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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Wiener Jahresausstellungen, [1]: Künstlerhaus, Secession
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Wiener IshreFauFstellungen.

Künstlerhaus. — Seresston.

von Rarl von Vinccnti.


Ainderstudie. R. Böninger pinx.

I. Ausstellung der Düsseldorfer Aünstler Vereinigung 1699.

eit der Makart-Canon-Zeit hat in Wien bemalte
Leinwand nicht mehr so interessiert, wie heute nach
der secessionistischen Befruchtung. Wir haben wieder Fana-
tismus und das peitscht die träge Welle, die jetzt bis in
die Salons der Kunsthandlungen hineinschlägt. Nicht
allein in der Lothringerstraße und an der Wienzeile
flattern die Flaggen, auch bei Miethke, Pisko, Neumann
u. s. w. lockt Bilderschau. An Überraschungen fehlt's
weder bei der Genossenschaft, noch bei der Künstler-Ver-
einigung. Dort ist das Bildnis, hier die Plastik erster
Trumpf. Im Künstlerhause sieht's international aus, im
Secessionshause kommen diesmal die Einheimischen zum
großen Wort.

Unter der rotweißen Flagge des Künstlerhauses
scharen sich mit den 'unsrigen und denen vom Reich je
ein Dutzend Franzosen, Engländer, Italiener, je ein
Halbdutzend Spanier und Niederländer, der Schweizer
Hodler, der Schwede Liljefors, der Norweger Skred-
wlg und der Russe Kassatkine. Die Polen, die seit
dem Steigen der slavischen Flut bei uns doch überall
sind, fehlen. Die Sensation ist das Bildnis der Kaiserin
Elisabeth von Horowitz. Stille Andacht webt zwischen
Palmen und Lorbeer. Tiefe Rührung überkam hier den
Kaiser und Prinzessin Gisela brach in Thränen aus.
Diese schlanke, schwarze, in den letzten Sonnenstrahl auf
die Düne mit der brausenden Welle hingestellte Frauen-
gestalt ist so prunklos königlich und so wehmütig um-
schimmert, daß es ans Herz greift. Manchen überwältigt
sichtlich die Erinnerung. Diese starke, tiefe Mirkung
geht weit über das „Ehrenzeichen für Kunst und Wissen-
schaft" hinaus, womit der Künstler ausgezeichnet worden.
Selten kam ein Bildnis unter so schwierigen Verhältnissen
zu stände. Horowitz hat die verstorbene Kaiserin kaum
flüchtig gesehen, er mußte sich die einzelnen Züge aus
den bekannten Bildern von Adam, Piloty, Raab, Winter-

halter, Schrotzberg und aus früheren Photographien zu-
sammentragen. Wertvoller als all dies waren Wohl die
persönlichen Bemerkungen des Kaisers und der kaiserlichen
Kinder, aber gerade da bedurfte es eines größten Künst-
lers, um nicht abzuirren. Wir verdanken ihm das
Bildnis der unvergeßlichen Kaiserin, voll intimen Reizes,
nach dem Herzen des Volkes, kein Prunkbild und doch
ein Galeriebild der Geschichte. Horowitz stellt außerdem
noch drei ausgezeichnete Bildnisse aus, wo wir nur bei
den männlichen etwas mehr herzhafte Breite gewünscht
hätten.

Ferraris ist die auszeichnende Aufgabe geworden,
den deutschen Kaiser für den Budapester Parkclub zu
malen. Koner in Berlin hat diese Aufgabe wiederholt
besser gelöst; auch mit dem Husarenrot ist Ferraris etwas
ins Gedränge geraten, was allerdings dem Prager
ZeniLek mit dem Kardinalrot seines Kirchenfürsten Schön-
born noch schlimmer passiert ist. Sehr elegant giebt sich
Ferraris mit seiner „Gräfin Goluchowska". Vornehme
Eleganz ist auch Angelis „Excellenz Dumba" nachzu-
rühmcn, während Lenbach seinem „Ritter von Gomperz"
eine merkwürdige Feldhernhaltnng gegeben hat. Fechners
„Prinz-Regent Luitpold" ist voll gesunder Kraft und
koloristisch gut gelöst; vortrefflich wirkt auch sein Bildnis

Schäferin. H Heimes pin»

I. Ausstellung der Düsseldorfer Künstler-Vereinigung sögg.
 
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