Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
94

7.2. DAS DOMKAPITULARISCHE ARCHIV

Ursprünglich war das Archiv des Domkapitels im Turm der Dom-
kirche untergebracht, da hier die größte Sicherheit vor Brand
und Beschädigung gewährleistet war149>. Trotzdem wurde es bei
dem großen Stadtbrand 1121 großteils vernichtet und das Archiv
geriet in Vergessenheit.

Erst im 14. Jahrhundert entstand dann ein größeres Interesse
an einer übersichtlichen Signierung und Sicherung der Ur-
kundenbestände durch Kopiare; dabei entstand 1362 das große
Kopiar des Kapitels, das >Liber distinctionum<.
In der Folgezeit fand das Archiv wieder große Beachtung. Die
in der Wiedertäuferzeit (1534/35) angerichteten Schäden
brachten wahrscheinlich nicht so große Verluste an Urkunden,
da vorher Zeit genug war, die wichtigsten Urkunden auszu-
lagern. Die materielle Wiederherstellung der alten Ordnung be-
anspruchten das Kapitel aber so stark, daß an eine Ordnung des
Archives nicht gedacht werden konnte, wahrscheinlich befand es
sich zu diesem Zeitpunkt erneut im Domturm.

Erst eine straffere Organisation durch Bischof Johann von Hoya
rückte das Archiv wieder mehr ins Blickfeld, aber bis 1607 war
es noch ziemlich vernachlässigt. Erst danach wurde es aus dem
Turm ins Kapitelhaus verlegt und 1655 wurde mit einer neuen
Inventarisierung der Archivkisten durch den Registrator Witt-
feld begonnen. Aber durch den sich verschärfenden Konflikt
zwischen dem Bischof und der Stadt Münster beschloß das
Kapitel am 31.5.1656 aus Sicherheitsgründen alle Urkunden, die
man gegen die Stadt hatte, auf Burg Schönfliet bei Greven zu

149> KOHL, 1987, S.99ff.
 
Annotationen