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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 49 (2. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0389
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Verbürgte
Auflage 4000.
Zentral-OrganfürSammelwesen,
Versteigerungen und Alterthumskunde.
Verbürgte
Auflage 4000.
Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
gegründet 1881, prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.
Nr. 49.
Abonnement: Stuttaart, 2. Dezember 189«. Anzeigen:
Deutschland u. Oesterreich L.SO " ' Ä Die Nonpareillezeile oder deren
vierteljährlich, Ausland s.— (Erscheint wöchentlich.) Raum 20 Pfg., Auktionen so Pfg.
4. Jahrgang.

Di« Wissenschaften sind Gemeingut,
weil das Denken Gemeingut ist, und
das Denken aus der Quelle de» Wissen»
schöpft. (W. Wundt.)

Anleitung zum Sammeln
von Münzen.
Von
Dr. M. Kirmis.
(Fortsetzung.)
(Nachtruck verboten.)

Das „Oapitnlars Llautuanum" v. I. 781
besagt, daß vom 1. August d. I. ab die alten, bis da-
-hin geprägten Denare Pipin's und Karl's aufhören soll-
len , gesetzliches Zahlmtttel zu sein, was wiederum
voraussetzt, daß neue Denare in genügender Zahl
vorhanden waren.
Im „Onxitularo vranllokurtouss" (794)
wird die gleichmäßige Annahme der neuen Denare an-
befohlen und Diejenigen werden mit Strafe bedroht,
welche sic zurückweisen würden.
Das „Oapitulars 8s.xonivum" (797) adop-
tirt die fränkische Münzordnung für Sachsen, die Kapi-
tulare von Dietenhofen (80b) und Nimwegen (808) be-
fehlen, daß wegen der vielen vorkommenden Fälschungen
nur am Orte der Hofhaltung geprägt werden sollte.


Denar Karlmann'», Sohn Ludwig'» des Deutschen. (876—880.)

Die Gepräge Karl's d. Gr., welche sich im
Allgemeinen durch geringen Radius auszeichnen, sind
nicht immer leicht von denen seiner gleichnamigen Nach-
folger — Karl's II. (843-877) und Karl's III. (876-
888), die auch den Titel „Imperator" führten, sowie
Karl's d .Einfältigen (898—923) — zu unterscheiden, doch —
aber dürfte hei den Denaren der ersten Regierungsjahre
kaum ein Jrrthum möglich fein, wohingegen die Stücke
mit dem Kirchengebäude besondere Aufmerksamkeit er-
fordern. Die wichtigsten Abschnitte in der Regierungs-
zeit Karl's d. Gr., die Eroberung Italiens (774/75)
und die Annahme des Kaisertitels (800) , bilden auch
Marksteine für die Geschichte der Prägungen unter Karl.
Die Denare der ersten Periode (768—775)
ähneln den rohen Typen Pipin's; die Hauptseite zeigt
ffast stets zweizeilig den Namen OL.RO—VV8, die Rück-

seite die Buchstaben L(sx)§ (rcneornm), oder eine Orts-
bezeichnung, oder einen Personennamen.
Die Eroberung Italiens leitet zu der zweiten
Periode (775—814) hinüber. Verhältnißmäßig schöne,
in Lucca, Parma, Rom . . . geprägte Denare zeigen den
Titel: „0XLVV8 MX VR LI ^0?-VI' LOLI",
— italienische Künstler verbesserten den Stempelschnitt


Denar Ludwig'» II., de» Deutschen (813—876.)

in den fränkischen Münzstätten, besonders in den speziell
höfischen.
Das Monogramm tritt auf, die ganze Fläche be-
deckend, oder innerhalb der Legende; der christliche Tem-
pel erscheint; die Umschriften: „OXLVV8 MX b'L,"
der Stadtname „XLIM^-X^ MVI6I0" umgeben

Denar Ludwig'S, des Sohnes Lothar's I. (855—875.)


ein Monogramm, oder das Kirchengebäude, oder ein
Kreuz; die Bezeichnungen „VX LlvI^VVO XOVO",
und „LlLPXVV OLLNUX, (nach 800) harren noch einer
annehmbaren Erklärung.
Nach dem Jahre 800 erscheint die lorbeerbekränzte
Büste des Kaisers mit „O^Ll-U8 — ILI? L.UE", oder

geprägt wurden nur Denare und tzalbdenare, der Soli-
dus war Rechnungsmünze. Währungsmetall war das
Silber, und Silber wurde ausschließlich zu Münzen ver-
prägt; die ganz seltenen, 2,55 bis 3,65 Gramm wiegen-
den Goldprägungen Karl's mit VOL—OH (Urs») sind
Gelegenheitsstücke, wohl mit dem Denarstempel in Gold
geprägt. Hätten sie als Münzen zu 40 Denaren dienen


Denar Ludwig'» III., de» Jüngeren (876—882), in Metz geprägt.

sollen, dann mußten sie 5,1 Gramm wiegen.
Karl führte auch an Stelle des römischen ein neues
schwereres Münzpfund ein; über die Zeit der Einführ-
ung aber, sowie über die Größe dieses Pfundes herrscht
keine absolute Sicherheit. Denn man kennt keinen Er-
laß, welcher direkt den neuen Fuß und das neue Ge-

Denar Arnulf'» (887—8SS), in Mainz geprägt.


wicht einführte, und es ist bis jetzt kein aus der Zeit
Karl's d. Gr. herrührendes Gewichtsstück aufgefunden
worden, oder auch nur eine unmittelbare Kopie eines
solchen.
Aus dem Oapitnlars Uantuauum wissen wir, daß
im Jahre 779 bereits die Theilung des Pfundes in 20

Denar Karl's III-, de» Dicken. (881—887.)


VN LL.LVV8 ILl? ^IIO MX v LI v" (^rios), die
Rückseite gibt den Prägeort an und zeigt die Kirche, oder
das Stadtthor, oder eine Art Wappen, wie bei Dorestat
ein Seeschiff.
Mit Karl d. Gr. beginnt ein neues Münzsystem,
welches sich, was die Theilung anbelangt, in Deutschland
bis zur Zeit des Interregnums erhielt. Das Pfund
zerfiel in 20 Solidi, der Solidus in 12 Denare, aus-

Denar Karl'» de» Einfältigen (t 92z, in Straßburg geprägt.


Solidi üblich war, und die Betrachtung der Funde von
Karolingermünzen lehrt uns, daß die älteren Denare,
von rohem Schnitt im Allgemeinen, wesentlich leichter
sind, wie die späteren, besser gearbeiteten; die Einführung
des neuen Fußes dürfte also um 775 erfolgt sein.
(Fortsetzung folgt.)
 
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