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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schumann, Paul: Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0351

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ueberflügelt.

Deutsche Kunstausstellung, Dresden.


Deutsche Aunstaupstellung Dresden 1899.

von Paul Schumann in Dresden.

m 20. April dieses Jahres ist die Deutsche Kunst-
ausstellung Dresden 1899 eröffnet worden, und die
Frage, ob die Dresdner Künstler im stände sein würden,
nur mit deutschen Kunstwerken etwas der 1897er inter-
nationalen Ausstellung Ebenbürtiges zu schaffen, kann nun
beantwortet werden. Allgemein hörten wir von den aus-
wärtigen Künstlern, die bei der Eröffnung gegenwärtig
waren, daß die Ausstellung in allen ihren Teilen hervor-
ragend gelungen, ja daß sie in mancher Beziehung vor-
bildlich zu wirken berufen sei. Es sind in der That
wiederum außergewöhnliche Anstrengungen gemacht worden,
damit etwas Außergewöhnliches erstünde; mit den Ver-
tretern der Kunstakademie, der Kunstgenossenschaft, der
Secession und der Kunstgewerbeschule hatten sich auch ein
halbes Dutzend von den Dresdner Kunstgelehrten zu ge-
gemeinsamcm energischem Schaffen vereinigt. Vertreter der
Regierung, der Stadt und der Finanzwelt beteiligten sich
nicht minder thatkräftig, um die sonstigen zum Teil wich-
tigen Fragen der Ausstellung lösen zu helfen. Mehrere
eigenartige Grundsätze, die anderwärts nicht in Frage
kommen und vielleicht auch nicht alle in Frage kommen
können, gaben der Ausstellung von vorn herein ihr Ge-
präge, insbesondere die beschränkte Zahl und die selb-
ständige Auswahl der zur Ausstellung gewünschten Kunst-
werke durch Mitglieder der Dresdner Kommission oder
deren Vertreter in den einzelnen Kunststädten, dann die
Vereinigung der feindlichen Lager in der deutschen Kunst
in der Weise, daß den älteren Vereinigungen (Kunstge-
nossenschaften) die eine Seite, den jüngeren Vereinigungen
(Secessionen) die andere Seite des Ausstellungspalastes
zugewiesen wurde, weiter die Beteiligung der modernen
dekorativen Kunst in weit größerem Maßstabe, als dies
bisher anderswo geschehen ist. Dazu aber wurden endlich

als besondere Anziehungspunkte zwei historische Ausstel-
lungen veranstaltet: eine von Werken des älteren Lukas
Cranach und eine von Alt-Meißner Porzellan. Von der
Cranach-Ausstellung, die der Dresdner Galeriedirektor
Karl Woermann mit vollem Gelingen zusammengebracht
hat, sei hier wenigstens in Kürze gesagt, daß sie ein-
hundertsiebenundsechzig Gemälde, sechsunddreißig Facsimile-
drucke nach Kupferstichen und Holzschnitten und vierund-
zwanzig Photographien nach nicht ausgestellten Gemälden
enthält, daß sie nicht nur geeignet ist, die schwebenden kunst-
geschichtlichen Streitfragen der Lösung näher zu bringen,
sondern auch an sich mancherlei künstlerische Anregungen
gewährt. Auch des musterhaften Kataloges dieser Aus-
stellung sei gedacht, der, in seinen Angaben weit über
das sonst übliche von derlei Gelegenheitsschriften hinaus-
gehcnd, der Wissenschaft als wertvolles Rüstzeug sich
erweisen wird. Zur Ergänzung dieser Gemälde-Aus-
stellung sind im königlichen Kupferstichkabinett die sämt-
lichen Kupferstiche und Holzschnitte Cranachs zur Vor-
führung gebracht. Die Porzellanausstellung veran-
schaulicht in drei Zimmern die ältere Periode der Nach-
ahmung des chinesischen Porzellans (1720—1733), dann
die Rokokoperiode unter Herold und Kändler, endlich die-
Empirezeit unter Graf Marcolini in Räumen, deren
Ausstattung der jeweiligen Zeit entspricht. Eine besondere
Zierde bildet ein Teil des berühmten Schwanenservices
des Grafen Brühl auf Schloß Pförten. Was die beson-
ders gelungene Ausstellung von fünfzehn Zimmereinrich-
tungen und zahlreichen kunstgewerblichen Gegenständen
angeht, an der besonders Münchner, Dresdner, Karlsruher
und Berliner Künstler beteiligt sind, verweisen wir auf
die Berichte der „Dekorativen Kunst".

Die moderne Ausstellung umfaßt fünfhundertdreiund-

Die Kunst für Alle XIV, 18. 15. Juni 1899.

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