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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0037

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3.3.1. KAISER UND KÖNIGE

Die Merowinger siegelten laut Bresslau ausschließlich in
Wachs. Ihre Urkunden tragen neben dem Siegel auch die Unter-
schrift des Herrschers und des Refrendares. Daraus schließt
er, daß zu dieser Zeit das Siegel noch keine direkte Beweis-
funktion hatte, sondern ein Erkennungszeichen des Ausstellers
der Urkunde war41>. Die Merowinger kannten das antike Gemmen-
siegel und das >Portraits1egel<42>, welches von den Karolin-
gern (753-831) zugunsten der antiken Gemmensiegel verdrängt
wurde. Die Karolinger und auch später die Salier43) siegelten
sowohl in Wachs, als auch in Blei, was bei den folgenden
Königen und Kaisern nicht mehr der Fall war, sie siegelten
höchstens in Gold.

Erst ab 831 kamen wieder Bildnissiegel als Brustbild auf, bei
denen der Herrscher im Profil von links dargestellt ist. Ab
962 (Kaiserkrönung Otto I.) erfolgte die Frontaldarstellung
als Brustbild des Kaisers mit Krone, in der rechten Hand das
Lilienszepter haltend, in der linken Hand den Reichsapfel.
Diese Darstellung entwickelte sich etwa 997/998 zum soge-
nannten >Majestätssiegel<, auf dem der Herrscher mit Szepter
und Reichsapfel sitzend auf einem Thron dargestellt wird44>.
Bei den Hofgerichtssiegeln (ab 1235) werden Szepter und
Reichsapfel durch das Reichsschwert ersetzt.

41) BRESSLAU 1931, S.564ff.

42) Der Begriff >Portraitsiegel< sollte durch den Begriff
>Bildnisssiegel< ersetzt werden (s.o.).

43) Kaiserzeit Konrad II. (1027-39), Königs- und Kaiserzelt
Heinrich III. (1046-56).

44> Daher wird das Majestätssiegel oft auch als Thronsiegel
bezeichnet.
 
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