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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 37 (9. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0293
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Zentral-OrganfürSammelwesen
Versteigerungen «nd Alterthnmsknnde.

Verbürgte
Auflage 4000

Verbürgte
Auflage 4000.
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Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.

Nr. 37.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich L.S0
vierteljährlich, Ausland S.—

Stuttgart, S. September L8S6.
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezeue oder deren
Raum L» Pfg., Auktionen S» Psg.

4. Jahrgang.

Anleitung zum Sammeln von
Autographen.
Von
Eugen Ritter von Mor-Sunnegg.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)

S) Aufbewahrung und Erhaltung.
Mir haben bereits im vorigen Abschnitt kurz über
eine, und wie ich glaube die zweckmäßigste, Art der
Aufbewahrung von Autographen gesprochen, nämlich
über den Umschlag für eine bestimmte Anzahl, sagen
wir 20 Stück, vorne mit dem Aufdruck, beziehungsweise
der Aufschrift der nöthigen Daten nach dem betreffenden
Einordnungssystem und als erstes Blatt innen ein kurzes
Verzeickniß der einzelnen Autographen nach ihrer Auf-
einanderfolge in der Mappe, respektive dem Umschläge.
Diese Aufbewahrungsart allein, wenn man nämlich diese
gefüllten Umschläge einfach aufeinander-
legen und so verwahren würde, kann
jedoch die Autographen vor mancherlei
Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, als:
Verstaubung und Lädirung durch Brüche
und Motten (Bücherwürmer) u. s. w.,
nicht genug schützen. Es empfiehlt sich
daher, die Umschläge noch etwa je nach
den einzelnen Abtheilungen des bei der
Einordnung beobachteten Systems in
eine, oder bei Abtheilungen von größe-
rem Umfange in mehrere, beziehungs-
weise bei solchen von geringerer Aus-
dehnung mehrere Abtheilungen in eine
Mappe zu verschließen, die dann auf
der Außenseite in Zierschrift oder Druck
den Inhalt verzeichnet erhält, zu verwahren. Am zweck-
mäßigsten erscheint hierzu die dehnbare oder fliegende
Mappe, das sind zwei Pappdeckel, die, gleichmäßig groß,
das Format des größten Folioschreibpapiers an Länge
und Breite etwa um 4 em übertreffen, und beide vier
gleichmäßig etwa 4 bis 5 em lange, senkrechte, paarweise
auf der oberen und unteren Hälfte angebrachte Einschnitte
tragen, durch welche ein entsprechend breites, starkes und
langes Band in der Weise hindurchgezogen wird, daß
die beiden Deckel zu einem Band mit regulirbar breitem
Rücken vereinigt werden. Die Innenseite dieser Papp-
deckel soll man vor dem Einschneiden mit einem mög-
lichst glatten Papier überkleben, so daß die eingeschlosse-
nen Mappen durch die Reibung nicht zu Schaden kom-
men. Sehr räthlich ist es, die Deckel überdies mit
Staubklappen zu versehen, etwa aus Leinwand, gleich-
wie die Kupferstichmappen, um die Autographen hinläng-
lich vor dem Eindringen des Staubes zu schützen. Diese
Art von Mappen bietet den großen Vortheil, daß sie
auch bei anschwellender Sammlung durch das Erweitern
des Abstandes der Pappdeckel genügenden Raum für
die Aufnahme der Umschläge mit Inhalt gewähren und

ebensosehr für den Anfänger als für den langjährigen
Sammler taugen. Diese dehnbare oder fliegende Mappe
findet aber nicht durchwegs bei Autographensammlern,
trotz ihres Vorzuges vor allen anderen, Anwendung
und so wollen wir denn im Interesse der Vollständigkeit
auch die übrigen Aufbewahrungsarten, wie sie ab und
zu bei Autographensammlern angewendet werden, kurz
erwähnen.
Als Gegenstück zur dehnbaren Mappe erscheint die
feste Mappe, das heißt die Mappe mit festem Rücken.
Die gefüllten Umschläge werden zuerst in eine weiche,
mit glattem Papier ausgeklebte, einer Schriftentasche
ähnliche Mappe aufeinandergelegt, deren Rücken gleich
einem Buchdeckel fix ist. Die rechte Fläche dieser Mappe
läuft in einen Ueberschlag aus, der den Schnitt dieses
buchartigen Convolutes und die Hälfte des oberen Deckels
beim Ueberklappen bedeckt. Das derartig verschlossene
Convolut kommt nun abermals in einen, nun aber festen
Buchdeckel mit Leinen-, Leder- oder Sammtrücken und
etwaigem Golddruck darauf, der sich durch Schließen,
wie die Mönchsbände, zusammenhalten läßt. Dieses
nun doppelt gesicherte Buch kann man überdies noch in

