit.
III
Professor Adolf Bartels
Arisches Himmelbett, besternt mit Hakenkreuzen!
Du schwarz-weiß-rotes Taschentuch zum
teutschen Schnäuzen!
Wie oft erschien indirmirdiegerman’scheDrude,
Gab mir der Skepsis Horn: Auch Schnillern war
ein Jude?
Auch Lessing war in dubio kein reiner Goj?
Dann schaukeltest du Bett in Qual: O moi popoi!
O Mensch, ich hebe dich in Semi-Quadratur,
Denn ich, aus Wesselburen, bin en büschen stur.
Alfred Richard Meyer
Aus: „Der große Munkepunke“, Gesammelte Werke von
Alfred Richard Meyer, Verlag Hoffmann & Campe,
Hamburg / Berlin 1924 Zu beziehen durch die Sturm-
Buchhandlung, Berlin W 9 Potsdamerstraße 138a Laden
Berlin die Großstadt
Im Sommer hat auch der Berliner und die Ber-
linerin Sehnsucht nach dem Lande. Man hat
für diese sittlichen Gefühle drei Vergnügungs-
etablissements ersten Ranges errichtet, die auf
die Namen Kroll, Lunapark und Ulap hören.
Kroll ist ein alter Berliner Garten gegenüber
und Seelborger in Stadt und
Land, zu Wasser und zu Pfer¬
de, die Nachkommen und Anhäng¬
sel der Literatur, und was
sonst noch in Deutsch und
Kitsch macht, obtrotz es
schon noch beiderlei Geschlechts
zu sein scheint, zahlen
sachgemäß das Gedoppelte,
in Worten: fünf Mark.
In logischer Folge werden
dann auch die beiden anderen
Hauptstücke der Reinschrift:
2. Lichter
3. Urlicht
leider der Öffentlichkeit aus¬
geliefert werden müssen.
Aber das hat zum Glück noch
Zeit.
Arbeit ist der Mühe Lohn.
Den Inhalt des Buches erfährt
man durch mehrfaches Lesen.
Herzliche Grüße an ALLE
Otto* Nebel
Expression des Lebens
Eindruck als Ausdruck
Gespräche
Zwischen Autozwischenhändlern
Sechsundsiebzig Mark fuffzig
Achtzig. Is gut.
Danke, Herr Direktor, danke vielmals.
Eine Ohrfeige.
Was gestatten Sie sich, Herr Direktor?
Seien Sie ganz still, Herr Direktor. Das dulde ich
nicht. Meine Frau ist mein Heiligtum. Die lasse
ich nicht schubsen.
Zwischen hohen Beamtengattinnen
Mein Mann hat sich nun endlich an die Socken-
halter gewöhnt. Er vergißt sie nicht mehr. Er
macht sie aber nur um und nicht an.
So etwas würde ich nun von meinem Mann gar-
nicht verlangen, Frau Geheimrat. Das sind solche
modernen Ideen. Aber Sie haben ja bolsche-
wistische Neigungen.
H. W.
Bettbezügliches
i
Ernst Lissauer
Du derbgewerktes Bohlenholz, mein Wicking!
(Der Täte sprach oft in dich: Schlafe Dicking!)
Du Kissen-Gaurisankar satter Schauung,
Du hegtest bass des harschen Bauchs Verdauung.
Aus Dir quoll Bach-Musik in Schwall und
Schwaden,
Rohrdommeln, Bärmeklössen, Kohl, Kornraden.
Ich schiffte in dich ein, traumbunter Bunker,
e Was Acker gab dem Hass- und Liebe-Funker,
n
Kasimir Edschmid
Was innerst mir mein Bett — o fragt mich nicht!
— bedeute?
Daß ich in ihm ein Sarazenen-Mädchen häute!
Daß ich in ihm der Sklavin Hände, Füße nagle
Und den Samum derTimur-Peitsche auf sie hagle.
O, mehr als fürchterlich zu werden quasi mir
Fing längst schon an der Knabe Schmid,
Vorname: Kasimir!
Betulichkeit wird oft im Bett Bettulichkeit.
„Ekstasi mir!“ das Bett desKatersTi-Murrschreit.
III
Professor Adolf Bartels
Arisches Himmelbett, besternt mit Hakenkreuzen!
Du schwarz-weiß-rotes Taschentuch zum
teutschen Schnäuzen!
Wie oft erschien indirmirdiegerman’scheDrude,
Gab mir der Skepsis Horn: Auch Schnillern war
ein Jude?
Auch Lessing war in dubio kein reiner Goj?
Dann schaukeltest du Bett in Qual: O moi popoi!
O Mensch, ich hebe dich in Semi-Quadratur,
Denn ich, aus Wesselburen, bin en büschen stur.
Alfred Richard Meyer
Aus: „Der große Munkepunke“, Gesammelte Werke von
Alfred Richard Meyer, Verlag Hoffmann & Campe,
Hamburg / Berlin 1924 Zu beziehen durch die Sturm-
Buchhandlung, Berlin W 9 Potsdamerstraße 138a Laden
Berlin die Großstadt
Im Sommer hat auch der Berliner und die Ber-
linerin Sehnsucht nach dem Lande. Man hat
für diese sittlichen Gefühle drei Vergnügungs-
etablissements ersten Ranges errichtet, die auf
die Namen Kroll, Lunapark und Ulap hören.
Kroll ist ein alter Berliner Garten gegenüber