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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Habich, Georg: Moderne Buchumschläge
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Vincenti, Carl Ferdinand von: Das Debüt der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0315

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2^8 lllodcrne Buchumschläqe. von vr. Georg lsabich. — Das Debüt der Wiener ?ercsfion. von A. v. vincenti.

der Preisliste einer Wäschefabrik, wirkt er so unglücklich
als möglich; mit der Orgel spielt man nicht zum Tanz
auf und mit Jericho-Posaunen kann man keine Kammer-
musik machen. Schließlich sei als besonders reizvolles
Erzeugnis der in zartestem Rokoko gehaltene Umschlag zu
Svend Leopold „Prinzessin Charlotte" erwähnt, dessen un-
genannter Autor bekannt zu werden verdiente.

DuS Dcbür der Wiener Secession.


von Larl v. vincenti.

rüne Flaggen wehen am Parkring: Secession. End-
lich auch in Wien, wo gesunde Reibung so not thut.
Sie kommt mit den Frühlingsstürmen. Bringt sie Früh-
ling? Die Streitbaren des »Ver Lacrum« hoffen es. Sie
hat ihre Geschichte. Schon vor neun Jahren, als auf
dem ersten „Münchener Salon" die Wogen so hoch gingen,

gab's auch in Wien
eine leise Flutbcwc-
gung. Ein Häuflein
„Zurückgewiesener"
frondierte in einer
Bretterbude auf dem
Eislaufplatze. Man
beachtete sie kaum.
Dann ward's wieder
still. Während in den
K unststädten draußen
das Tischtuch zwi-
schen „Alten" und
„Jungen" entzwei-
geschnitten wurde,
vertrug man sich
noch leidlich in
Wien. Da kam im
Winter 1894 das
Gastspiel der deut-
schen Sccessionisten.
Es fiel gerade mit
der Jubelfeier des
Künstlerhauses zu-
Ltiluschek sec. sammen, alv deren
sichtbares Zeichen

die Wiener Frauen, die ja so für Kunst geschaffen, der
Genossenschaft ein Prunkbanncr verehrten. Das Jubel-
banner sollte vorwärts weisen, meinten Schwärmer. Und
die „Jungen", vom Erfolg der Secessionistengäste be-
rauscht, hofften auf neue Triebe am alten Stamm. Man
hielt es denn auch für ein Versöhnungszeichen, als sie
wenige Wochen später auf der Jahresausstellung ein Bild
des Altmeisters Alt mit Lorbeer umschlangen. Heute er-
kennt sich's als Kampfzeichen, denn Rudolf von Alt, der
Sechsundachtziger, ist Ehrenpräsident der Secession. Kam
dann die Stuckausstellung und die lange niedergehaltene
Bewegung - flammte auf. War auch vom Einbruch der
fremden Secession, nachdem die Sensation der Neuheit
verrauscht, nur ein mäßiger Niederschlag im Publikum
zurückgeblieben, unsere Secessions-Gemeinde war an Zahl,
Selbstbewußtsein und Einfluß gewachsen und fühlte sich
bald stark genug. Der unmittelbare Anlaß zum Bruch
geht über ein Jahr zurück. Die Beschickung der Dresdener
Ausstellung, die Prämierung Segantinis durch die



„Jungen", hatten
neue Verstimmungen
hervorgerufen, künst-
lerische Differenzen
bei der letzten Vor-
standswahl der Ge-
nossenschaft brachten
das Gefäß zum Ueber-
laufen. Die Secession
war plötzlich da, nicht
feindselig, aber ent-
schieden zielbewußt.

Sie nannte sich „Ver-
einigung der bildenden
Künstler Oesterreichs"

— also unverkenn-
bar auch gegen Wiens
Alleinherrschaft.

Jung-Grün gegen

Alt-Wcißrot! Kampforgan ist die Monatsschrift «Vor
Lacruin«. Heiliger Frühling! Ein Titel voll selbst-
bewußter Sendung. Neu belauben soll sich der Baum der
Wiener Kunst. Das im modernsten Sinne nach Original-
zeichnungen und dekorativen Entwürfen von Vereins-
Mitgliedern fesselnd illustrierte Blatt mit schönen Ton-
drucken giebt sich als ein Aufruf an den Kunstsinn der
Bevölkerung, zur Anregung, Förderung und Verbreitung
künstlerischen Lebens und künstlerischen Selbständigkeit.
Unsere Secession will los vom Zwang des Marktes der
Clique. Ein ideales Streben! Oesterreich besaß aller-
dings bis jetzt kein unabhängiges, seinen besonderen
Interessen im modernen Sinne entsprechendes Kunstblatt
und als solches ist das (seit l. Januar bei Gerlach L
Schenk erscheinende) »Ver Lacrnm mit seinen Kampf-
zielen willkommen zu heißen.

Die Secession wird ihr eigen Heim haben. Vorläufig
hat sie die Blumensäle der Gartenbaugesellschaft für ihr
Äusstellungs-Debüt adaptiert, das bis 15. Juni dauert.
Klugerweise läßt sie dem Ausland, dessen Secessionswerk
beredter und überzeugender ist, das große Wort. Das
harmonisch abgestimmte Arrangement, welches in seiner
 
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