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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0087

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7. GESCHICHTE DES DOMKAPITELS MÜNSTER

792 wählte Luidger, ein um 742 bei Utrecht geborener Adeliger,
seinen Stützpunkt zur Missionierung in Minigernaford, dem
heutigen Münster144), Es handelte sich dabei wahrscheinlich um
ein Kloster mit einem dreischiffigen Kirchenbau, in dem die
Regel des Hl. Benedikt galt, da Luidger einige Zeit im Bene-
diktinerkloster in Montecassino gelebt hatte.
Wahrscheinlich wählte er Minigernaford, da der Boden von Karl
dem Großen zur Verfügung gestellt wurde. 799 beschloß Karl der
Große auf dem Reichstag in Paderborn die Aufteilung des west-
lichen Sachsens in Bistümer. Dabei wurde Minigernaford als
Sitz des Bischofs über die Diözese Minigernaford ausersehen.
Luidger lehnte aber das Angebot des Kaisers, das neue Bistum
zu übernehmen ab, um seiner Berufung als Verkünder des christ-
lichen Glaubens nicht untreu zu werden; er sah sich ganz in
der Nachfolge seines großen Vorbildes Paulus.
Auf Dauer konnte sich Luidger aber dem Drängen des Kaisers
nicht widersetzen, und so erfolgte am 30.3.804 die Bischofs-
weihe. Er beließ aber das Kloster bestehen ohne es in ein
Kathedralkapitel umzuwandeln und bestimmte, nach seinem Tode
(26.3.809) nicht an seinem Bischofssitz bestattet zu werden,
sondern neben der Kirche seines Klosters Werden. Daher mußte
eine neue Kathedral- und Mutterkirche für das Bistum gebaut
werden, die neben der Mönchskirche des Hl. Paulus entstand und
traditionsgemäß der Muttergottes und dem Hl. Salvator geweiht
wurde.

Unter Luidgers Nachfolger Luidbert (849-870) vollzog sich all-
mählich der Übergang vom Mönchskonvent zum Kanonikerkapitel

144> KOHL, 1987, S.118ff.
 
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