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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0075

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6.1.1. ZUSAMMENFÜGEN DER BRUCHSTÜCKE

Für das Zusammenfügen der Bruchstücke werden mehrere Möglich-
keiten empfohlen. Bei der wohl häufigsten Methode wird das
Wachs einer Bruchkante mit einem umgebauten Lötkolben, dessen
Temperatur regelbar ist, vorsichtig angeschmolzen und schnell
an die Kante des dazu passenden Fragmentes gedrückt, so daß
die Teile wieder miteinander verbunden sind. Es ist natürlich
darauf zu achten, daß beim Erwärmen der Bruchkante nicht auch
das Siegelbild mit angeschmolzen wird, man erwärmt daher nur
von der Siegelrückseite, und daß nicht zu viel Wachs erweicht
wird, da es sonst beim Zusammendrücken der beiden Bruchstücke
auf die Siegeloberfläche herausquellen kann.

Bei besonders schweren zerbrochenen Siegeln gab WÖllfert 1939
den Rat, die zusammengefügte Bruchstelle zusätzlich mit kurzen
verzinkten Eisendrähten zu stabilisieren, die ausgeglüht und
quer zum Bruch in die Rückseite des Siegels eingeschmolzen
werden123^. Er gibt zu, daß er damit von seinem obersten
Restaurierungsgrundsatz abweicht, als Ausbesserungs- oder Kon-
servierungsmaterial immer einen Stoff zu wählen, der dem
Grundstoff des Originals gleich oder möglichst ähnlich ist; er
meint aber, daß die Drahtstücke keine Schäden anrichten
können, da sie ausgeglüht und unter Luftabschluß im Wachs
liegen (s. Abb. 28).

In späteren Jahren wurde dann statt Eisendraht Kupferdraht
verwendet. Helmut Lippert dagegen ist der Ansicht, daß sich
die Wachs-Draht-Verbindung leicht löst und zudem nicht alles,
was wie Kupfer aussieht, auch wirklich Kupfer ist. Sein
Vorschlag ist die Verwendung von Hanffasern, die ebenfalls von

123> WÖLLFERT 1939, S.234
 
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