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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0422

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-^*ö> PERSONAL-NACHRICHTEN VON AUSSTELLUNGEN <ötf=^

tissimus der Universität, erhalten. Wie die übrigen dem Kollegen nie seine Anerkennung versagt
Porträts, welche die Aula zieren, ist es ein Reprä- hat, schalten ihn einen platten Realisten. Anderer
sentationsbild und zeigt den Fürsten (der es der Art waren die Angriffe, die von den Anhängern der
Universität als Geschenk überwiesen hat) in grosser Antike ausgingen. Diese waren entsetzt über die
Generalsuniform, lebensgross in ganzer Figur. Un- durchaus realistische Art, wie Falguiere das Nackte
bedeckten Hauptes, den Helm mit dem Reiherbusch behandelte. Das seien keine nackten, das seien ent-
in der Linken haltend, steht er auf der Plattform der kleidete Gestalten, rief man aus, und nicht immer
Treppe, die von einem Schlossportal ins Freie führt. mit Unrecht. Seine ^Tänzerin' vom Jahre 1897
= PRAG. Die durch den Tod des Landschafters (Abb. = K. f. A.c XIV. Jahrg. S. 363), die die Züge
Marak im Lehrkörper der hiesigen Kunstakademie einer bekannten Pariser Schönheit trug, schien fast
entstandene Lücke ist durch die Berufung des wie über dem lebenden Modelle abgegossen. Fal-
Historienmalers Rudolf von Ottenfeld ausge- guiere war ein glühender Anbeter der weiblichen
füllt worden. I47'] Schönheit, aber nich der idealen Weiblichkeit, son-
= BUDAPEST. Mihaly von Munkacsy ist dem des modernen Weibes von Fleisch und Blut,
am l.Mai in der Nerven- das den Mann reizt, der von ihm begehrt wird. Die
heilanstalt zu Endenich antiken Göttinnen dienten ihm nur als Vorwand, es
bei Bonn, wohin er vor darzustellen. Die zahlreichen Standbilder berühmter
einigen Jahren verbracht Männer, die Falguiere geschaffen, sind sehr ungleich-
wurde, gestorben. Am 20. wertig. I4"sl
Februar 1844(nicht 10.0k- = GESTORBEN: In Augsburg am 22. April
tober 1846) zu Munkacs der Konservator der dortigen Gemälde-Galerie Ed.
geboren, hat der Künstler von Huber, siebzig Jahre alt; in Berlin der Direk-
in seiner Schaffenszeit torial-Assistent an den kgl. Museen Dr.Fritz Krebs;
nur wenig die Schwelle in Brüssel am 21. April der Bildhauer Gust. Caste-
der Fünfziger über- leyn; in Kopenhagen am 6. April der Bildhauer
schreiten können. Eine G. Chr. Freund; in New-York am 7. April der Land-
eingehende Würdigung schaftsmaler Frederic E. Church; in St. Peters-
seiner Kunst behalten wir bürg der Porträt- und Landschaftsmaler A. G.
uns vor. In einem Bei- Gorawski; am 2. Mai auf seinem Landgute bei
leidstelegramm, das der Feodosia in der Krim der Marinemaler Jw\ Konst.
Kultusminister Wlassics Aiwasowskii, geboren 1817. 14~21

w

MIHALY VON MUNKACSY <>n die Witwe des Ver-
1*1 ui lonni blichenen richtete, heisst

