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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0054

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54

4.2. WACHSSIEGEL

Der größte Teil der überlieferten Siegel bestehen aus Wachs
bzw. Wachsmischungen. Wachse werden in vier Hauptgruppen
unterteilt: Naturwachse, modifizierte Naturwachse, teilsynthe-
tische Wachse und vollsynthetische Wachse. Die hier nur
wichtigen Naturwachse lassen sich nochmals unterteilen in
Mineralwachse (Ozerokit, Montanwachs), Pflanzenwachsen (Car-
naubawachs, Candelillawachs) und tierische Wachse (Bienen-
wachs, Hummelwachs, Wollwachs)72).

Natürliche Wachse sind kristalline Stoffgemische, aus höheren
Alkoholen und Fettsäuren, die zur Mischkristallisation fähig
sind und deren Komponenten in der Schmelze homogen ineinander
löslich sind. Mit der größer werdenden Kettenlänge der Kohlen-
stoff atome steigen die Van-der-Waals-Kräfte an, was zur Er-
höhung des Schmelzpunktes, der Viskosität und des Härtegrades
führt. Aber auch die Anwesenheit von polaren Gruppen (Car-
boxyl-, Alkohol-, Ester- und Amidgruppen) können durch den
Aufbau zwischenmolekularer Wechselwirkungen den Schmelzpunkt
und die Härte des Wachses erhöhen73), während freie Amino-
gruppen und freie Alkoholgruppen von teilveresterten mehr-
wertigen Alkoholen den Schmelzpunkt herabsetzen und das Wachs
weicher machen. Eine künstliche Art, das Wachs zu härten und
seinen Schmelzpunkt zu erhöhen, ist die Herstellung des soge-
nannten "Punisehen Wachses", bei der das Wachs mit Erdalkali-
metall salzen gekocht wird74).

72) ULLMANN 1983, S.2f.
73> ULLMANN 1983, S.5

74) Zur Herstellung des Punischen Wachses siehe:
STOIS 1937
 
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