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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0065

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5.1. MIKROBIOLOGISCHER BEFALL

Ein weiterer Schaden am Siegel kann durch mikrobiologischen
Befall106) verursacht werden. Er tritt zwar bei den heutigen
Aufbewahrungsbedingungen in den Archiven kaum noch neu auf,
doch kann ein Altbefall aus den letzten Jahrhunderten noch
wirksam sein, erkennbar an weiß-gelben Flecken, die häufig
sehr brüchig sind. Untersuchungen von Gistl und Lamprecht
zeigten, daß besonders die Durchgangskanäle der Pressel
besonders gefährdet sind, da das Material lufthaltig und
hydrophil ist und den Mikroorganismen eine Nahrungsgrundlage
bietet107). Auf Proben alter Siegel konnten sie entlang der
Pressel, an denen das Wachs nur noch eine bräunliche, brüchige
und amorphe Masse war, Gießkannenschimmelpilze (Aspergillus
ochraceus), Bakterien und Strahlenpilze (Actinomyceten) nach-
weisen. Schimmelpilze (Pinselschimmel, Gießkannenschimmel,
Wasserkugelpilze), die zum Fortbestehen Sauerstoff benötigen,
fanden sich vor allem an den Eintritts- und Austrittsstellen
der Pressel, hier scheint der erste Besiedlungsort zu sein,
von wo sich dann der Befall ausweiten kann. Diese Pilze können
Fette und Wachse spalten, was zur Destabilisierung des Siegels
führt und einen hohen Säuregehalt im Siegel hervorruft.
Romuald Kowalik konnte in Versuchen 13 Pilzarten isolieren,
die auf Wachs wuchsen108).

Im Inneren der Siegel fanden Gistl und Lamprecht hauptsächlich
anaerobe Bakterien und Actinomyceten (4 Arten); diesen Arten
genügen geringste Mengen Feuchtigkeit (bis zu 1*) um zu über-

106) Zu möglichem Insektenbefall der Wachssiegel siehe

Kapitel 10.1.3.

10?) GISTL & LAMPRECHT 1958

108) KOWALIK 1984
 
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