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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 24 (10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0189
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Verbürgte
Auflage 4000.

° Zentral-OrganfürSammelwesen
Auflage 4000. Versteigerungen und Alterthumsknnde.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.

Nr. 24.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich 2.50
vierteljährlich, Ausland 3.—

Stuttgart, 1«. Juni 1896
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.

4. Jahrgang.

Von der Numismatischen Ge-
sellschaft in Berlin.

Die Sitzung vom 13. April 1896 eröffnete der Vor-
sitzende unter Vorlegung einiger neu eingegangener
Schriften, darunter das Aprilheft der „Revue belge"
und eine Arbeit des Vereinsmitgliedes von Jakobs:
„Das Volk der Siebener-Zähler",
in welcher der Ursprung unseres
heutigen Zahlensystems im Anschluß
an neuerlich entdeckte altbabylo-
nische Maaße und Gewichte gesucht
wird. Alsdann hielt Herr Landge-
richtsrath Dannenberg einen Vor-
trag über die Gußbroncen der rö-
mischen Kaiserzeit (bis 180 n. Chr.),
indem er von dem Münzwesen der
Republik ausging. Nachdem man
sich in Rom auffallend lange mit
ungemünztem Kupfer (ass ruäs)
beholfen hatte, ging man im 4.
Jahrhundert vor Beginn unserer
Zeitrechnung dazu über, Geldstücke
durch Guß herzustellen, die auf der
Rückseite mit dem Bilde eines
Schiffes gezeichnet waren, während
die Vorderseite den Götterköpfen
Vorbehalten blieb. Die Münzein-
heit bildete der As, der in 12 Theile
(uneins) zerlegt wurde und 1 Pfund
(327,45 Gramm) wiegen sollte, aber
in den auf uns gekommenen Stücken
sich selten über 10 Unzen erhebt.
Nach etwa einem Jahrhundert (264
v. Chr.) wurde er auf ein Drittel
feines Gewichts verringert und
sank allmählich bis auf ein Vier-
undzwanzigstel (Semiuncialfuß),
womit der Anlaß gegeben war, vom
Guß zur Prägung des Münzstücks
überzugehen. Die zuerst 268 v. Chr.
erscheinenden Silbermünzen sind im
Werthe von 10 verringerten Assen
(daher Denarii) ausgeprägt und
an Stelle des Asses selbst trat
als Münzeinheit ein Stück von
2l/g Assen, der Sesterz (Drittehalb-
stück), der, in der Republik nur selten in Silber aus-
gebracht, unter den Kaisern das gewöhnliche Kupfergeld
bildete. Die vom Vortragenden vorgelegte Münzreihe
eröffnete ein Libralas der ällesten Zeit, an das sich eine
Reihe theils durch die charakteristischen Bildnisse, theils
durch die Darstellungen der Rückseite bemerkenswerther
Gepräge bis auf M. Aurel anschloß. — Herr von der
Heyden zeigte eine Anzahl kostbarer Medaillen der bran-
denburgischen Kurfürsten von Joachim I. ab (Abguß
der im königlichen Kabinett befindlichen Arbeit des Hans

Schwarz) bis zum großen Kurfürsten, unter denen sich
namentlich das in der Festschrift der Gesellschaft ver-
öffentlichte Kleinod Johann Sigismund's in durchbroche-
nem, mir Perlen und Edelsteinen geschmückten Rahmen,
das mittelst feiner Kettchen an dem brandenburgisch-
preußischen Adler hängt, ebenso durch seine Zierlichkeit
wie seine Seltenheit auszeichnete. — Herr Hauptmann
Brause legte die vollständige Reihe der während der
Belagerung von Braunau im Jahre 1743 geschlagenen
Nothmünzen — 6 Stück in Gold, Silber und Blei —

vor und zeigte sodann drei schöne Medaillen: die eine
in getriebener Arbeit, von Pieter van Abeole herrührend,
auf die Vermehrung des Wappens der Stadt Amster-
dam, die zweite, gegossen, mit einer interessanten Dar-
stellung der Belagerung dieser Stadt im Jahre 1650,
endlich eine von Ludwig XIV. zur Erinnerung an die
Eroberung von Burgund 1668 geprägte. Herr Regierungs-
rath Friedensburg sprach über einen von ihm für das
Münzkabinett der Stadt Breslau erworbenen schlesischen
Thaler Kaiser Ferdinand's I. mit der Jahreszahl 1564,

der aber nicht aus diesem Jahre stammen kann, weil
man damals Guldenthaler prägte, während das vor-
liegende Stück ein schwerer Thaler ist, so daß die An-
nahme naheliegt, daß es erst unter Maximilian geschla-
gen ist, der auch in Wien und in Kremnitz mit dem
Bilde seines Vaters hat prägen lassen. Dann sprach er
über die beiden Breslauer Medailleure Hans Rieger
Vater und Sohn, deren mit L. L. gezeichnete Werke in
Münzbüchern und Katalogen einem gewissen „Hans Ry-
dell" zugeschrieben zu werden pflegen. Einen Stempel-
schneider dieses Namens hat es aber
niemals gegeben, ein Hans Riedel,
der auch Rüdel, Rüdell u. ä. ge-
schrieben wird, war in den 1620er
Jahren Wardein bei der kaiserlichen
Münze zu Breslau und hat die
meisten der aus ihr hervorgegang-
enen Gepräge mit seinen Namens-
buchstaben gezeichnet. Der Wappen-
stein- und Münzeisenschneider Hans
Rieger der ältere starb 1653 im
Alter von 73 Jahren, sein Sohn
wird noch bis 1660 erwähnt; die
Werke beider auseinanderzuhalten
dürfte sehr schwer sein. Unter den
vielen Münzen und Medaillen, zu
denen diese — übrigens ziemlich
unbedeutenden — Künstler die
Stempel geschnitten haben, verdient
besondere Erwähnung eine jüngst
bekannt gewordene Medaille mit
dem Bilde des Schwedenkönigs
Gustav Adolf und der Jahreszahl
1634, ein Denkmal des Versuchs
der evangelischen Schlesier, unter
schwedischem Beistand sich der
habsburgischen Herrschaft zu ent-
ziehen. Endlich legte der Vor-
tragende noch die bereits von Er-
man als zusammengehörig erkannten
Medaillen auf Benedikt Stimmet
und Albert Wieß, beide von 1579,
in Abgüssen nach den Urstücken des
kgl. Kabinetts, sowie im Original
aus seiner Sammlung eine solche
ebenfalls nach 1578 auf Abraham
von Grüneberg, Vogt zu Krossen
und Komthur zu Lossen, vor, die
zweifellos von demselben Künstler,
wie jene herrrührt. Da Simmel
erster Bürgermeister in Frankfurt a. O. war (gest. 1602
im Alter von 80 Jahren), Wieß einer Frankfurter Pat-
rizierfamilie entstammt und Grüneberg's Familie in
den Grenzgebieten zwischen der Mark und Schlesien an-
gesessen war, so liegt die Vermuthung nahe, daß der
Verfertiger dieser Stücke der zu Frankfurt angesessene
Münzmeister Franz Friedrich oder sein nach Breslau
übergesiedelter Sohn, der Wappensteinschneider Johann
Friedrich, gewesen ist. — Herr Dr. Bahrfeldt besprach
zwei jüngst erschienene numismatische Bücher: Coraggioni,

Ein Turnier in Paris, 1389. (Text Seite 188.)
 
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