<'1-Ullauo> es: .Wirbeweinen in ihm VON AUSSTELLUNGEN
nicht nur den grossen

Toten, sondern auch den begeisterten Patrioten, hr. BERLIN. In Ed. Schulte's Kunstsalon ist,
dessen Laufbahn der Ruhm seiner Nation war und wie alljährlich, der „Ausstellerverband Münchener
dessen Ableben nationale Trauer bedeutet.« I476l Künstler" mit seiner Ausstellung eingekehrt. Es
= PARIS. Der Bildhauer Alexandre Fal- bleibt immer dasselbe Bild: Berühmte Namen und
guiere, einer der volkstümlichsten, fruchtbarsten minderwertige Kunst. Man scheint den Berlinern
und temperamentvollsten französischen Plastiker der einen merkwürdig provinziellen Geschmack zuzu-
Jetztzeit, ist am 19. April gestorben. Am 7. Sep- trauen, sonst würde man es doch kaum wagen, ihnen
tember 1831 zu Toulouse geboren, wurde er in Paris diese Kunstvereinswaren immer wieder anzubieten,
Schüler von Jouffroy und errang als solcher 1859 und Schulte erwirbt sich mit solchen Ausstellungen
den Rompreis. Sein erstes Aufsehen erregendes wirklich keinen Ruhm. Um ein wenig besser ist die
Werk war, wie Walter Gensei in einem in den Kollektion von Landschaften Peter Paul MOller's,
>M. N. N.« veröffentlichten Nekrolog berichtet, der die hier gezeigt wird; aber auch sie enthält zuviel
iSieger im Hahnehkampf , den Falguiere 1864 von > Verkaufsbilder •, um den Künstler besonders zu
Rom aus zum Salon geschickt hatte und der sich empfehlen. Die Landschaften und Figurenbilder des
jetzt im Luxembourg-Museum befindet. Es ist ein Schweden Olof Arborelius sind hart und trocken
Werk voll köstlicher Frische, glücklich im Ausdruck, gemalt und vermögen den Beschauer in keiner
in der Bewegung und der Harmonie der Linien, Richtung zu interessieren. Ein kräftiges Talent aber
dabei von vollendeter Durchbildung. Noch grösseren scheint Hermann pleuer-Stuttgart zu sein. Erzeigt
Beifall erweckte der jugendliche Märtyrer Tarcisius die ^Maschinenhalle« eines Bahnhofs, auf deren offe-
von 1869, jetzt ebenfalls im Luxembourg. Die Gruppe nen Seite der leuchtende Abendhimmel hereinschaut
des Dramas für die neue Oper, eine Ophelia, die und für den dunklen Körper einer Lokomotive den
Statuen Corneilles für die Comedie Francaise so- hellen Hintergrund giebt, einen Aussenbahnhof >im
wie Lamartines für Mäcon, und die egyptische Tän- Schnee«, eine >Mondnacht« im Dorfe und eine
zerin sind die wichtigsten Werke aus der folgenden »Strasse bei Nacht«, mit einem in der Dunkelheit
Zeit. Den Gipfel seines Ruhmes aber erreichte der kosenden Pärchen, während im Hintergrunde glän-
Künstler erst mit den nackten weiblichen Gestalten zende Schaufenster und helle Laternen die Gross-
derachtziger Jahre, der Diana, der jagenden Nymphe Stadt markieren. Frisch und gut gesehene Motive,
und der Juno mit dem Pfau. Ich wüsste keine die Pleuer in einer an Reiniger erinnernden derben
anderen modernen Skulpturen, die so im Handel breiten Art gemalt hat. Von ausgezeichneter Wir-
verbreitet sind, sei es in Bronce oder Marmor, sei kung sind ferner die hier ausgestellten, wohl zu
es in den billigen Gipsnachbildungen, die die ita- Wandfüllungen zu benutzenden, mit allerlei deko-
lienischen Jungen auf den Strassen ausbieten. Seit- rativen Formen bemalten, an Emailarbeiten er-
dem schuf Falguiere in unglaublicher Fruchtbarkeit innernden Gemäldetafeln von Jos. Rösl. Soweit
fast jedes Jahr ein grösseres Werk, bald unbestrittene sich erkennen lässt, sind diese Ornamente und
Meisterwerke, bald Werke, die zu scharfen und oft stilisierten Naturformen auf die glatte Rückseite von
berechtigten Kritiken Anlass boten. An Aner- gegossenem Glas mit transluciden Farben gemalt
kennungen, aber auch an Gegnern hat es ihm nicht und dann blankes Metall dem Glase untergelegt,
gefehlt. Die einseitigen Verehrer Rodins, der selbst Ein ganz überraschender Effekt! — Bei Bruno &

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