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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0061

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5. SCHÄDEN AM SIEGEL

Je nach Anbringungsart und insbesondere je nach Material des
Siegels sind unterschiedliche Schäden zu finden. Die Metall-
bullen sind naturgemäß recht stabil und daher treten bei ihnen
höchstens Verpressungen durch starken Druck auf; bei Gold-
bullen kann es zudem vorkommen, daß die Kapselhälften sich
voneinander lösen und bei Bleibullen kann Bleikorrosion auf-
treten (vgl. Abb. 17).

Zur Entfernung der Korrosionsprodukte rät Ritterpusch96), der
diese als Bleicarbonate identifiziert, zur Behandlung mit
>Titriplex<97>. Der häufigste Schaden an Metallbullen ist aber
in der Anbringung zu finden, die Schnüre können gerissen oder
im Reißen begriffen sein, insbesondere die Seidenschnüre sind
davon betroffen. Dieser Schaden wird in erster Linie durch das
Gewicht der Bullen verursacht, er kann aber auch durch mikro-
biologischen Befall oder durch Licht (bei Ausstellungen) durch
photochemischen Faserabbau/Depolymerisation hervorgerufen wer-
den.

Schwarze Schnüre sind zudem oft mit Eisengallustinte einge-
färbt worden, die an den Fäden Tintenfraß verursacht98> (s.
auch Kapitel 10.1.4.) (Abb. 25).

96> RITTERPUSCH 1983

97) Titriplex: Markenname der Firma Merck für Ethylendi-
amintetraessigsäure (EDTA). EDTA ist ein Komplexbildner, der
mit den Bleisalzen (allgemein mit Metallsalzen) eine wasser-
lösliche Komplexverbindung eingeht, so daß die Korrosions-
produkte von der noch intakten Metalloberfläche abgewaschen
werden können. EDTA bietet aber keinen Schutz vor einer
erneuten Korrosion; bei Gefahr einer erneuten Korro-
sionsbildung ist daher ein Schutzüberzug, eventuell ein
mikrokristallines Wachs, aufzutragen.

98) DESBARATS 1967a
 
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