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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 43 (21. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0341
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Verbürgte
Auflage 4000.

Zentral-OrganfürSammelwesen,
. Versteigerungen und Alterthumskunde.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.
Nr. 43. LI. 18»«. ..... 4. Jahrgang.
vierteljährlich, Ausland S.— (Erscheint wöchentlich.) Raum Sa Psg., Auktionen so Psg. v , r» r»

Anleitung zunr Sammeln von
Autographen.
Von
Engen Ritter von Mor-Sunnegg.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)

Fehlen bei werthvolleren Stücken die anhängenden
unbeschriebenen Seiten, so wird es sich empfehlen, die-
selben durch möglichst gut passendes Papier zu ergänzen,
jedoch hat man genau darauf zu sehen, daß der ange-
klebte Rand nur sehr schmal sei und zum Anheften des-
selben ein vollkommen farbloses Klebemittel zur An-
wendung komme. Schmutzflecken, soweit sie nicht be-
reits in das Papier völlig eingedrungen sind, lassen
sich unter Beobachtung der größtmöglichsten Sorgfalt
mit feinem Radirgummi ausputzen, und Fettflecken
entweder durch Fließpapier, das man darauflegt und
das man mit einem nicht allzuheißen Plätteisen über-
fährt , oder aber durch auf die beschmutzte Stelle ge-
streutes , feingeschabtes Federweiß, das man wieder-
holt wechselt, vollkommen sauber ausziehen. Das An-
wenden von Säuren und Salzen, wenn auch in noch so
verdünntem Zustande, empfiehlt sich nicht, da nur zu
leicht das Papier und die Schrift darunter schweren
Schaden erleiden, so wie denn überhaupt die Anwend-
ung von Flüssigkeiten bei Autographen stets ein gefähr-
liches Experiment ist. Wo die Flecken oder sonstigen
Schäden nicht allzu störend und den Werth des Stückes
stark beeinträchtigend sind, oder die Gefahr einer tief-
greifenden Lädirung dadurch keine zu große ist, empfiehlt
es sich, sie unberücksichtigt zu lassen, da bei Anwendung
von Radikalmitteln oder bei ungeschickter Handhabung
der Handschriften-Chirurgie leicht der Schaden vergrößert
und unreparirbar wird.
Einer Ausbewahrungsart sei hier Erwähnung ge-
than, die seinerzeit häufig in Gebrauch war und viel
zur Corrumpirung der Autographen beitrug: es ist dies
die Art, die Autographen an den vier Ecken der unbe-
schriebenen Rückseite mit Gummiarabicum rc. an den
Umschlag, deren jedes Stück der Sammlung einen eigenen
bedarf, anzuheften. Abgesehen davon, daß die Unmenge
von Umschlägen die Sammlung aufbauscht und schwer
unierbringbar macht, so werden die Stücke durch dieses
Ankleben sehr stark ruinirt, indem sie schwer oder gar
nimmer ganz von dem Umschläge loszumachen sind, ohne
daß ihr Aeußeres eine schwere Einbuße erleidet.
Gleich den Büchersammlungen und Naturalien sind
auch manchmal die Autographensammlungen ungebetenen
Gästen ausgesetzt, so den Anobien, Bücherläusen u. s. w.
Um einestheils diese lästigen und schädlichen Thiere fern-
zuhalten, anderentheils sie zu vernichten, empfiehlt es
sich, die Räume, in welchen die Autographen aufbewahrt
werden, häufig zu öffnen, die Stücke abzustäuben und
bisweilen auseinanderzulegen und dann den Friedens-
störern durch irgend welches Insektenpulver energisch an

den Leib zu rücken. Sehr empfohlen wird auch gegen
dieses Ungeziefer: Man erwärme Guttapercha in einem
eisernen Geschirr vorsichtig über Kohlen so lange, bis
sie völlig flüssig geworden ist, und setze der flüssigen
Masse etliche Löffel Photogen hinzu, lasse sie etwas er-
kalten , forme mit der Hand daraus kleine Kügelchen
und bringe sie an den Aufbewahrungsort der Auto-
graphen, um die lästigen Thiere einestheils fernzuhalten,
anderntheils sie zu vernichten.
Eine hübsche und interessante Zugabe zu den Hand-
schriften bilden die Porträts der Betreffenden, und die
meisten Sammler von Autographen sind in zweiter
Linie auch Sammler von Porträts und schmücken ihre
Autographen mit solchen Illustrationen. In der Thal
ergänzen sich die Handschrift und das Bildniß zu einem
Ganzen, und wenn beide nebeneinander betrachtet werden,
empfängt der Beschauer einen einheitlichen, harmonischen
Eindruck. Der Autographensammler thut daher gut,


