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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 48 (25. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0381
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'Zetwml^vgaafikSmmitelwes«,
E Versteigerungen und Alterthumskunde.

Verbürgte
Auflage 4000.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.

Nr. 48.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich L.so
vierteljährlich, Ausland s.—

Stuttgart, 2S. November L8S6.
(Erscheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareille»«!« oder deren
Raum ro Psg., Auktionen SO Pfg.

4. Jahrgang.

Die Wissenschaften sind Gemeingut,
weil das Denken Gemeingut ist, und
das Denken aus der Quelle deS Wissens
schöpft. (W. Wundt.)

Anleitung znrn Sammeln
von Münzen.
Von
Dr. M. KirmiS.
(Fortsetzung.)
(Nachtruck verboten.)

Unter der Herrschaft der Karolinger.
Der Uebergang von der Gold- zur Silber-
Ivährung vollzog sich im Frankenreiche zu Ende des
siebenten und in der ersten Hälfte des achten Jahrhun-
derts. Er wurde durch keine politische Maßnahme ver-
ursacht, sondern war eine natürliche Folge der Vermin-
derung des Edelmetallvorrathes, der dadurch verursachten
Steigerung des Geldwerthes und des Sinkens der Preise.
Wie bedeutend zu Anfang des Zeitraums der Besitz


Denar Karl's des Großen, in Bonn geprägt.
war, zeigen die hohen Bußen und die Erwähnung großer
Summen, z. B. von 16,000 Solidi bei Privaten; zwei-
hundert Jahre aber, in denen fast kein Zufluß von Edel-
metall stattfand, mußten den Werth desselben enorm
steigen lassen; die Buße von einem Goldsolidus drückte
im achten Jahrhundert viel stärker wie im sechsten, die
Naturaltaxe, wie sie zum Beispiel im ribuarischen Recht
streng normirt vorliegt, kam gegen die Metalltaxe in

Denar Karl's des Großen, Mm. Odalricus.


Vortheil. Auch Scheidemünze mußte im achten Jahr-
hundert fehlen, da die Merowinger so gut wie kein
Kupfergeld geprägt hatten, und so fing man, dem Be-
dürfniß entsprechend, an, wahrscheinlich zuerst in Metz
und in anderen Münzen des westlichen Australiens,
Silberdenare in größeren Mengen auszuprägen. Ebenso
allmählich vollzog sich, aus dem Volke heraus, die
Ersetzung deS Goldsolidus durch einen

idealen Silbersolidus, welcher zu zwölf der
neuen Denare gerechnet wurde.
Die amtliche Bestätigung erhielt das neue Geld-
system anscheinend zuerst in einem Kapitular Karlmann's
v. I. 745, welches die Beschlüsse der Synode von Les-
tines verkündet. Es heißt darin: Statnimug . . ut au-
nis sinKulis äs nuaguagus easata soliäns, iä 88t
äuoäseiw äsnarii, aä seeleoiaw vsl aä wonaste-


Halbdenar Karl's des Großen. (0,45 Gramm, Kieler Sammlung.)

rinm rsääatur." Die neuen Denare wogen rund 1,2
Gramm Silber, der ideelle Solidus werthete also 14,4
Gramm Silber, was bei einem Goldsolidus von 3,6
Gramm und der Relation 4.A:^u—1:12, eine Er-
höhung des Metallwerthes nm 67«/g bedeutet. Vor-
handene Aufzeichnungen bewahrheiten dies aus dem
Sinken des Bodenwerthes und der Lebensmittelpreise.


Denar Ludwig'S deS Frommen (814—840).

Die Prägungen Pipin's des Kurzen (752—768).
Aus den Beschlüssen des Reimser Konzils v. I. 813
geht hervor, daß Pipin im Anfänge seiner Herrschaft
durch eine (verloren gegangene) Verordnung das mero-
wingische Kurantgeld der Solidi und Trienten aufhob
und durch den Silbersolidus und Denar ersetzte. In
einem weiteren Kapitular ohne Ort und Jahr, aber

Denar Ludwig'S des Frommen für Aquitanien.
(i,049 Gramm, Kieler Sammlung.)


nach 752, wird das Münzwesen geordnet — „Vs monsta
vonstitniwns, ut amplius non badsat in libra psnsants
nisi 22 soliäo8 st äs ipsi8 soliäio monstarirw aooipiat
ooliämn 1 et illo8 »Iio8 äowino eusu8 ount rsä-
äat", — aus dem vollen Pfunde Silber sollten also
22 Solidi, d. h. 264 Denare ausgemünzt werden, Jeder-
mann war befugt, in den Staatsmünzen prägen zu
lassen, der Münzer erhielt für jedes Pfund Münze einen

Solidus als Schlagschatz und Prägegeld. — Nach dem
römischen Pfunde berechnet, würde der Pipinsdenar
normal 1,243 Gramm Silber wiegen, das faktische Ge-
wicht ist sehr schwankend, für die letzten Prägungen aber
etwas höher, ungefähr 1,248 Gramm. — Die Vorder-
seite der Denare trägt die Buchstaben R(sx) v(ipinus)
oder L(sx) §(raneorllm), die Rückseite eine Legende,


Denare Pipin's deS Kurzen. (752—768.)

oder ein Monogramm, oder den lokalen Merowinger-
typus. Auf einem für Almosenzwecke bestimmten Denar
findet sich „VOL — ?I?I und LVI — L08I - 84.."
Von jetzt deutschen Münzorten kennt man Mainz, Neuß,
Straßburg und Trier. Die Personalbezeichnungen» 04.V
— VO, V4.V, LIV — 0" sind noch nicht erklärt.
Das Münzwesen unter Karl dem Großen

Denar Lothar's I. (840—855), in Trier geprägt.


(768—814). Die schriftlichen gleichzeitigen Quellen sind
dürftig, ohne jede Angabe über den Münzfuß und die
Münzverfassung. Das Oaxitulars äs monsta
(Lon. dsrm. !>. vsK. I. 159), wahrscheinlich v. I. 809,
ist nur in einer äußerst unvollständigen und lückenhaften
Handschrift erhalten. Klar geht aus den Fragmenten
hervor, daß die Münzer der Aufsicht der Grafen unter-

Denar Karl's II., des Kahlen. (843-877.)


stellt sein sollten, und daß die Münzthätigkeit nur in
der dazu bestimmten Oertlichkeit auszuüben sei. Aus
dem „Oapitnlars episooxornm" v. I. 779
ergibt sich durch die Abstufungen: libra, weäia libra,
gningns ooliäi, daß i. I. 779 das Pfund bereits in 20
Solidi getheilt wurde. (Fortsetzung folgt.)
 
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