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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0059

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59

4.3. LACKSIEGEL UND OBLATENSIEGEL

Der Siegellack besteht aus verschiedenen Harzen (Kolophonium,
Schellack, amerikanisches Harz)90>, denen Pigmente zur Ein-
färbung (Zinnober, Ruß, Chromgrün, Chromgelb, usw.), Terpen-
tinöl als Weichmacher und z.T. Gips beigemischt wurden91>.
Mit der Entstehung des Siegellackes hat sich u.a. Johann
Philipp Roos beschäftigt, der sich auf eine Aussage von
Philipp Ernst Spieß berufend den ersten Gebrauch des Siegel-
lackes im Hessisch-Casselisehen Archiv in das Jahr 1563
datiert92).

Wahrscheinlich durch die spanischen Eroberungszüge Anfang des
17. Jahrhunderts setzte sich der Gebrauch von Siegellack all-
mählich durch und erhielt wohl auch seinen Namen "Spanisches
Wachs". Das älteste Roos bekannte Lacksiegel befindet sich in
Form eines Oblatensiegels auf einem belgischen Reisepaß vom
18.3.160393).

Oblatensiegel müssen aber nicht aus Wachs bestehen, sie
konnten auch in Mehlkleister oder gebackenem Mehlteig (Obla-
ten) geprägt werden; entscheidend für ein Oblatensiegel ist
die mitgeprägte, daraufliegende Papierdecke (s. Abb. 23).
Auffällig sind die schwarzen Lacksiegel, die hauptsächlich von
den Hochmeistern des Deutschen Ordens und von den Notaren ver-

90> Kolophonium: kristalliner Destinationsrückstand von

Terpentinen, den Ausscheidungsprodukten
von Koniferen.
Schellack: Tierischer Lack der ostasiatischen Stock-
läuse.
Amerikanische Harz: Virginia Baumharz

[vgl. DETTMERS 1909].

91> DETTMERS 1909; SCHÜMANN 1976

92> ROOS 1797, S.10

93> ROOS 1797, S.20f.
 
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