Autographen. (Text neben.)
Unterschrift Wilhelm'» IV. von England, 1SS0—37.
ein Futteral versorgen, so daß auch die Schnittflächen
an den Breitseiten vollkommen geschützt sind. So schön
das Aeußere einer derartig verwahrten Sammlung ist,
so wenig entspricht es dem Anfänger und auch lang-
jährigen Sammler, denn entweder bleiben beständig
Reste, die noch keinen Band füllen, aber auch in keinem
gefüllten mehr Platz finden können, und daher, um nicht
beschädigt zu werden, frei liegen bleiben müssen, oder
es treten durch stete Neuanschaffungen solcher Mappen
an den Sammler Ausgaben heran, die für die Vermehr-
ung der Sammlung selbst besser verwendbar sind.
Geeigneter, weil selbst für eine kleinere Anzahl von
Autographen brauchbar, erscheint der Autographenkarton.
Es ist dies eine gewöhnliche, genügend große und breite
Schachtel, deren rechte Längsseite, nur mit dem Boden
durch Leinwandbänder verbunden, sich auf- und nieder-
klappen läßt. Der Deckel ist entweder frei abhebbar,
oder aber mit der linken oberen Längskante des Rahmens
wieder beweglich verbunden, zum Auf- und Nieder-
klappen. Ein an der linken Längsseite angebrachtes
Schildchen mit der Inhaltsangabe vervollständigt diesen
Apparat.

Der Buchform nahe kommt ein anderer Karton.
Die Grundlage derselben bildet ein die Länge und
Breite der Umschläge im Hohlraume etwas übertreffen-
der, 12 bis 14 Zentimeter hoher Rahmen aus verhält-
nißmäßig schwachem, weichem Holze. Diesem Rahmen
gibt der Buchbinder einen festen und einen in einem
Charnier beweglichen Deckel. Das Innere dieses Käst-
chens wird wiederum mit sauberem, glattem Papier aus-
geklebt, das Aeußere aber, je nach Vorliebe, mit Lein-
wand, Leder, Sammet, etwa auch noch mit alterthüm-
lichen Beschlägen verziert und je nach dem künftigen
Inhalte mit einer entsprechenden Devise versehen. Zum
Einlegen und Herausnehmen der Autographen in diesen
Rahmen, beziehungsweise Karton, gehören noch zwei
gleichförmige überzogene Pappdeckel von der Größe
der Umschläge. Auf einem dieser Pappen werden nun
die Umschläge aufgeschichtet, unter demselben, in ange-
messenem Abstande der Breite des Deckels nach, werden
zwei entsprechend starke und lange Bänder gewunden;
der andere dient als Decke des Konvolutes. Soll nun
dasselbe in den Karton gebracht werden, so erfaßt man
mit beiden Händen die vier Bandenden und läßt das
schwebende Konvolut langsam hinein-
gleiten. Was den Verschluß dieser bei-
den Deckel, welche den Boden und die
Decke des Holzrahmens bilden, anlangt,
so bleibt dieser ganz dem Ermessen und
dem Geschmacke des Sammlers über-
lassen.
Sind nun die drei letztbeschriebenen
Aufbewahrungsarten für eine stetig an-
wachsende Hauptsammlung wegen ihres
beschränkten Fassungsraumes nicht son-
derlich empfehlens werth, so dürften sie
jedoch zur Aufnahme von einzelnen
Gruppen, die aus der Hauptsammlung
ausgeschieden werden, sehr geeignet er-
scheinen, da bei Gruppen kein so großer
Zuwachs zu befürchten ist. Als Aufbewahrungshüllen
für werthvolle Gruppen bilden diese mehr oder minder
prächtig ausgestatteten Mappen und Kartons eine schöne
Zierde der Bibliotheken, Raritätenkabinette oder Museen,
oder auch des Studir- und Arbeitszimmers des Sammlers.
Für den praktischen Bedarf, so namentlich für Haupt-
sammlungen, bewährt sich wohl die dehnbare Mappe
am meisten, wenn sie auch an Vornehmheit und Prunk
den übrigen Mappen und Behältern nachsteht. Die
zweite Art der Autographenkartons, die in Buchform,
wird wohl auch als Autographenalbum bezeichnet.
Für den Anfänger wird zur Aufbewahrung seiner
Schätze ein Bücherrepositorium, ein gewöhnlicher Kasten
und dergleichen genügen. Der Besitzer einer größeren
Sammlung dagegen wird sich zu einem Autographen-
schrank bequemen müssen, worin er sowohl die Sammlung
selbst, als auch die zu der Sammlung gehörigen Hülfs-
mittel, als: Bücher, Faksimilia re., sauber und zweck-
mäßig verwahren kann. Derselbe ähnelt einem Bücher-
schränke, in dessen Fächern die Sammlung, sei dieselbe
nun in Mappen oder in Alben aufbewahrt, die litterarischen
und graphischen Hülfsmittel, sowie die allfällig sonst
 
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