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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0077

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Eine weitere Methode zum Zusammenfügen von Bruchstücken nennt
Gabrielle van Linden125); ihre Methode kommt ohne das Erwärmen
des Wachses aus, da sie die Erfahrung gemacht hat, daß beim zu
starken Erwärmen des Wachses besonders bei hellen Siegeln eine
Braunfärbung eintreten kann, und daß beim Erwärmen oft das
Siegelbild in Mitleidenschaft gezogen wird. Daher benutzt sie
Chloroform128) zum Zusammenfügen. Die Bruchstücke werden pas-
send zusammengesetzt und in die Bruchkanten wird etwas Chloro-
form geträufelt, so daß das Wachs verformbar wird und die
Bruchstücke zusammengedrückt werden können. Da Chloroform ge-
sundheitsschädlich ist, rät van Linden dazu, auf einem Absaug-
tisch zu arbeiten, der die schwereren Chloroformdämpfe nach
unten entfernt.

Als weitere Methode zum Zusammenfügen ohne Erwärmung nennt
Nusser Benzin oder Äther, das auf die Bruchstellen gepinselt
werden soll127).

Nach meiner Erfahrung ist das Zusammenfügen von Bruchstücken
mit Lösungsmitteln nicht besonders haltbar, da trotz des unbe-
streitbaren Anlösens der Bruchstellen nur eine Haftung, aber
keine feste Verbindung erreicht wird; zudem ist die Gefahr
recht groß, daß das Siegelbild beim Zusammendrücken der ange-
lösten Bruchstücke durch herausquellendes Wachs oder Lösungs-
mittel in seinem Erscheinungsbild geschädigt wird.
Das Einfügen von Brücken aus Metall oder (Hanf-)Fasern ist
meiner Meinung nach nur bei großen und schweren Siegeln wirk-
lich nötig, ansonsten bringt ein Zusammenschmelzen der Bruch-

125> LINDEN 1991

12ß) Chloroform: Trichlormethan (CHC13); MAK-Wert: 10 ppm;

Leberschädigend, narkotisch und Verdacht auf krebserregende

Wirkung; Dämpfe schwerer als Luft.

127> NUSSER 1958
 
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