Geschlossener Helm mit gelochten Backenstücken und Bister,
von einem Harnische des Kaisers Maximilian I. Um rsoo.

wenn er auch nicht eigentlicher Porträtsammler ist, seinen
Handschriften die Bildnisse der Schreiber, soweit sie ihm
leicht erreichbar sind, beizulegen, wie denn auch Zeitungs-
ausschnitte, die auf den Schreiber Bezug nehmen, als:
Nekrologe u. s. w , von Interesse sind, wenn sie der
Handschrift beigeschlossen werden. Freilich heißt's auch
hier Maaß und Ziel halten, denn sonst bläht sich die
Sammlung durch die Ueberfülle von Ausschnitten, Bild-
nissen re. so sehr auf, daß die Autographen völlig ver-
schwinden. Bei der oben empfohlenen Aufbewahrungs-
art, nämlich eine bestimmte Anzahl (etwa 20 bis 25)
von Autographen in eine Mappe zu vereinen, dürfte
es wohl schwer möglich sein, eine größere Zahl von
Beilagen den Autographen beizufügen. Auf das Bei-
legen von Porträts, sowie die Bildnißsammlungen
kommen wir noch zurück.
7) Autographenkataloge.
Anläßlich der Behandlung der Frage über die Ein-

ordnung und Gruppirung der Sammlungen haben wir
bereits des Zettelkataloges und früher noch (2. Abschnitt)
des Tausch- oder Doublettenkataloges und seiner Form
Erwähnung gethan. Es erübrigt daher nur noch fol-
gende Kataloge zu erörtern:
1) Den systematischen Katalog.
2) Das Desideratenverzeichniß.
3) Den Auktionskatalog.
4) Den Verkaufs- (antiquarischen oder Preis-)
Katalog.
Um einen Ueberblick über den Inhalt der ganzen
Sammlung zu gewinnen, empfiehlt es sich, nach der
Anzahl der Abtheilungen, in die man Sammlung ge-
bracht hat, für jede Abtheilung eine Liste zu machen
und nach der Reihenfolge, wie die einzelnen Stücke da-
selbst liegen, dieselben zu verzeichnen. Es ist dieser syste-
matische Katalog also nichts Anderes als eine Copie
der in jedem Umschläge voran befindlichen Srandorts-
verzeichniffe und dient nur dazu, ein abgerundetes,
scharfes Bild der ganzen Sammlung zu gewinnen. Um
über die Anzahl der Stücke jeden Augenblick im Lau-
fenden zu sein, empfiehlt es sich keineswegs, die Auto-
graphen selbst zu nummeriren, sondern darüber genaue,
aber möglichst kurze Ausschreibungen zu machen. Wir
geben im Nachfolgenden ein Beispiel eines systematischen
Kataloges und folgen hierbei der uns am zweckmäßigsten
scheinenden Eintheilung einer Universalsammlung, wie
sie v. Radowitz aufgestellt hat.
-4. Regierende Häuser.
a) Deutsche Kaiser.
Joseph I. (1705-1711)
Franz I. (1745-1765)
Ferdinand I. (1558—1561)
Leopold I. (1658-1705)
Mathias II. (1612—1619)
Karl V. (1519-1558)
Ferdinand III. (1637—1657)
Maximilian I. (1493-1519)
Rudolf II. (1576—1612)
Joseph II. (1765-1890) rc.
Wir folgen hierbei dem Prinzipe, die Autographen
nach der Reihenfolge ihrer Erwerbung einzulegen.
Das Desideratenverzeichniß besteht in
einem alphabetischen Kataloge der Namen jener Personen,
mit Beifügung des Charakters, deren Handschriften
einer bereits größeren Sammlung noch fehlen und die
bei sich darbietender Gelegenheit ergänzt werden sollen.
Dabei hüte man sich jedoch, allzuweit in die Vorzeit
zurückzugreisen, da mit der größeren Entfernung der
Lebenszeit einer Person von der Gegenwart die Wahr-
scheinlichkeit, eine Selbstschrift von ihr zu erlangen, rasch
abnimmt. Für Deutschland dürften Maximilian I. und
Martin Luther als Grenzsteine zu betrachten sein, über
die hinaus nur im glücklichsten Falle auf eine vereinzelte
Erwerbung zu hoffen ist. In Italien, England und
Frankreich läßt sich diesbezüglich noch um ein Jahrhun-
dert weiter zurückgreifen. Die Desideratenliste darf nicht
nur erste Namen enthalten, sondern überhaupt alle, so-
weit der Sammler sie zu erwerben hofft. Ein Nachtheil
 
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