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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0053

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eine Möglichkeit sieht er in der Schwierigkeit der mittel-
alterlichen Handwerker, die Bullen mit einem durchgehendem
Kanal zu versehen. Die heute übliche Methode, bei der der
Kanal in der Mitte während des Gusses durch einen Stab freige-
halten wird, den man nach dem Erkalten entfernt, scheint im
Mittelalter nicht angewandt worden zu sein, wie Vergleiche mit
mittelalterlichen Bullen zeigten, deren Schnurkanal nur selten
durchgehend erhöht ist, sondern nur an den Ein- und Austritts-
stellen der Schnüre. Da sich an diesen Stellen auch schnitt-
artige Ausläufer finden, nimmt Philippi an, daß die Löcher
nachträglich mit einem flachen scharfen Werkzeug in den
fertigen Bleirohling eingeschnitten wurden70). Ob es den an-
sonsten doch sehr geschickten Kunsthandwerkern des Mittel-
alters wirklich nicht möglich war, die Rohlinge mit einem
durchgehenden Kanal zu versehen, ist meiner Meinung nach recht
unwahrscheinlich und wiederspricht auch anderen Untersuchungen
(s.u.).

Den Ansichten Philippis und Diekamps setzen Karl Schadelbauer
und Otto Fritz eigene Untersuchungen entgegen, bei denen sie
13 Bleibullen aus der Zeit von 1187 - 1695 mit Röntgenstrahlen
durchleuchteten und für alle 13 Bullen einen durchgehenden
Schnurkanal entdeckten71). Bei ihren Untersuchungen waren
allerdings keine Bullen von Urban IV. und Urban V. dabei.
Warum aber nur diese beiden Päpste nicht durchgehend durch-
bohrte Bullen benutzt haben sollen, konnte bisher nicht ge-
klärt werden.

70> PHILIPPI 1914

71) SCHADELBAUER & FRITZ 1928
 
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