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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0055

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55

Für die Siegelherstellung wurde Bienenwachs verwendet, dem
allerdings schon recht früh Zusätze wie Harze, Leinöl, Terpen-
tin zur Verbesserung der Wachseigenschaften beigegeben wurden,
aber auch Füllstoffe wie Mehl, Baumrinde, Holzmehl, u.a. zur
Streckung, da Wachs im Mittelalter eine begehrte und kostbare
Ware darstellte, die nicht immer ausreichend zur Verfügung
stand75).

Ab dem 12. Jahrhundert wurde das Wachs auch mit Grünspan,
Bolus, Zinnober oder Mennige eingefärbt78>. Rot galt dabei als
besonderes Vorrecht, wurde aber allgemein verwendet.
Interessant ist dabei, daß rotes Wachs etwa dreimal so teuer
war wie grünes Wachs, wie aus einer Rechnung der münsteraner
Siegelkammer für das Geschäftsjahr 1566/67 hervorgeht77).
Ursache ist wahrscheinlich der höhere Preis für die benötigten
Pigmente Zinnober und Mennige.

Untersuchungen mittels C-13 FTNMR an englischen Königssiegeln
ergaben, daß die mittelalterlichen Siegel durchweg aus Bienen-
wachs bestehen, während die frühen modernen Siegel ab dem 18.
Jahrhundert alle einen Harzanteil enthalten, der als Kolopho-
nium identifiziert werden konnte, und außerdem z.T. auch noch

75> vgl. GIERISCH 1931; GÄRTIG 1967

76) Verschiedentlich werden auch blaue Siegel erwähnt [vgl.

ROOS 1797, S.12; EWALD 1975, S.156; KITTEL 1970, S.169].
Kittel vermutet als Pigment ein Kobalterz (Smalte). Seyler
nennt auch einige Siegelführer, die mit blauem Wachs
gesiegelt haben, so Seitz v. Kuenring (1372) und der Doktor
Johann Stockamer aus Nürnberg, dem 1524 von Kaiser Karl V.
das Recht verliehen wurde, in blauem Wachs zu siegeln [SEY-
LER 1894, S.165ff.]. Von den von mir zu blauen Siegeln be-
fragten Fachleuten hatte bisher aber noch keiner ein blaues
Siegel gesehen, sie kommen 1n unserem Raum anscheinend nur
äußerst selten vor.
77> JEILER 1906, S.157f.
 
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