Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

DOI Heft:
Nr. 2 (8. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


W MM




>Ä»>MII

< IN'

. >'.-O->

s-HK


Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
prämiert mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Karlsruhe, München, Paris, Gent und London.

Nr. 2

4. Jahrgang

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich «k L.so
vierteljährlich, Ausland 3.—

Stuttgart, 8. Januar 18S6
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeige«:
Die Nonpareille,eile oder deren
Raum so Psg., Auktionen 3» Psg.

Verbürgte
Auflage 4000.

Verbürgte
Auflage 4000.

Zentral-OrganfnrSammelwesen,
Versteigerungen «nd Alterthnmskunde.




Hohenasperg. Das äußere Festungsthor.

Der Reisende,
welcher von
Stuttgart aus
nach der Gar-
nisonsstadt Lud-
wigsburg fährt,
erblickt auf dem

sicht ringshin. Dieser Hügel wurde im Mai 1879 durch
Professor Oskar Fraas mittelst eines Stollens von
West nach Ost angefahren und zeigte bei 18 m Stollen-
länge ein Grab, das von Nord nach Süd lag. Auch
dieses war durch Holzrahmen umgrenzt und maß 3
und 2 m. In stattlicher Reihe stanven neben einander
an der Ostwand vier Broncegefäße, ein Kessel von 1 m
Durchmesser, ein geriefter Eimer, eine zweihenklige Am-
phore mit massiven Griffen mit prächtigen Löwen- und
Pantheiköpfen, eine einhenklige Kanne mit langer
Schnauze, hier und am Henkel phantastische Thierköpfe.
An der Westwand lagen Asche und weißgebrannte Kno-
chen bei runden Goldplättchen, länglichen goldenen Be-
satzstreifen, und ein Ring aus Ebenholz mit goldenem
Knopf. Sodann ein goldüberzogenes, reichverziertes
Löffelchen mit 8 Oeffnungen zum Durchseihern In der
Mitte fand man zwei griechische Thonschaalen, schwarz,
die eine innen mit hellrother Malerei, darstellend eine
nach rechts gewendete fackeltragende Frauengestalt

(Priesterin) zwischen einem Sessel und einem Altar;
außen ist die Schaale mit aufgenieteten Goldblechblät-
tern besetzt. Der Rand der Schaale ist innen mit einem
Epheukranz bemalt, während auf der zweiten Schaale
in gelbgrüner Farbe ein Kranz von schlanken Blättern
und glockenblumenartigen Blüthen läuft. Um die Un-
terseite der zweiten schaale sink wieder Blätter aus
Goldblech mit Nietnägeln befestigt. Neben den Schaalen
lagen eine Gürtelschnalle von Eisen und Gold und ein
goldener Armschmuck mit sehr feiner silberner Kette;
und ferner
die unteren
Enden zweier
goldener
Trinkhörner,
von äußerst
zierlicher Ar-
beit, je in
einenschönen
Widderkopf
auslaufend.
Die beiden
zuletzt ge-
nannten
Broncege-
fäße waren
mit einer
mehligen,
korkartigen
Masse ge-
füllt, die
beim Er-
hitzen auf
Platinablech
nach Weih-
rauchduftete.
—Angesichts
solcher
Funde in ei-
nem Neben-
grab, worin
augenscheinlich die Reste einer Frau bestattet lagen,
steigerte sich die Spannung auf's Höchste, als man am
12. Juni in dem 32 m vom Umkreis entfernten Mittel-
punkte des Hügels ankam. Es war aber bereits ver-
dächtig, daß der Boden in der Mitte sich lockerte und
zerstreute Menschen- und Pferdeknochen zwischen Schnecken-
schaalen und Thonscherben sich fanden. Bald genug
schwand leider die Hoffnung auf Funde gänzlich, denn
das 2,30 m in die ursprüngliche Erdfläche eingetiefte
mittlere Grab, zwar auch mit Holzdielen umgrenzt,
war vollständig geleert. Grabräuber waren längst von
oben her durch einen Schacht in das Fürstengrab ein-
gedrungen. Nach einem in dem Mittelgrab gefundenen
thönernen Topf zu schließen, geschah die Ausraubung
etwa in karolingischer Zeit. Die griechischen Schaaken
bieten einen festen Anhaltspunkt in der Zeitbestimmung
nach rückwärts, indem diese Art der Vasenmalerei nicht
vor das 4. Jahrhundert oder das Ende des 5. Jahr-
hunderts vor Christi Geburt zu setzen ist. In diese

dürste in uralten Zeiten dieser Berg ganz anderen
Zwecken gedient haben, denn sein Name erinnert an
die Äsen, die Götter der Vorzeit, und wir haben wohl
auch hier eine jener uralten Opferstätten vor uns, wie
sie unsere Vorfahren mit Vorliebe auf Höhen

Hohenasperg.
Schubartthurm und Schubartstube.

Wege dahin, zu seiner Linken, mitten aus dem Flach-
land emporragend, einen Hügel, gekrönt mit Mauern
und Festungsthürmen, an dessen Fuße das kleine Städt-
chen Asperg liegt. Das ist Hohenasperg, ehemals eine
württembergische Festung, und heute noch bekannt als
Haftort für Gefangene vornehmerer Art, nämlich für
Studenten, denen das Duelliren einen Konflikt mit den
Dienern des Gesetzes brachte, und für wahrheitsliebende
Redakteure, die dem Publikum etwas zu aufrichtig
waren, auch sonst für Leute, denen man ein paar Wochen
stillen Nachdenkens über sich selbst schaffen will. Wohl

und
Hügeln zu errichten pflegten. Um
den Asperg herum erheben sich
noch 3 Grabhügel von mehr als
200 Fuß im Durchmesser und 20
—25 Fuß Höhe. Einer derselben
wurde im
Jahre 1879
von O.
Fraas ge-
öffnet, und
die darin ge-
machten
Funde sind
interessant
genug, um
eine Beschrei-
bung dersel-
ben, wie sie
E. Paulus
gibt, hier an-
zuführen :
„Eine starke
Viertelstun-
de südlich
vom Asperg
liegt ein noch
etwas größe-
rer und sehr
wohlgeform-
ter Grabhü-
gel, das sog.
„Kleine
Aspergle",
gleichfalls
mit überra-
schender Aus-
Dieser Hügel wurde im Mai 1879 durch

Hohenasperg.
(Nachdruck verboten.)
 
Annotationen