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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Geißler, Albert: Die fünfte nationale Kunstausstellung der Schweiz in Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0063

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Die fünfte nationale Annstau^stellung der Schweiz in Basel.


^eit zehn Jahren ordnet der eidgenössische Bundesrat

Kunstausstellungen an, die unter den Schweizer
Künstlern kurzweg „Salon" genannt werden und alle
zwei Jahre stattfinden; dreimal war das Berner Kunst-
museum, einmal das Ualais cles beaux arts an der Genfer
Landesausstellung der Ort gewesen, wo dieser „schweizerische
Salon" abgehalten wurde. Jetzt, bei der fünften der-
artigen Ausstellung, war die ganz vorzüglich geeignete,
in letzter Zeit um drei sehr gut belichtete Säle erweiterte
Basler Kunsthalle gewählt worden. Es sind im
ganzen 508 Nummern zur Ausstellung gelangt. Der
Gesamteindruck, den sie machen, ist der einer beträchtlichen
Überschreitung des Mittelmaßes, das bis dahin geboten
worden war. Zwar fehlen der Ausstellung — sie
dauert bis zum 23. Oktober — eigentliche „Clous"; aber
in allen Gebieten sind Leistungen zu verzeichnen, die über
das Gewöhnliche recht sehr hinausgehen und die auch
größeren Ausstellungen als dieser schweizerischen alle Ehre
machen würden.

Unter den Landschaftern ragt der Genfer Ferdinand
Hodler mit einem schon 1887 gemalten Winterbilde
hervor, einem Werke von größter Einfachheit in den
Mitteln, aber von geradezu wunderbarer Wirkung, was
die Perspektive, auch was Charakterisierung eines Stückes
Naturleben anlangt. Genf hat noch mehrere gute Land-
schaftsmaler, vor allem Eugene Burnand, einen Meister
im sicheren Erfassen landschaftlicher Linien und in der
Darstellung hoher klarer Lüfte; seine zwei Bilder »Uin
cke jouines« und »Lolirucks« finden daher mit Recht
ungeteilte Anerkennung. Eine Eigenart der Genfer Maler
ist breite, etwas stark dekorative Behandlung des Vorder-
grundes. Mit solcher kommt auch I. L. Odier zu be-

deutender Wirkung; obschon sein Vortrag auf den ersten
Blick etwas Trockenes zu haben scheint, gelangt dieser
Maler doch zu fliesen und klaren, im Lichte frischen
Bildern. Unter drei malenden Gliedern der Familie
de Beaumont, die sämtlich Bedeutendes können, hebt
sich eine Dame, Pauline de Beanmont, durch be-
sonders kräftige Perspektive heraus. — Unter den Grau-
bündnern und Tessinern ist Segantini mit einer an
Milletsche Kraft der Vereinfachung und der Stimmung-
gebung gemahnenden „Rückkehr zum Schafstall", Filippo
Franzoni mit einer stark dekorativen, fast etwas tapetig
wirkenden, aber koloristisch und zeichnerisch nicht uninter-
essanten Regenbogenlandschaft vertreten. Giovanni
Giacometti sodann ist ein Impressionist, der in einer
„Heuernte" zu glücklichen und starken Licht- und Farben-
wirkungen gelangt. Auch Luigi Rossi und Gioachimo
Galbusera thun sich, der erste mit einem Bilde „Feld-
arbeit", der andere mit einem »VuIIAoscdino« als gute Be-
obachter hervor. — Unter den Deutschschweizern dürfte zu-
erst der in München thätige Karl Theodor Meyer zu
nennen sein, dessen durch schöne weite Ferne, durchsichtige
Luft und delikateste Farbentönung sich auszeichnendes Bild
„Bei Ermatingen" vom Basler Museum erworben worden
ist, in das seit langem nur bedeutende Sachen zu ge-
langen Pflegen. Dieselbe Ehre ist einem fein gesehenen
und in der Luft- und Wasserbehandlung äußerst geschickten
Hollandbilde von F. Völlmy, sowie einer dekorativ
höchst wirksamen, koloristisch mit großer Vornehmheit
gegebenen „Römischen Landschaft" von Hans Lendorff
zuteil geworden. Im Geiste Stäblis, aber ohne ihn
nachzuahmen, malt Otto Gampert zwei frische Regen-
landschaften, und Hans Sandreuter hat einen waldes-
 
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