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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Lichtwark, Alfred: Die fünfte internationale Ausstellung von Amateurphotographien in Hamburg
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Zimmermann, Ernst: Eine provinziale Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0201

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von Alfred Lichtwark.

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rechnen sei. Künstler und Laien sind um ihre
Ansicht besragt worden und haben ja und nein
dazu gesagt.

Für die Praxis haben solche Entscheidungen
wenig oder gar keinen Wert. Trotz enthusiasti-
scher Bejahung werden immerfort sehr viele
schauderhafte Dinge geleistet, und trotz perempto-
rischer Verneinung entstehen alle Tage Ausnahmen,
die nur als das Erzeugnis ernster Studien und
einer tiefen, persönlichen Empfindung verständlich
sind und die Theorien der Verneiner immer aufs
Waschtag. Walter v. welford (London) Phot. neue ins Licht der Komik rücken. Die künstle-

rische Photographie steht am Anfang ihrer Ent-
wickelung. Sie hat das Gebiet der künstlerischen und technischen Möglichkeiten noch bei weitem nicht
durchmesscn.

Wer die Tendenz hat, die Entwickelung unserer Zustände mit sympathisierender Teilnahme zu ver-
folgen, wird in den nächsten Jahren die Freude genießen, eine Entwicklung mit zu erleben; wer den Berus
in sich fühlt, zu hassen, wird sehr oft Gelegenheit finden, seiner Galle Luft zu machen — wenn er nicht so
klug ist, an dem trotz allen Widerstandes bisher schon Erreichten zu erkennen, daß man nichts verschwören soll.

Eine provinziale Annstauxiftellung

von Or. Lrnst Zimmermann.

Krefeld hat sich den Ruhm erworben, unter den Pro-
vinzialstädten die erste zu sein, die eine den modernen
Anforderungen entsprechende Kunstausstellung in ihren
Mauern zusammengebracht hat. Schon in dem Bau eines
stattlichen neuen Museums, des soeben eröffneten Kaiser
Wilhelm-Museums, hatte sich der eigenartige,tüchtige Gemein-
sinn dieser zwar etwas vom Wege abgelegenen, aber darum
doch nicht aus aller Welt gelegenen Lell-maäe-Stadt bekundet,
schon durch diese Neuschöpfung ging ein frischer moderner
Zug, indem man hier gar nicht daran dachte, eine Gemälde-
galerie oder ein Kunstgewerbemuseum zu begründen, viel-
mehr lange, bevor von den maßgebenden Stellen aus dies als
Ideal eines modernen Provinzial-
museums hingestellt wurde, auf eine
harmonische Vereinigung beider Teile
ausging. In diesem Sinne wurde auch
die Ausstellung hier durchgeführt, die
als das Zukunftsprogramm dieses
Museums anzusehen ist. Alles ist hier
vertreten, was ins Bereich der bil-
denden Künste fällt: „hohe Kunst"
und „Kunstgewerbe", reproduzierende
und originale, dies alles nicht nur auf
Deutschland beschränkt, vielmehr die
ganze Welt, so weit es ging, um-
fassend, und auch nicht fein säuber-
lich nach Kategorien aufgestellt, son-
dern durcheinander, soweit dies zu-
lässig war. So ist hier eine Kunst-
ausstellung zu stände gekommen, die
ein Muster für viele abzugeben ver-
mag, nicht nur für die Provinzial-
städte, sondern auch für die großen
Kunstzentren, die sich oft konserva-
tiver zeigen, als ihnen und der Kunst
dienlich ist.

Erstaunlich ist, wie hier gleich auf den ersten Hieb
die Sache geglückt ist. Zwar sind nicht alle Künstler ver-
treten, die man hier sehen möchte; die ausländische Be-
schickung hat etwas Zufälliges; die Deutschen haben nach
der Stadt mit dem prosaischen Namen nicht immer ihr
Bestes geschickt; auch macht sich das benachbarte Düsseldorf
mit seiner vielfach abgelausenen Kunst zu breit, aber doch ist
hier eine Ausstellung zu stände gekommen, die selbst ver-
wöhntere Ansprüche befriedigen, hier aber vor allem un-
gemein erzieherisch wirken kann. Denn nichts erzieht in
der Kunst so gut, wie das Originalwerk selber. Gegen-
über seiner auf die Sinne wirkenden Gewalt verblaßt das

Marquis G. verardo (Messina) pbot.

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