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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 40 (30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0317
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AMaae 4000
<^Us1Ukjc Versteigerungen und Alterthurnskunde.

Verbürgte
Auflage 4000.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.

Nr. 40.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich ^4 2.50
vierteljährlich, Ausland s.—

Stuttgart, LV. September 18S6
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum so Psg., Auktionen so Psg.

4. Jahrgang.


lhcuin

die Austernschalen und relativ oft erscheinen medizinische
Instrumente, während Handwerksgeräthe ziemlich selten
ist. Dr. Brunner hat „die Spuren der römischen Aerzte
auf dem Boden der Schweiz" aufgesucht und beschrieben.
Es ergab sich aus '' - - —.

Modell einer vollständigen mittelalterlichen Burg.
t) Burgweg. — 2) Burgthor mit Fallgatter. — s) Erkerthurm (Luginsland). — 4) Aeußerer Burghof (Barbacon).
— b) Zwinger mit dem zweiten Thor. — S) Thorthurm. — 7) Erker (Ueberzimmer). — S) Schartenmauer (Ziegel).
— g) Flacher Mausrthurm. — 10) Das Wohngebäude (PalaS). — II) Wachtthurm (Bergfried). — 12) Fenster mit
Fallladen zur Vertheidigung. — IS) Flankirender Thurm. — 14) Mantelmauer mit Schießscharten. — IS) Pech-
nass. — IS) Brustwehr mit Tragsteinen. — 17) Schießlöcher für Schützen. — 18) Graben.

seiner Schrift (Zürich 1891), daß in
unserem Lande Inschriften, welche
aus römische Aerzte Bezug haben,
gefunden wurden, ferner ein eaelrot
ä'ovulisto, d. h. ärztlicher Siegelstein,
besonders aber zahlreiche medizinische
Geräthe, wie Sonden, Pincetten,
Zangen, chirurgische Messer, Nadeln,
Katheter, Instrumentenbehälter und
Arzneikästchen. Bei all diesen Ob-
jekten handelte es sich aber um Ein-
zelfunde und bis heute ist aus
der Schweiz noch nicht ein
Fallbekannt, wo in einem und
demselben Hause oder in einem ein-
zigen Gemache eines römischen Ge-
bäudes eine größere Anzahl chirur-
gischer Geräthe oder von solchen, die
der Apotheker benutzt, gefunden wor-
den Wäre, ähnlich wie im „Haus des
Arztes" in Bregenz oder wie in
Pompeji. Etwa 110 chirurgische In-
strumente, 150 Fibeln und 180 Mün-
zen sind bis zum 22. August 1896
gefunden worden. Es war darum
interessant, zu sehen, wie in dem von
den Herren Kellersberger und Meyer
untersuchten Gebäude an der Römer-
straße im Hasel zu Baden eine ganze
Reihe derartiger Objekte zum Vor-
schein kamen. Da sind zunächst Son-
den einfachster Form. Am einen Ende
besitzen sie ein Kölbchen, das der Arzt
in die Wunden führt, um einge-
drungene Fremdkörper in denselben
nachzuweisen und Knochensplitter u.
dergl. zu erkennen. Manche dieser
Sonden weisen auf der dem Kölbchen
entgegengesetzten Seite ein Löffelchen
auf. Dieses hat offenbar den Zweck,
Medikamente aus den Behältern he-
rauszunehmen und dieselben entweder
auf das Wundband zu bringen oder
direkt in die Wunde selbst. Hier und
da findet sich auch ein chirurgisches
Löffelchen ohne Sonde.
Ein sondenartiges, aber sehr
massives Broncegeräth vom Hasel weist
am einen Ende ein Kölbchen auf
wie die Sonden, welches wohl als
Glühkolben beim Ausbrennen von
Wunden Verwendung fand. Derartige
Instrumente find ja von griechischen und römischen Aerz-
ten vielfach benutzt worden. Auf der andern Seite dieses
Brennkolbens ist eine Nadel, ebenfalls grob und dick.
Viel feiner sind andere chirurgische Nadeln gearbeitet,
besonders eine Nadel mit Doppelöhr, deren Stil unter

Die Ausgrabungen in Baden.
(Schluß.)

Vom 12. August meldet das erwähnte Tagebuch
als Funde:
„Glastrte Scherben, Fibeln, 2
Münzen, Broncebeschläge, Löffelchen
und Glas; vom 13. August: Schönes
blaues Glas, Koralle (Email- oder
Glasperle: I. H.), 7 Fibeln, 10
Münzen; 14. August: Koralle, Bronce,
Bronceknöpfe, 2 Münzen, Bronce-
nadeln, Broncehenkel.
16. August: Broschen (Fibeln),
3 Stück marmorirtes Glas. Am fol-
genden Tage fanden sich eine email-
lirte Fibel in derselben tiefliegenden
Schickt, ein Ring aus Bronce, blauer
Farbstoff, außerdem ein großes Hirsch-
horn, Scherben aus Thon und Glas
und Fibelfragmente. Im Ganzen
waren bisher 80 Fibeln im Ausgra-
bungsgebiet entdeckt worden.
Am 21. August kamen 2 weitere
Fibeln zum Vorschein, wovon eine
aus Silber, daneben wieder ein Bron-
ceschälchen mit Inschrift; ein anderes
war am 8. August gefunden worden.
Dasselbe hat am Rand drei feine
Löchlein zum Aushängen. Am 23.
August fand sich ein Bronceblättchen
mit Einlagen, wohl ein Gürtelbe-
ffchlag, ferner eine Hülse aus Bein.
Am südwestlichen Ende des Aus-
grabungsfeldes fand man 2 Sonden,
Scherben aus Terra figil. mit Relief-
figuren, große Amphorastücke, ein
Lämpchen, Glasfragmente, Korallen,
Glasschlacken, Knochen, Broncefrag-
mente rc. Und beim Weitergraben
aus der Westseite der ganzen Anlage
kamen zahlreiche Austernschalen,
Glocken, ein Würfel, Beschläge und
Verzierungen von Schwertscheiden
zum Vorschein, ferner bemalte Wände
und so weiter.
Was war nun aber der Zweck
dieses großen Gebäudes? Es ist ei-
gentlich noch nicht Zeit, diese Frage
zu beantworten, da ja nur längs den
Mauern gegraben wurde, die Zimmer
selbst aber noch gar nicht ausge-
räumt sind. Indessen wollen wir doch
versuchen, uns eine vorläufige Ansicht
zu bilden. Charakteristisch ist vor
allem die Größe des Gebäudes und die geringe Zahl
von Mauern in demselben. Allerdings gibt es Funde,
die uns zeigen, daß innerhalb der großen, saalartigen
Zimmer, welche von den Mauern begrenzt werden, leichte
Zwischenwände bestanden. Diese bestanden aus Flecht-

werk, das mit Thon bekleidet war, und darum hat man
gar nicht selten Thonstücke gefunden, welche deutlich Ab-
drücke von Flechtwerk, Brettchen, Latten u. dergl. auf-
weisen. Neben den großen Zimmern gibt es einige
kleinere, die auf der Vorderseite des Gebäudes lagen,

also auf der Seite gegen die Bäder von Baden.
Auch die Funde sind sehr charakteristisch. Sehr
häufig erscheinen Gefäße aus Glas und Thon, häufig
sind Münzen und Fibeln, die dem Römer zum Zu-
sammenhalten des Mantels dienten, nicht selten sind
 
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